Hessens neue Seniorenministerin Diana Stolz ruft dazu auf, bei Gewalt in der Pflege nicht wegzusehen. «Da gibt es die verschiedensten Formen», sagte die Christdemokratin in Wiesbaden in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. «Es gibt Gewalt vom Pflegepersonal gegenüber den zu Pflegenden, Gewalt von Gepflegten gegen das Pflegepersonal und Gewalt unter den Bewohnern einer Pflegeeinrichtung.»

Dazu zählten nicht nur körperliche Angriffe. «Es kommt auch zu verbaler Gewalt», sagte Stolz. «Für mich ist jegliche Gewalt inakzeptabel und durch nichts zu rechtfertigen.» Betroffene könnten sich – abgesehen von der Einrichtungsleitung – auch an die zuständige Betreuungs- und Pflegeaufsicht in den sechs Hessischen Ämtern für Versorgung und Soziales in Darmstadt, Frankfurt, Fulda, Gießen, Kassel oder Wiesbaden wenden. Meldungen können dort laut der Seniorenministerin auch anonym abgegeben werden.

Der neue schwarz-rote Koalitionsvertrag sieht den Ausbau von Kinderschutz und Gewaltprävention vor. In Zusammenarbeit mit dem Landespräventionsrat will die Landesregierung demnach unter anderem «für Gewalt in Pflegeheimen sensibilisieren».

Seniorenministerin Stolz betonte: «Wenn zum Beispiel ein Pfleger Gewalt eines Kollegen mitbekommt, sollte er sich nicht als Verräter sehen, sondern sich trauen, sich an die Pflegeaufsicht zu wenden. Diese steht dafür auch allen Pflegebedürftigen sowie ihren Angehörigen zur Verfügung. Sie wird entsprechenden Hinweisen nachgehen.»

Die CDU-Politikerin unterstrich, der Großteil des Pflegepersonals leiste herausragende Arbeit. «Wenn man sich mit Pflegerinnen und Pflegern unterhält, sind ganz viele dabei, die ihren Beruf als Berufung sehen. Sie beeindrucken mich sehr.» Die Seniorenministerin ergänzte: «Das sind oftmals Menschen, die mir auch widerspiegeln, wie viel positive Resonanz sie von den zu Pflegenden und auch deren Angehörigen bekommen. Das wird leider zu selten in der Öffentlichkeit wahrgenommen.» Die Ministerin verwies auch darauf, dass mehr als 80 Prozent der Pflegenden in Hessen zu Hause versorgt würden. Das sei eine enorme Leistung der Angehörigen.

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