Vom klassischen Trabi über lecker Tempo-Bohnen bis hin zum Original-Computer aus dem VEB Büromaschinenwerk Sömmerda: Das Berliner DDR-Museum hat den Stoff, aus dem die Träume aller Ostalgiker*innen gemacht sind. Nun hat das Museum nach langer Vorbereitung am Mittwoch den Grundstein für sein neues Depot im Berliner Osten gelegt. Geplant ist dabei mehr als eine simple Lagerhalle.
Seit 2005 hat die private Sammlung mehr als 350 000 Objekte aus der Zeit des Arbeiter-und-Bauern-Staates zusammentragen können. Das DDR-Museum profitierte von Haushaltsauflösungen, Archivschließungen oder ersteigerte historisches Gut. Die bekannte Ausstellung in Mitte, ein Magnet für Berlin-Tourist*innen aus aller Welt, eröffnete 2006. Laut Geschäftsführer Quirin Graf Adelmann sind es genau diese Einnahmen, die dem Berliner DDR-Museum jetzt den Neubau in Marzahn-Hellersdorf ermöglichen. Mittel aus der Öffentlichen Hand stünden der Sammlung nicht zur Verfügung.
»Bisher war es uns technisch nicht möglich, die komplette Sammlung zu öffnen«, sagt Adelmann zu »nd«. »Viele der Objekte waren einfach zu groß.« Allein an Fahrzeugen stünden dem Museum rund 300 Exemplare zur Verfügung, inklusive einer breiten Auswahl an Motorrädern, Rollern und Mopeds. Auf dem neuen Grundstück im Ost-Bezirk gibt es dafür genug Platz. Rund 2100 Quadratmeter sollen letztendlich am Pyramidenring 10 zur Verfügung stehen.
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Der Plan lautet: Die Ausstellungsstücke, die gerade keinen Platz im Museum finden oder nicht an andere Ausstellungen verliehen sind, werden im Ostberliner Depot der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. »Wir wollen Marzahn beleben«, kündigt Adelmann an. Für den Museumschef ist es vor allem ein Projekt für die Menschen vor Ort. In Asien sei es nicht unüblich, Einheimischen im Gegensatz zu Tourist*innen den Eintrittspreis zu Gärten oder Museen zu erlassen. »Ich halte das für eine gute Idee.« Auch das DDR-Museum habe im Moment nicht vor, Geld für den Eintritt zum Depot zu verlangen.
Mit dem Umzug nach Marzahn-Hellersdorf endet für die Verantwortlichen ein zuletzt angespanntes Mietverhältnis in Spandau. Seit 2015 konnte das Museum dort seine Sammlung unterbringen – bis es zum Prozess mit dem Vermieter kam. »Er wollte uns rausklagen für ein Wohnungsbauprojekt«, sagt Museumschef Adelmann. Vor dem Bundesgerichtshof habe der Kläger schließlich verloren.
Bleiben wollte man trotzdem nicht. Seit 2018 bemühte sich das DDR-Museum um einen neuen Standort, hatte zunächst eine Lagerhalle an der Premnitzer Straße ins Auge gefasst, in der bis zuletzt das Zeitgeschichtliche Archiv untergebracht war. Doch die Verhandlungen mit dem Land Berlin, Eigentümer an der Premnitzer Straße, scheiterten. Am Pyramidenring war es letztlich die Evangelische Kirche, die sich 2019 zum Verkauf ihres Grundstücks bereit erklärte.
Rund fünf Jahre gingen also bis zur Grundsteinlegung ins Land. Auf die Baugenehmigung und den Abschluss diverser Verwaltungsprozesse habe das Museum lange warten müssen, so Adelmann. »Allein der Anschluss an Wasser und Strom hat eineinhalb Jahre gebraucht.« Jetzt aber zeigt sich der Geschäftsführer zufrieden: »Wir können größer werden oder wir können kleiner werden. Wie wir es eben brauchen.« Das Depot soll mit Solarenergie betrieben werden, eine durchdachte Klimatisierung für die idealen Lagerbedingungen sorgen.
Der Vorlauf war lang, umso schneller soll es jetzt bis zur Eröffnung gehen: Bis Mitte Oktober will das Museum die Bauarbeiten abschließen und bis Ende des Jahres die Tore für Besucher*innen öffnen. Es bleibt nur wenig Zeit, um das kostbare DDR-Kulturgut aus Spandau in den Osten zu verfrachten. Auf rund 140 Fahrten mit bis zu zwölf Tonnen schweren Lkws sollen unter anderem Möbel von Wilhelm Pieck und Erich Honecker das Zuhause wechseln.
Für die Geschäftsführung des Museums ist das Projekt in Marzahn-Hellersdorf ein Lichtblick nach zuletzt nicht allzu leichten Zeiten. Ende 2022 platzte im selben Gebäudekomplex, in dem sich auch das DDR-Museum in Mitte befindet, das Riesenaquarium Aquadom. Die freigesetzten Wassermassen fluteten auch die benachbarte Ausstellung, zwangen das Museum bis März 2023 für rund drei Monate zu schließen.
Bundesweit scheint es um DDR-Museen derzeit schlecht bestellt. Mit der »Welt der DDR« wurde zuletzt eine große Sammlung in Dresden aufgelöst. Gerade kleine Standorte stünden vor dem Ende, weil Betreiber*innen nach und nach sterben würden, sagt Adelmann. Umso wichtiger sei es, den eigenen Bestand auszubauen und für die Menschen zu bewahren.
Im DDR-Museum ist derzeit die Sonderausstellung »Kleiner Bruder, großer Bruder – Die DDR und die Sowjetunion« zu sehen. Die Ausstellung hat täglich von 9 bis 21 Uhr geöffnet.
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