Inzwischen ist sich auch Trainer Frank Schmidt sicher: Den beruhigenden Vorsprung auf Relegationsplatz 16 wird der 1. FC Heidenheim in den verbleibenden drei Bundesliga-Partien nicht mehr verspielen. Zumal der Klub aus Baden-Württemberg obendrein das deutlich bessere Torverhältnis (-8) als die Konkurrenz im Tabellenkeller vorweisen kann. „Mit 37 Punkten bleibst du drin. Ich glaube, deswegen kann man auch verstehen, dass wir dann mit unseren Fans gefeiert haben, weil es was Besonderes ist“, sagte Schmidt nach dem 1:0-Erfolg vor einer Woche bei Darmstadt 98.

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Als Aufsteiger stand der FCH vor dem Spieltag auf Rang zehn des Klassements. In Abstiegsnot geriet die Schmidt-Elf zu keinem Zeitpunkt der Saison. Vielmehr überzeugte sie von Beginn an mit ihrem leidenschaftlichen und laufintensiven Fußball. 7792-mal setzten die Heidenheimer in dieser Saison zum Sprint an (Quelle: bundesliga.com) – keine Mannschaft aus Deutschlands Oberhaus kann da mithalten. Bei der zurückgelegten Laufstrecke liegt die Schmidt-Elf mit 3727,4 Kilometern auf Rang zwei, knapp hinter Union Berlin. Jeder arbeitet für jeden.

Doch nicht nur die mannschaftliche Geschlossenheit zeichnet Heidenheim aus, sondern auch die Klasse der Einzelspieler. So hat es Offensivspieler Jan-Niklas Beste mit sieben Toren und zwölf Vorlagen sogar in den Kader der deutschen Nationalmannschaft geschafft – wenngleich er verletzungsbedingt nicht zum Einsatz kam. Auch Angreifer Tim Kleindienst hatte keine Anpassungsschwierigkeiten an das höhere Niveau in der Bundesliga und steuerte schon elf Treffer sowie vier Vorlagen bei. Eren Dinkci, mit 36,41 km/h der schnellste Spieler der Liga und ab Sommer beim SC Freiburg unter Vertrag, kommt auf acht Tore und vier Assists.

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Sie alle haben großen Anteil daran, dass sich der FCH im ersten Bundesliga-Jahr sogar noch für das internationale Geschäft qualifizieren könnte. Der Rückstand auf Rang sieben betrug vor dem Spieltag nur drei Punkte, Platz acht war sogar nur zwei Punkte entfernt. Dieser würde für die Conference League reichen, wenn Bayer Leverkusen das DFB-Pokalfinale gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern gewinnt. Von all dem will man in Heidenheim aber nichts wissen.

Erfolgstrainer des 1. FC Heidenheim: Frank Schmidt.

Erfolgstrainer des 1. FC Heidenheim: Frank Schmidt.

„Ich glaube, da müssen wir wirklich die Kirche im Dorf lassen“, sagte Torwart Kevin Müller nach der Partie in Darmstadt. Es sei zwar „vielleicht ein bisschen langweilig, aber da sind noch andere Mannschaften, die wahrscheinlich ein bisschen mehr Qualität mitbringen als wir. Da wissen wir schon, wo unser Platz ist.“ An der Brenz bleibt man trotz des fast sicheren Klassenerhalts bescheiden. Versuchen werde man natürlich dennoch, jedes der verbleibenden drei Spiele siegreich zu gestalten, so Müller. Den Anfang wollen die Heidenheimer schon an diesem Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) im Heimspiel gegen den abstiegsbedrohten FSV Mainz 05 machen. Danach folgt das Auswärtsspiel beim SC Freiburg, einem möglichen Europa-Konkurrenten, ehe es am letzten Spieltag gegen Kellerkind 1. FC Köln geht.

Heidenheim holt Conteh aus Paderborn

Im Hintergrund laufen die Planungen für das zweite Jahr Bundesliga derweil schon auf Hochtouren. Am Montag gab der Verein die Verpflichtung von Offensivspieler Sirlord Conteh – wohl als Ersatz für Dinkci – bekannt, der im Sommer vom Zweitligisten SC Paderborn zum FCH wechselt. „Conteh ist ein sehr interessanter Spieler, der insbesondere durch seine außergewöhnliche Schnelligkeit besticht. Wir sind davon überzeugt, dass er durch seine Spielweise eine Bereicherung für uns sein wird“, sagte Robert Strauß, sportlicher Leiter des Klubs. Außerdem bereits fix sind die Verpflichtungen von Sechser Julian Niehues (1. FC Kaiserslautern) und Achter Luca Kerber (1. FC Saarbrücken).

Die Heidenheimer wollen sich gut vorbereiten auf das zweite Jahr, das für einen Underdog-Verein oft noch schwieriger ist als das erste. Es gibt keine Aufstiegseuphorie mehr, für die Fans wird die Bundesliga zur Normalität, Formkrisen könnten folgen. Dann muss der Verein umso mehr zusammenstehen, um erneut die Klasse zu halten. Zuzutrauen ist das den Heidenheimern allemal.



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