Bundesweit hat ein neuer Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Personen- sowie Güterverkehr begonnen, nachdem die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn erneut gescheitert waren. Es komme seit zwei Uhr nachts im gesamten Verkehr zu “massiven Beeinträchtigungen”, sagte Bahn-Sprecherin Anja Bröker. Jedoch sei der Grundfahrplan für den Fern-, Nah- und S-Bahn-Verkehr wie geplant angelaufen.

Erneut sind laut dem Unternehmen lediglich rund 20 Prozent der Fernzüge im
Einsatz. Im Regionalverkehr sind die Auswirkungen unterschiedlich.

Bereits am Mittwoch um 18 Uhr hatten die Lokführer ihre Arbeitsniederlegung im Güterverkehr gestartet. Dort wird bis Freitag um fünf Uhr gestreikt. Im Personenverkehr müssen die Fahrgäste bis 13 Uhr und auch noch danach mit
Einschränkungen rechnen. “Im Regional- und S-Bahnverkehr wird nach
Streikende das Angebot bis zum Tagesende schrittweise wieder
ausgeweitet”, hieß es von der Bahn. Im Fernverkehr hingegen soll erst am Samstag wieder das komplette Angebot zur Verfügung stehen.

Die Bahn hat die Zugbindung für Donnerstag und Freitag aufgehoben. Fahrgäste können ihre Reise also an einem späteren Tag antreten. Welcher Zug fährt und welcher nicht, können sie auf den üblichen Auskunftsplattformen des Konzerns erfahren.

GDL: Moderationsvorschlag “nicht einigungsfähig”

Es ist bereits der fünfte Ausstand in dem seit November laufenden
Tarifstreit. Die Gewerkschaft
will nach Angaben ihres Vorsitzenden Claus Weselsky erneut auf die
Kernforderung nach einer 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter bei vollem
Lohnausgleich aufmerksam machen.  

Weselsky drohte bereits mit dem nächsten Streik, den er weniger als 48 Stunden vor Beginn kurzfristig ankündigen will. Man wolle damit der Bahn “weiteren Schaden zufügen”, sagte er im ZEIT-ONLINE-Videointerview – “im Sinne von: Sie kann nicht mehr reagieren mit einem Notfahrplan”. “Wir haben alles versucht, von der Bahn ein Entgegenkommen zu erreichen”, sagte er weiter – und nannte den jüngsten Moderationsvorschlag “nicht einigungsfähig”.

Bahn: Kurzfristige Streiks “blanke Zumutung”

Bahn-Sprecherin Bröker bezeichnete den Streik als “völlig unnötig”. “Wenn die GDL ihre Drohung von Wellenstreiks wahr macht, können wir
kein Grundangebot mehr organisieren”, sagte sie – und appellierte
erneut an die Lokführer, künftige Arbeitsniederlegungen mindestens 48
Stunden vorher anzukündigen. Alles andere sei “eine blanke Zumutung” für
die Fahrgäste.

Bisher konnte die Bahn aufgrund des meist
zweitägigen Vorlaufs ein Grundangebot zur Verfügung stellen. Bei kurzfristiger angekündigten Streiks hat der bundeseigene Konzern kaum Zeit, sich auf die Arbeitskämpfe
einzustellen.



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