Florian Wirtz (o.) und Jamal Musiala (r.) eröffneten mit ihren Treffern den deutschen Torreigen gegen chancenlose Schotten.

Florian Wirtz (o.) und Jamal Musiala (r.) eröffneten mit ihren Treffern den deutschen Torreigen gegen chancenlose Schotten.

Foto: imago/LaPresse

Die große Sommer-Party ist angelaufen. Mit feinstem Zauberfußball haben Florian Wirtz und Jamal Musiala der deutschen Nationalmannschaft beim 5:1 (3:0) gegen Schottland den ersehnten EM-Traumstart beschert. Nach dem perfekten Auftaktabend mit dem ausgelassen bejubelten höchsten deutschen EM-Sieg ist ein neues Sommermärchen nicht mehr nur ein vager Traum. Die Fans in der ausverkauften Münchner Arena feierten ein erstes Fußballfest der Gastgeber.

Die überragenden Jungstars Wirtz (10. Minute) und Musiala (19.) sowie Kai Havertz per Foulelfmeter (45.+1), Joker Niclas Füllkrug (68.) und Emre Can (90.+3) erzielten vor 66.000 Zuschauern die Tore. Schottlands Ryan Porteous sah nach einem üblen Tritt gegen İlkay Gündoğan, der kurz vor der Halbzeitpause zum Strafstoß führte, die Rote Karte. Der schottische Treffer durch ein Eigentor von Antonio Rüdiger war nur ein Schönheitsfehler (87.).

Mit schnellen Kombinationen und dem lange vermissten Punch vor dem Tor gelang der Elf des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach drei Turnierstartpleiten wieder das wichtige Signal im ersten Spiel – wie bei der Heim-WM 2006. Energisch angetrieben und taktisch perfekt eingestellt von Bundestrainer Julian Nagelsmann zeigten Kapitän Ilkay Gündoğan und seine Kollegen, dass sie dem großen Druck standhalten können.

Am Mittwoch in Stuttgart ist mit einem weiteren Erfolg im zweiten Turnierspiel gegen Ungarn sogar schon der Einzug ins Achtelfinale möglich – allerdings dürfte der Gegner dann viel mehr Gegenwehr leisten als die vom deutschen Powerfußball geschockten Schotten.

Die deutsche Mannschaft hatte direkt das Kommando übernommen. Nicht einmal eine Minute war gespielt, als Wirtz erstmals den schottischen Torhüter Angus Gunn prüfte. Schnelles Kurzpassspiel, frühes Pressing, hohe Ballbesitzanteile – das DFB-Team war direkt auf Betriebstemperatur.

Und es gelang der erhoffte frühe Treffer. So wie 2006, als Philipp Lahm bereits nach sechs Minuten gegen Costa Rica den Startschuss zum Sommermärchen gab. Dieses Mal war es nach zehn Minuten so weit. Über Toni Kroos, den genialen Lenker im Mittelfeld, und Joshua Kimmich kam Wirtz zum Schuss, Gunn kam nur noch mit den Fingerspitzen an den Ball. Bundestrainer Nagelsmann, der vor dem Spiel noch ein wenig Nervosität eingeräumt hatte, feierte das Tor mit einem Jubellauf. »Die sind heiß, die haben Lust, die haben Hunger«, hatte der jüngste deutsche Turniertrainer angekündigt – und Recht behalten.

Der deutsche Hochgeschwindigkeitsfußball ließ den lautstarken schottischen Anhang ein wenig verstummen. 10.000 Fans der »Tartan Army« waren im Stadion, mehr als 100.000 Schotten in der Stadt. Und die waren vollends bedient, als auch der zweite Zauberer im deutschen Team traf. Nach feinem Zuspiel von Havertz setzte Musiala den Ball in die Maschen, vorausgegangen war ein Traumpass von Gündogan.

Die gesamte deutsche Bank sprang auf und applaudierte, was auch den Zusammenhalt dokumentierte. Und von den Rängen schallte es nach nur 21 Minuten: »Oh, wie ist das schön!« Glücksgefühle, auf die die von drei schmachvollen Turnieren gebeutelten deutschen Fans lange warten mussten. Kurz vor dem Ende der ersten Hälfte gab es noch einen Elfmeter – mit Verspätung. Gündogan hatte zum Nachschuss ansetzen wollen, wurde aber rüde von Porteous von den Beinen geholt. Folgerichtig flog der Schotte nach Videostudium vom Platz, und Havertz ließ sich die Chance nicht vom Elfmeterpunkt nehmen. Zum ersten Mal erzielte das DFB-Team in der ersten Halbzeit einer Europameisterschaft drei Tore. Die vielen Rückschläge und Niederlagen aus der Vergangenheit waren mit einem Schlag vergessen.

In Überzahl hatte die deutsche Mannschaft von den ohnehin harmlosen schottische Fußballer nichts mehr zu befürchten. Rüdiger (51.), Wirtz (58.), der nun jüngster deutsche EM-Torschütze ist, und Maximilian Mittelstädt (65.) besaßen weitere gute Gelegenheiten. Joker Füllkrug, der für Wirtz ins Spiel gekommen war, wuchtete den Ball dann ins obere Toreck. Die ausgelassene Party-Stimmung konte auch das unglückliche Eigentor von Abwehrchef Rüdiger nicht stoppen. Vor allem nicht, als Can noch den Schlusspunkt zum 5:1-Sieg setzte. dpa/nd

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