Neuperlach – Mehr als eine halbe Million Menschen pendeln jeden Tag nach München. Ziel der Stadt ist, dass möglichst wenig von ihnen im Auto ins Zentrum fahren. Damit sie vorher in den ÖPNV umsteigen, schafft die Stadt Park&Ride-Anlagen, also Parkplätze an S-Bahn- und U-Bahnhöfen. Das Parken kostet dort zwischen 1,50 Euro und zwei Euro am Tag. Zum Vergleich: In der noch recht neuen Tiefgarage auf dem Altstadtring kostet eine Stunde 3,50 Euro.
Das neuste P&R-Parkhaus haben Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos) am Montagvormittag in Neuperlach Süd an der Carl-Wery-Straße eröffnet.
Reiter nannte es das “schönste Parkhaus in der ganzen Stadt” – auch, wenn er vermutete, dass am Ende mehr Menschen der Preis (1,50 Euro am Tag) als die Architektur interessiert. Sogar einen Wettbewerb hat es laut Reiter für dieses Parkhaus gegeben: 17.000 Kacheln verzieren den 24 Meter hohen Bau von außen. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach erzeugt so viel Strom, dass es für die Beleuchtung des Parkhauses reicht.
Neues Parkhaus in Neuperlach: 770 Autos können dort abgestellt werden
17 Millionen kostete es, 770 Autos haben dort Platz. Das sind fast 300 mehr als früher, als es an der gleichen Stelle bloß einen Parkplatz gab. 2021 startete der Bau. Auch 70 Ladesäulen wurden geschaffen.
Aber ist es wirklich Aufgabe der Stadt, für 17 Millionen ein Parkhaus zu bauen? OB Dieter Reiter findet: “Eigentlich bräuchten wir noch mehr davon – auch im Umland.” Er sei mit Landräten und Bürgermeistern im Gespräch und wolle ihnen auch nochmal das Signal geben, dass sich München beteiligen würde – etwa an der Planung eines solchen Park&Ride-Parkhauses. Denn wünschen würde sich der OB, dass die Menschen schon vor der Stadtgrenze ihr Auto stehenlassen.
Bei der Frage, wer in Zukunft noch in München parken darf, haben für Mobilitätsreferent Dunkel der Lieferverkehr und das Handwerk Priorität. Auch er wünscht sich deshalb mehr Park&Ride-Flächen. “Vielleicht müssen wir sogar über einen neuen S-Bahnhof auf der grünen Wiese nachdenken”, sagte Dunkel. Dort sollte dann auch ein Parkhaus gebaut werden.
Mobilitätsreferent Georg Dunkel will Parkhäuser in München auf der grünen Wiese planen
Standorte, wo so ein Parkhaus hinpassen würde, wollte Dunkel nicht nennen. Nicht einmal auf eine Himmelsrichtung ließ er sich festnageln. Doch er stelle fest, dass Kommunen im Umland, wo sich die S-Bahnhöfe oftmals im Ortskern befinden, schwertun, bei dem Gedanken auf Wohnraum zu verzichten und stattdessen ein Parkhaus zu bauen.
Dunkel wünscht sich also eine Art Pendlerbahnhof auf der grünen Wiese. “Internationale Städte machen das schon so”, meint er. Doch wo ist dafür rund um München Platz? Den beiden Verkehrsexperten in ihren Fraktionen Paul Bickelbacher (Grüne) und Nikolaus Gradl (SPD) fällt ein Areal im Osten ein: Zwischen Trudering und Gronsdorf ist ein Neubaugebiet geplant. “Am Rappenweg” heißt es, früher war das Gebiet in den Schlagzeilen, weil sich dort illegal Autohändler und Lackierer niedergelassen hatten.
Im Osten von München ist ein neuer S-Bahn-Halt angedacht
Ziel ist ein dichtes Gebiet mit Wohnungen und Gewerbe. Auch ein neuer S-Bahn-Halt an der Schwablhofstraße ist angedacht. Allerdings klingt ein neuer S-Bahnhof in einem Wohngebiet nach einem anderen Konzept als ein Umsteigebahnhof auf der grünen Wiese. Oder?
Gradl hat noch eine weitere Idee, wo sich ein neuer S-Bahnhof gut machen würde: Im Münchner Norden beim Autobahndreieck München-Feldmoching, wo die A99 auf die A92 trifft. Dieses Autobahndreieck kreuzt die S-Bahn, mit der man zum Flughafen kommt. Ein optimaler Standort für einen neuen S-Bahnhalt, findet Gradl.
Bickelbacher hat eine andere Vorstellung. Er findet, hier würde gut eine Seilbahn hinpassen, die die Menschen zu BMW oder zum Mira-Einkaufszentrum bringt. Aus seiner Sicht wäre das eine Alternative zum Autotunnel, den SPD und CSU beschlossen haben.