Hannover. Wenn sich jeder Tag wie ein Montag anfühlt, die Augen brennen und das Gähnen so wichtig wie das normale Atmen wird, dann hängt man in einer Frühjahrsmüdigkeit fest. Doch gibt es so etwas wie Frühjahrsmüdigkeit überhaupt? Und was können wir gegen das ständige Gefühl, schlafen zu wollen, eigentlich tun?
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Körper ist im Energiesparmodus
Wenn man sich sicher ist, genug geschlafen zu haben und auch keine gesundheitlichen Einschränkungen eine Rolle spielen, woran kann es dann liegen, im Frühjahr so müde zu sein? „Es ist letztendlich ein Anpassungsprozess des Körpers an die sich verändernde Jahreszeit“, sagt Christa Roth-Sackenheim. Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und zweite Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater. Ihr zufolge handelt es sich bei der Frühjahrsmüdigkeit um „uralte biologische Vorgänge, die wir bei vielen Lebewesen finden“.
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Während des Winters ist unser Körper im Energiesparmodus: Da wir weniger draußen sind, wird weder über die Haut noch über die Netzhaut Sonnenlicht aufgenommen. In der Folge schüttet das Gehirn mehr Melatonin aus, der Körper ist vermehrt auf Schlaf und Ruhe eingestellt. „Es gibt Experten, die sagen, das sei ein Überbleibsel des Winterschlafs“, sagt Christa Roth-Sackenheim.
Ständig müde: Die Hormone sind schuld
Im Frühling braucht manch ein Körper dann etwas mehr Zeit, um sich auf die längeren Tage, die kürzen Nächte und höheren Temperaturen einzustellen, so die Psychiaterin. Helmut Schatz, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie sieht den Grund für die erhöhte Müdigkeit in der Zeitumstellung. Schatz erklärt: „Im Zusammenhang mit der Zeitumstellung ändert sich die Ausschüttung des Melatonins im Körper.“ Melatonin ist das Hormon, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus entscheidend steuert.
Auch wenn der Grund für die Müdigkeit also nicht ganz klar ist. Fakt ist: Sie ist da. Doch was können wir dagegen tun? Irgendwann haben sich unsere Hormone wieder umgestellt – meist schon nach wenigen Wochen. Im Sommer spürt man wieder, wie die Vorfreude auf schönes Wetter, Grillabende und Freibadbesuche jegliche Müdigkeit vertreibt. Und bis dahin? Hier einige Tipps, wie Sie trotz Müdigkeit gute Laune haben und sich auf den Sommer freuen können.
Müdigkeit ignorieren: Aktiv gegen die Müdigkeit anlaufen
Am wichtigsten ist es tatsächlich, die Müdigkeit zu ignorieren. Das hört sich nicht leicht an. Aber je aktiver wir sind, desto mehr gewöhnt sich unser Körper auch wieder an einen aktiven Tagesablauf. Außerdem sollte versucht werden, jeden einzelnen Sonnenstrahl aufzunehmen – am besten ohne Sonnenbrille. Was auf jeden Fall vermieden werden sollte, ist ein Mittagsschlaf. „Man sollte sich nicht zurückziehen oder zusätzlich schlafen“, sagt Christa Roth-Sackenheim. „Stattdessen hilft es, rauszugehen. So treffen die Einflüsse des Wetters unmittelbarer auf den Körper und die Reize werden besser verarbeitet. Der Körper stellt sich schneller um.“
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Übrigens: Menschen, die regelmäßig Sport machen, sind tendenziell seltener und weniger stark von der Frühjahrsmüdigkeit betroffen. Und: „Menschen, die viel draußen arbeiten, merken meist kaum etwas“, sagt Christa Roth-Sackenheim. Grundsätzlich kann jeder Mensch von einer saisonalen Abgeschlagenheit betroffen sein.
Immer müde: Wach essen und trinken
Bleierne Müdigkeit lässt sich tatsächlich auch durch eine bewusste Ernährung steuern. Die Fachleute raten, immer genug zu trinken. Bis zu 2 Liter am Tag lassen Konzentrationsstörungen verschwinden – wir fühlen uns fitter. Der Stoffwechselprozess kann übrigens auch durch die Aufnahme von Vitaminen unterstützt werden. Obst und Gemüse darf daher jetzt ruhig ausgiebig auf dem Speiseplan stehen. „Essen Sie möglichst wenig stark verarbeitete Lebensmittel und weißen Zucker“, empfiehlt Roth-Sackenheim außerdem.
Natürlich hilft die Aufnahme von Koffein auch kurzzeitig, die Müdigkeit zu vertreiben. Wer aber regelmäßig Kaffee trinkt, wird von diesem Effekt nicht mehr viel spüren, da der Körper sich an das Koffein gewöhnt.
Müdigkeit direkt morgens vertreiben
Wer morgens gar nicht erst richtig wach wird, kann dies auch ohne Koffein schaffen: mit einer kalten Dusche. Natürlich hört es sich erstmal nicht verlockend an, direkt nach dem Aufstehen von kaltem Wasser aufgeschreckt zu werden, aber: Wer sich daran gewöhnt hat, schüttelt die Müdigkeit morgens schneller ab und startet gut in den Tag. Wem die eiskalte Dusche am Morgen zu extrem ist, der fängt mit Wechselduschen an. Denn auch die helfen unserem Körper auf Touren zu kommen.
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Energiereserven aktivieren: Mit frischer Luft und Musik
Wer kennt es nicht: Die Mittagspause ist gerade vorbei und es kommt eine unfassbare Müdigkeit über uns. Um dieses Problem zu umgehen, können Energiereserven mit frischer Luft aktiviert werden. Nur kurz den Kopf nach draußen strecken und ein paar Mal tief durchatmen – das kann schon Wunder bewirken.
Wer dann noch nicht wieder richtig wach ist: Kopfhörer auf, Musik an. Das Lieblingslied macht gute Laune und auch fit.
Direkt am Schreibtisch: Müdigkeit vertreiben
Wer auf der Arbeit den Schreibtisch nicht kurz verlassen kann, sollte es mit Akupressur probieren: Die Ohrläppchen mit zwei Fingern einige Sekunden lang massieren. Schnell stellt sich ein Energieschub ein. Bei Bedarf wiederholen. Eine weitere Option: Arme und Beine ein paar Sekunden ausschütteln und diese Übung ein weiteres Mal wiederholen.
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Pfefferminz: Die Müdigkeit wegkauen
Die Müdigkeit kann auch oftmals mit einem Kaugummi mit Pfefferminzgeschmack weggekaut werden. Der Geschmack macht munter und das Kauen regt durch den entstehenden erhöhten Herzschlag die Durchblutung des Gehirns an.
Es kann auch eine Depression dahinterstecken
Länger anhaltende Müdigkeit und Abgeschlagenheit käme vor allem bei Menschen mit einer depressiven Grundveranlagung vor, so Schatz. Diese könnten mit dem Erwachen der Natur im Frühling nicht mithalten – ihre Depressionen verstärken sich dann. Und auch Christa Roth-Sackenheim sagt: „Bei saisonal abhängigen Depressionen, die verstärkt im Winter auftreten, kann es ebenfalls zu einer erhöhten Müdigkeit kommen.“
Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe weist darauf hin, dass bei Verdacht auf eine Depression oder Suizidgedanken erster Ansprechpartner der Hausarzt, ein Psychiater oder ein psychologischer Psychotherapeut ist. Betroffene bekommen Hilfe beim deutschlandweiten Info-Telefon Depression 0800 33 44 5 33 (kostenfrei).
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mit dpa