Sylt / Kampen. Zu den rassistischen Vorfällen am Pfingstwochenende auf Sylt kommt offenbar noch ein weiterer Fall hinzu: Laut Polizei wurde am Abend des 19. Mai nach ersten Erkenntnissen eine 29-jährige schwarze Frau im Ort Kampen auf offener Straße zunächst fremdenfeindlich beleidigt und körperlich angegriffen. In einem Instagram-Video äußert sich das mutmaßliche Opfer zu dem Vorfall, den die Frau auch mit ihrem Handy festgehalten hat.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Auf ihrem Instagram-Profil berichtet die 29-Jährige, dass sie nach einer Party in der Eventlocation „Sturmhaube“ von einer Personengruppe rassistisch beleidigt worden sei. Als sie einen der Männer aus der Gruppe zur Rede stellen wollte, habe er sie unvermittelt ins Gesicht geschlagen. Die Frau sei daraufhin in ein Feld gefallen.

Unmittelbar im Anschluss an diesen Schlag habe sie die Gruppe der mutmaßlichen Täter mit ihrem Handy gefilmt. In diesen Aufnahmen ist zu hören, wie die Personen sie wüst beschimpfen. Einer der Männer versucht, sein Gesicht zu verbergen und schlägt nach dem Smartphone. „Ich habe ihn gefilmt, um zumindest ein Gesicht zu haben“, berichtet das mutmaßliche Opfer. Bei der Polizei habe sie nun Anzeige gegen unbekannt wegen Körperverletzung erstattet.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Die 29-Jährige betont, dass es sich bei den Beteiligten jedoch definitiv um eine andere Gruppe gehandelt habe als die, die im Club „Pony“ – der nur wenige Hundert Meter entfernt ist – ausländerfeindliche Parolen zum Lied „L‘amour toujours“ von Gigi D‘Agostino gerufen hat.

Mehrere rassistische Vorfälle auf Sylt

In diesem Fall hat eine Gruppe junger Menschen in besagtem Club rassistische Parolen wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ zu dem Lied gegrölt. Ein Mann zeigt eine Pose, die an den Hitlergruß erinnert. Die Staatsanwaltschaft hat die fünf Beteiligten inzwischen ermittelt.

Es ist nicht der einzige Fall dieser Art in den letzten Monaten. Im Club „Rotes Kliff“ in Kampen gab es am Pfingstwochenende ebenfalls einen rassistischen Vorfall. „Wir distanzieren uns eindeutig und unmissverständlich von jeglicher Form von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“, äußerte sich der Club dazu auf seiner Facebook-Seite. Das Lied „L‘amour toujours“ ist in den vergangenen Tagen vermehrt bei unterschiedlichen Feiern zum Ausruf rassistischer Parolen benutzt worden.

Nach rassistischem Video: Dutzende Menschen versammeln sich zu Mahnwache auf Sylt

Auch am kommenden Sonntag soll es eine Demonstration unter dem Motto „Sylt gegen rechts!“ geben.

Schüler rufen rassistische Parolen bei Internatsparty

Nach Angaben des schleswig-holsteinischen Bildungsministeriums sollen sich auch Schülerinnen und Schüler bei einer Party in einem Internat auf ähnliche Weise rassistisch geäußert haben. Bei der Feier am Donnerstag hätten minderjährige Schüler ebenfalls zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits „L‘amour toujours“ rassistische Parolen gesungen, teilte das Ministerium am Montag mit. Daraufhin hätten die Lehrkräfte die Feier abgebrochen und Schülerinnen und Schüler ins Bett geschickt. Zudem habe das Ministerium eine Überprüfung durch die Schulaufsicht veranlasst. Das Internat selbst wolle sich im Laufe des Montags zu dem Vorfall äußern.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

„Allen Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass es kein Scherz ist, solche Parolen zu singen“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Jugendlicher Überschwang oder auch Alkohol seien keine Rechtfertigung für rassistische Gesänge. Prien befürchte weitere Nachahmungen: „Jugendliche haben schon immer bewusst gesellschaftliche Tabus gebrochen.“ Es sei daher Aufgabe, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, um ihnen zu verdeutlichen, welche Tragweite solche Gesänge haben.

Ermittlungen nach Bad Kötztinger Pfingstfest

Auch bei einem Pfingstfest in Bad Kötzting (Landkreis Cham in Bayern) sollen Besucher zu dem Lied „Ausländer raus“ gerufen haben. Es gehe um zwei Vorfälle am Abend des 18. Mai und des 25., teilte die Polizei am Montag mit. Diese seien erst im Nachhinein angezeigt worden. Das Fachkommissariat für staatsschutzrechtliche Angelegenheiten der Kriminalpolizei Regensburg habe die Ermittlungen übernommen.

RND/lin/dpa



Source link www.ostsee-zeitung.de