Berlin. Nach dem iranischen Großangriff auf Israel mit mehr als 300 Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen ist die internationale Staatengemeinschaft um Deeskalation bemüht. Laut einer Einschätzung des Konflikt- und Protestforschers Tareq Sydiq von der Marburger Universität herrsche eine große Kriegsgefahr in Nahost. Das sagte der Experte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „So eine Eskalationsspirale entgleitet sehr schnell und sehr einfach, weil für beide Seiten sowohl Eskalation als auch Deeskalation riskant ist“, so Sydiq. „Man weiß nicht genau, wie die andere Seite reagieren wird und ab welchem Zeitpunkt ein Krieg auch unausweichlich wird. Das Risiko würde ich sehr hoch einschätzen.“

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Hintergrund des iranischen Angriffs auf Israel war ein mutmaßlich israelischer Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet worden waren. Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, kündigte einen Gegenschlag auf militärische Einrichtungen des Irans an.

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Den Luftschlag gegen die Generäle in Syrien sieht Experte Sydiq im Kontext des Gaza-Konflikts. „Die Präsenz der Revolutionsgarden wird aus israelischer Seite schon lange als eine Bedrohung der eigenen Sicherheit wahrgenommen und auch so verstanden“, sagt der Iran-Experte. Die Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, arbeite mit der libanesischen Hisbollah-Miliz zusammen und unterstütze die islamistische Hamas im Gazastreifen. „Das ist sehr klar dokumentiert. Und deswegen sind solche Waffenlieferungen, ist eine iranische Präsenz immer auch ein Sicherheitsrisiko für die Israelis.“

Aktuell sieht Sydiq große internationale Bemühungen, einen Krieg zu vermeiden. „Die USA sind natürlich auch sehr aktiv dabei, zu verhindern, dass es hier zu einer Eskalation kommt. Sie versuchen auch mäßigend auf beide Seiten einzuwirken und die israelische Antwort eher auf einem geringen Niveau zu halten“, sagt der Konfliktforscher. Die Gefahr eines Krieges bleibe dennoch bestehen, „weil beide Seiten Gründe haben, an der Eskalation weiterzudrehen“. Das sei nicht neu. „Was durchaus neu ist, ist die Bereitschaft, da mehr Risiken einzugehen.“

RND/dpa



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