FRANKFURT AM MAIN. Der ehemalige Geschäftsführer der Rügenwalder Mühle, Godo Röben, hat deutliche Kritik an den Herstellern veganer Fleischersatzprodukte geäußert. „Ich finde, daß 80 Prozent der Fleisch-Alternativen schlecht sind, in vielerlei Hinsicht“, sagte er in einem Interview mit der FAZ. Nach wie vor gebe es viel zu tun, etwa beim Geruch, bei der Textur sowie der Verwendung von Zusatzstoffen.
Zudem kritisierte er den Fokus auf Verzicht für die Umwelt als Marketingstrategie. „Die Leute haben aktuell keinen Bock, die Welt zu retten.“ Als Beispiel nannte er die Grünen, die „immer Verzicht gepredigt“ hätten, wenn es um eine Politikänderung gegangen sei. „Das war bei den Autos so, bei Strom und eben auch bei der Ernährung – und das flog ihnen immer um die Ohren.“ Es werde immer so bleiben, daß Menschen Fleisch essen wollen, fügte er hinzu.
Röben glaubt trotzdem an die Zukunft veganer Ersatzprodukte
Dennoch bescheinigte Röben der veganen Branche positive Zukunftsperspektiven. Demnach sei der Umsatz mit fleischlosen Lebensmitteln allein im März um 18 Prozent gestiegen. „In den Supermärkten gibt es nicht so viele Segmente mit Zuwachsraten, wie sie vom Veggie-Sortiment in den vergangenen zehn Jahren geliefert wurden“, sagte der Ex-Manager der FAZ.
Zudem wolle rund die Hälfte der Bevölkerung den Konsum tierischer Produkte reduzieren, etwa aus gesundheitlichen Gründen. „Es gibt doch zu denken, wenn Ihnen der Arzt sagt, Sie sollen besser jeden Tag pflanzliche Fette zu sich nehmen, statt tierisches Fett zu konsumieren.“ Der Betriebswirt prognostizierte, daß staatliche Eingriffe ebenso wie steigende Produktivität für den Preisvorteil zugunsten pflanzlicher Produkte sorgen würden. „Neben den besseren Haltungsbedingungen, die Geld kosten, wird es wahrscheinlich auch zu einer Tierwohlabgabe und oder zu einer höheren Mehrwertsteuer für Fleischprodukte kommen“, erklärte er.
Röben war von 1995 bis 2021 Geschäftsführer der Rügenwalder Mühle. Unter seiner Leitung hatte sich der Lebensmittelhersteller als einer der ersten Anbieter von Fleischersatzprodukten in Deutschland etabliert. Ende März genehmigte die EU-Kartellbehörde jedoch den Verkauf des Unternehmens an den Nahrungskonzern Pfeifer & Langen. Im Vorfeld des Verkaufs hatte die Firma einen 90prozentigen Gewinneinbruch für das Jahr 2022 vermeldet. (kuk)