Den Sprung ins Viertelfinale der Champions League schafften die Bayern. Das 3:0 gegen Lazio Rom beruhigte die Gemüter an der Säbener Straße. Geht es nun zum Ende der Amtszeit von Thomas Tuchel doch noch einmal bergauf? Thomas Helmer, der aktuell auch mit der Bühnenshow „Doppelpass on Tour“ unterwegs ist und den Sport1-Fantalk moderiert (nächste Ausgabe Mittwoch ab 20.15 Uhr), blickt auf die Aussichten des Rekordmeisters. 

FOCUS online: Schönen guten Tag Herr Helmer, wie bewerten Sie die Leistung des FC Bayern im Rückspiel gegen Lazio Rom?

Thomas Helmer: Das war ein sehr souveräner Auftritt, die Bayern haben völlig verdient gewonnen. Das erste Tor von Harry Kane war ein richtiger Brustlöser. Als ehemaliger Verteidiger achte ich speziell auf das Defensivverhalten, das hat mir sehr gut gefallen. Sie standen sehr gut mit dem Innenverteidigerpaar Eric Dier und Matthijs de Ligt. Diese Sicherheit brauchen die Bayern auch in den kommenden Wochen. 

Thomas Helmer im Interview: Chance auf Bayern-Meisterschaft „sehr gering“

FOCUS online: Könnte dieses Weiterkommen eine Initialzündung mit Blick auf den Rest der Saison sein? 

Helmer: Der Sieg war wichtig, um etwas Ruhe ins Umfeld zu bringen und durchzuatmen. Mit Blick auf die Meisterschaft kann ich mir dennoch schwer vorstellen, dass Leverkusen sich den Titel noch nehmen lässt. Die Chance ist sehr gering. Auch in der Champions League warten im Viertelfinale sehr große Gegner.

FOCUS online: Wie bewerten Sie generell die Geschehnisse beim FC Bayern? War die frühzeitige Verkündung der Entlassung von Thomas Tuchel ein Fehler?

Helmer: Die Unruhe war über die vergangenen Monate die ganze Zeit vorhanden. In meinen Augen wird zu viel am Trainer selbst festgemacht. Eine Leistung wie gegen Lazio muss der Anspruch der Spieler sein, die eine solche Qualität haben. 

Ex-Bayern-Star Helmer über Umbruch bei den Bayern: „Kimmich ist dabei ein Thema“

FOCUS online: Im Umfeld der Bayern wird viel davon gesprochen, dass im Sommer unter der Führung von Max Eberl der große Umbruch vollzogen werden muss. Stimmen Sie dem zu oder hat der vorhandene Kader genügend Qualität für die großen Ziele? 

Helmer: Ich glaube schon, dass intern über den ein oder anderen Spieler gesprochen werden muss. Joshua Kimmich ist dabei ein Thema. Er muss für sich selbst auch entscheiden, was gut für ihn ist. Vielleicht greift er unter dem neuen Trainer neu an und findet zu der alten Stärke. Die Entscheidung liegt bei ihm. Ein Thomas Müller wird auch keine fünf Top-Spiele am Stück mehr machen, das weiß er auch selbst. Eine Notwendigkeit sehe ich im Defensivverbund im defensiven Mittelfeld, ein erfahrener Spieler würde dem Team sehr guttun. Dennoch glaube ich, dass ein Aleks Pavlovic in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle einnehmen kann. 

Helmer: Alonso „würde grundsätzlich zum FC Bayern passen“

FOCUS online: Haben Sie einen speziellen Trainer im Blick, der die Nachfolge von Thomas Tuchel antreten könnte? An dem Namen Xabi Alonso kommt man in diesem Zusammenhang kaum vorbei…

Helmer: Xabi Alonso würde grundsätzlich zum FC Bayern passen. Ich finde, dass er in Leverkusen einen außergewöhnlichen Job macht. Die Zusammenstellung der Mannschaft ist sehr gelungen und sie spielen den besten Fußball der Bundesliga. Keiner kann böse sein, wenn die Leverkusener Meister werden, weil sie es einfach verdient haben. Das wird auch jeder Bayern-Fan neidlos anerkennen. 

Xabi hat einen hohen Anteil daran. Ich habe ihn kennengelernt, er ist sehr bescheiden und demütig, weiß aber was er will. Das ist eine sehr gute Mischung. Er kennt Bayern als Spieler und die Bayern sind frei. Vielleicht wartet er aber auch darauf, bei Real Madrid Trainer zu werden und bleibt noch ein Jahr in Leverkusen. Mein Gefühl sagt mir, dass er noch ein Jahr in Leverkusen bleibt. 

FOCUS online: Glauben Sie, dass Xabi Alonso ein Jahr in Leverkusen noch guttun würde? 

Helmer: Bisher hat Xabi seine Karriere sehr klug geplant. Deswegen kann ich es mir gut vorstellen. Ich glaube auch nicht, dass die Leverkusener Mannschaft auseinanderfällt. Ganz im Gegenteil. Sie werden eher dafür sorgen, dass die Mannschaft weiter gestärkt wird. 

„Großer Wunsch“: Europa-League-Finale zwischen Leverkusen und Liverpool

FOCUS online: Hatten Sie die Leverkusener ab einem bestimmten Zeitpunkt der Saison auf dem Zettel?

Helmer: Beim 2:2 im Hinspiel gegen die Bayern haben mich die Leverkusener sehr überzeugt. In diesem Spiel war die ganze Qualität des Teams zu sehen. Sie treten einfach sehr stabil auf. Ich hätte gedacht, dass der Afrika-Cup mit den vielen Abstellungen ein Problem werden würde. Aber auch diese Zeit haben sie genial aufgefangen. 

FOCUS online: Glauben Sie, dass die Leverkusener sogar mehr als die Meisterschaft holen könnten?

Helmer: Mein großer Wunsch ist es, dass die Leverkusener ins Europa-League-Finale kommen und dort auf den FC Liverpool treffen. Das wäre einfach genial und einfach ein Hammer-Endspiel. Im DFB-Pokal sind sie definitiv Favorit. Sie werden Düsseldorf schlagen und dann auch im Finale die Favoritenrolle innehaben. Die Meisterschaft ist ihnen wie bereits gesagt realistisch gesehen nicht mehr zu nehmen. 

Thomas Helmer, vielen Dank für das Gespräch!





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