Dutzende palästinensische Waisen und mehrere Familien wurden aus Rafah evakuiert – zum Missfallen der rechtsextremen Minister der Netanjahu-Regierung.

Menschen zwischen zerstörten Häusern.

Straßenszene in Rafah am 9. März Foto: Mohammed Talatene/dpa

BERLIN dpa/taz | Im Rahmen einer humanitären Hilfsaktion sind Kinder und Mitarbeiter aus dem SOS-Kinderdorf Rafah im Süden des Gazastreifens vorübergehend nach Bethlehem im Westjordanland evakuiert worden. „Wir sind erleichtert, dass unsere intensiven Bemühungen gestern endlich Erfolg hatten, und danken allen Beteiligten“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Dienstag.

Demnach sind 68 palästinensische Kinder und elf lokale Mitarbeitende sowie deren Familien evakuiert worden. Nach Angaben der Organisation „SOS-Kinderdörfer weltweit“ handelt es sich insgesamt um 95 Personen. Die Organisation hatte sich Mitte November mit der Bitte um Hilfe für Rafah an Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gewandt.

Aus Reihen der israelischen Regierung wurde Kritik laut, dass Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen evakuiert werden, während mehr als hundert israelische Geiseln weiter festgehalten werden. „Ich verlange vom Premierminister Aufklärung darüber, wer diesen unmoralischen Befehl gegeben hat“, schrieb Finanzminister Bezalel Smotrich auf X. Israelischen Medien zufolge wurde die Operation vom Nationalen Sicherheitsrat genehmigt, nicht aber vom Kabinett.

Der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, verurteilte die Aktion laut der Nachrichtenseite Times of Israel ebenfalls. Er sprach demnach von einer „falschen humanitären Maßnahme“. „So wird ein Land, das nach dem absoluten Sieg strebt, nicht geführt“, sagte Ben Gvir dem Bericht zufolge. „Im Krieg muss man den Feind vernichten, ohne dabei scheinheilig zu sein.“

Die SOS-Kinderdörfer helfen nach eigenen Angaben vernachlässigten, notleidenden Kindern und Familien sowohl in den Palästinensergebieten als auch in Israel. Demnach sind sie seit 1968 in den Palästinensergebieten tätig.



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