ESSEN. Der Chef des Energieunternehmens Eon, Leonhard Birnbaum, hat von der Bundesregierung ein starkes Umdenken bei der Energiewende gefordert. Um den Bürgern weitere Kosten zu ersparen, schlug Birnbaum vor, „den Zubau weiterer Erneuerbarer mit dem Ausbau der Netze zu synchronisieren und von diesen abhängig zu machen“. Um das Vertrauen der Bürger nicht zu verlieren, müsse ehrlich kommuniziert werden, „daß die Transformation in den nächsten Jahren sehr viel Geld kosten wird“, sagte der Eon-Chef am Mittwoch bei der Präsentation der Jahresbilanz des Unternehmens.

Der Vorschlag, den Ausbau erneuerbarer Energien nur noch dann zu fördern, wenn gleichzeitig genügend neue Netze entstehen, hätte bei seiner Umsetzung weitreichende Folgen. Laut einer aktuellen Einschätzung des Bundesrechnungshofs fehlen Deutschland derzeit etwa 6.000 Kilometer an Netz. Würde sich die Bundesregierung an Birnbaums Vorschlag halten, müßte sie erhebliche Einschränkungen der eigenen Klimaschutz- und Energiewendeziele hinnehmen.

Birnbaum sieht Energie-System in Gefahr

Eine andere Möglichkeit wäre laut Birnbaum, Investoren stärker dem Risiko von Engpässen auszusetzen, statt diese wie bisher mit staatlichen Subventionen zu unterstützen. Das sei aktuell geboten.

„Knapp die Hälfte der Deutschen glaubt, in zehn Jahren schlechter zu leben als heute“, mahnte der 57jährige. „Sorgen um den eigenen Wohlstand und die Sicherheit rücken immer mehr in den Fokus.“ Dekarbonisierung sei nicht mehr das alleinige Thema, vielmehr gehe es nun „um Bezahlbarkeit, Funktionsfähigkeit und Resilienz des Energiesystems“. (st)



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