Idylle in der Großstadt: Die Laskerwiese bietet Gemeinschaftsgärten und Sportplätze

Idylle in der Großstadt: Die Laskerwiese bietet Gemeinschaftsgärten und Sportplätze

Foto: Felix Schlosser

»Wir wollen die Laskerwiese auf die Bödikerstraße erweitern, damit wir den Park vergrößern, barrierearme Beete bauen können und mehr Platz für Kinder zum Spielen haben.« Als Anna Lena Vaje das sagt, blickt sie sich im Bürgergarten Laskerwiese, der im Süden Friedrichshains – dem sogenannten Laskerkiez – liegt, um. Sie gehört dem Vorstand des Vereins Laskerwiese e.V. an. Aktuell sieht der Park ein wenig karg aus. Im Winter ist die Wiese nicht so grün und belebt wie zu Sommerzeiten. Trotzdem sticht sie aus dem ansonsten dicht bebauten Kiez heraus. Direkt im Park liegt ein Basketball-Feld, an der östlichen Seite grenzt der Jugendclub E-Lok an das Grundstück.

»Der Verein pflegt und entwickelt die Grünfläche mit kleinem Teich. Auch bieten wir Vereinsmitgliedern auf 38 Beeten die Möglichkeit, mitten in der Stadt zu gärtnern«, beschreibt Thomas Zimmermann, Vorsitzender des Vereins, die Aufgabe, der er sich seit 2006 verschrieben hat. Bevor die Flächen von dem Verein gepachtet und genutzt wurden, sei dort eine Brache gewesen.

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Mit der Idylle und Ruhe, die die Wiese und ihre Nutzer*innen in den vergangenen Jahren genießen konnten, ist es aber seit zwei Jahren vorbei. Direkt neben der Laskerwiese baut der Kölner Investor Pandion seinen »Ostkreuz Campus«: Ein gigantisches Büro-Flaggschiff mit vielen Fenstern, das sich auf rund 10 000 Quadratmetern unmittelbar an die Laskerwiese anschließt.

»Während der Bauarbeiten betrifft uns der Baulärm«, sagt Lena Vaje. »Auch wurden durch die Baustellen Ratten aufgescheucht, die sich im Sommer bei uns vermehrt bemerkbar machten.« Abends verschatte der Neubau die Gartenfläche. Einige Mitgärtner würden berichten, dass sie sich eingezwängt fühlten.

Momentan werden die Baustelle und die Wiese nur durch einen kleinen maroden Bürgersteig getrennt. Wenn es nach dem Willen des Vereins und den BVV-Fraktionen von SPD und Grünen geht, soll sich das ändern. Ein Plan auf der Webseite des Vereins sieht vor, den Straßenabschnitt der Bödikerstraße, der zwischen der Laskerwiese und dem Projekt »Ostkreuz Campus« des Immobilieninvestors Pandion liegt, zu entsiegeln und die Laskerwiese zu erweitern. In dem grün regierten Bezirk stößt das auf offene Ohren. »In einem dicht besiedelten und versiegelten Kiez ist jede weitere entsiegelte Fläche und Grünfläche wichtig. Von daher unterstütze ich die Idee und würde mich freuen, wenn sie umgesetzt würde«, sagt Julian Schwarze, Mitglied des Abgeordnetenhauses für die Grünen-Fraktion, zu »nd«.

In einem gemeinsamen Antrag der Fraktionen SPD und Grüne wird das Bezirksamt dazu aufgefordert, »die Nutzung von Fördermitteln zu prüfen, den Anlieger Pandion – soweit möglich – heranzuziehen« und eine Nutzung als naturschutzrechtliche Ausgleichsfläche für Bauvorhaben zu prüfen.

Wie das gelingen soll, ist allerdings noch unklar. Bisher haben keine verbindlichen Absprachen zwischen Bezirk und Pandion stattgefunden. Das Unternehmen teilt auf nd-Anfrage mit, dass man sich zum Thema Bödikerstraße derzeit in Abstimmung mit den Verantwortlichen des Laskerwiese e.V. sowie dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg befinde. Noch seien die Beratungen nicht abgeschlossen.

Das Thema wurde zuletzt im Verkehrsausschuss des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg am vergangenen Mittwoch aufgegriffen. Nach fast einer Stunde Gespräch war klar, dass die Entsiegelung kein leichtes Unterfangen wird: Die Finanzierung gilt als unsicher, bei den Planer*innen im Bezirk herrscht Personalmangel und unter den betroffenen Straßen könnten bei einer Entsiegelung Schadstoffe gefunden werden. Zudem führen Leitungen unter der Straße entlang. Immerhin einigten sich die Beteiligten, vorerst nichts zu bauen, das eine zukünftige Entsiegelung verhindern könnte.

Die Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts des »Ostkreuz-Campus« ist für den Sommer 2025 geplant. Lokale Initiativen hatten das Projekt immer wieder kritisiert. Auch der Grünen-Abgeordnete Julian Schwarze steht dem Projekt kritisch gegenüber: »Ob wir gerade immer mehr Büros brauchen, wird zu Recht infrage gestellt. Gerade auch, wenn dies an den Bedarfen der Bevölkerung nach bezahlbarem Wohnraum oder sozialer und kultureller Infrastruktur komplett vorbeigeht.« Mit einer Unterstützung des Entsiegelungsvorhabens könne der Investor nun zeigen, dass ihm tatsächlich an einer lebendigen Nachbarschaft liege.

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