Wo die Schotten auch sind bei dieser EM, sie haben ein Heimspiel. So wirkte es schon in München zum Auftakt gegen Deutschland, als hunderttausend Fans da waren, sangen und feierten, mindestens vor der 1:5-Niederlage. So war es umso mehr in Köln, wo sie am Mittwoch gegen die Schweiz antraten und ein 1:1 erkämpften.

Eine kleine Auswahl: Die schottischen Fans fuhren feiernd auf einem Schiff über den Rhein, sie huldigten Lukas Podolski mit Gesängen vor den Filialen von dessen Dönerbudenkette, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete. Zwei Anhänger halfen am Vortag der Partie im Regen einem Menschen mit Rollator über den Alter Markt und hielten ihm den Schirm, jemand machte ein Video davon. Sie marschierten am Spieltag zahlreich zum Stadion, natürlich zu den Klängen von Dudelsäcken. Und sie sangen, sangen, sangen. So laut wie bei der Hymne vor dem Anpfiff war es wohl selbst im Müngersdorfer Stadion, einem der stimmungsvollsten des Landes, noch selten.

Wer etwas für Fußballkultur übrig hat, der könnte sich an diese Fans gewöhnen. Bei dieser EM besteht nach dem Punktgewinn immerhin noch die theoretische Chance, dass es für sie nach der Vorrunde noch weitergeht.

Dass sich die schottischen Fußballer etwas schwerer tun, ihren Teil zu dieser EM-Geschichte beizutragen, das war beim 1:5 zum Auftakt gegen Deutschland offensichtlich gewesen. Sein Team hätte „mit ein bisschen Angst gespielt“, hatte Kapitän Andy Robertson am Vortag des Spiels gegen die Schweiz gesagt: „Wir können und wollen uns in allen Bereichen verbessern.“ Das gelang.

Den Schweizern, deren Fans übrigens auch zur hervorragenden Stimmung in Köln beitrugen, fiel es anders als bei ihrem 3:1-Auftaktsieg gegen Ungarn keineswegs leicht, ihren Ballbesitz in eigene Torchancen zu verwandeln. Die Schotten verteidigten organisiert, und sie konterten, zum ersten Mal in der 13. Minute im Anschluss an eine Schweizer Ecke. Robertson rannte mit dem Ball nach vorn, nach einem Schuss von Scott McTominay aus dem Rückraum lenkte Fabian Schär den Ball ins eigene Netz.

Xherdan Shaqiri erzielt ein Traumtor

Allerdings ging auch im zweiten Spiel eine Idee des Schweizer Trainers Murat Yakin auf. Gegen Ungarn hatte er überraschend Stürmer Kwadwo Duah aufgeboten, der prompt das 1:0 erzielte. Nun spielte für Duah Xherdan Shaqiri – und schoss das 1:1. Der 32-Jährige, einst für den FC Bayern und inzwischen für Chicago Fire aktiv, nahm einen Fehlpass des Schotten Anthony Ralston in Richtung des eigenen Tors auf und traf in der 26. Minute mit einem Direktschuss aus dem Lauf in den Winkel.

Kurz darauf wären die Schweizer fast durch Dan Ndoye in Führung gegangen, sie blieben das bessere Team. Nach 58 Minuten war es wieder Ndoye, der sich mit dem Ball gegen die wuchtigen schottischen Verteidiger behauptete und nur knapp vorbeischoss.

So unterlegen die Schotten spielerisch aber wirkten, sie kämpften sich immer wieder vors Tor, von ihren Fans bei jedem Ballgewinn bejubelt. In der 67. Minute traf Grant Hanley mit einem Kopfball nach einem Freistoß den Pfosten. Doch viel gefährlicher wurde es nicht mehr, auch weil die Schweizer den Ball hielten, um mit dem Unentschieden ihren zweiten Platz in der Gruppe zu festigen.



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