Rostock/Schwerin. Bedrohungen und Schlägereien, Amokdrohungen und auch Attacken auf Lehrer – selbst an Grundschulen: Die Gewalt an den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern nimmt zu. Laut neuesten Zahlen aus dem Landesbildungsministerium wurden allein im vergangenen Schuljahr 769 Vorfälle an den etwas mehr als 600 Schulen im Nordosten gemeldet – im Schnitt mehr als zwei schwere Vorfälle pro Tag.

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Tendenz: stark steigend. Im Schuljahr 2021/2022 zählte die Landesregierung „nur“ 511 Fälle von Gewalt oder Drohungen. Der Elternrat in MV sieht angesichts der Entwicklung die Politik in Schwerin der Pflicht: „Wir brauchen endlich Sozialarbeiter an allen Schulen im Land“, so Kay Czerwinski, oberster Elternvertreter in MV.

Amok-Drohungen und Attacken auf Lehrer

Was für Vorfälle genau sich hinter den stark steigenden Zahlen verbergen – das Ministerium kann das nicht ad hoc beantworten. Allgemein heißt es aber: Es seien Körperverletzungen oder deren Androhung, Mord- und Amokdrohungen sowie Vorkommnisse mit Waffen erfasst worden. Auch Angriffe auf Lehrer nehmen zu. Auch im laufenden Schuljahr gab es bereits Vorfälle: Anfang des Jahres sorgten beispielsweise mehrere Amokdrohungen landesweit für Polizeieinsätze an Schulen.

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Nach einer Amokdrohung in Bad Doberan mussten Kinder zwei Tage zu Hause bleiben. In Bergen auf Rügen wurden jüngst acht Schüler und vier Mitarbeiter einer Schule verletzt: Unbekannte hatten laut Polizei sogenanntes Tierabwehrspray in der Mädchentoilette versprüht. In Rostock wurden erst am Freitag vier Schüler von der Kripo mit auf die Wache genommen. Sie sollen einen Mitschüler beleidigt und bedroht haben. Der mutmaßliche Haupttäter soll unter anderem von einer „Todesliste“ geschrieben haben, auf der das Opfer stehe.

Auch Lehrer berichteten gegenüber der OZ, dass die Gewalt zunehme – nicht nur die Zahl der Vorfälle, sondern auch die Intensität. In Rostock wurde jüngst eine Lehrkraft von einem Zweitklässler mit einer Schere attackiert.

Heike Walter, Leiterin der Schule am See in Satow, ist Vorsitzende der Schulleitervereinigung in MV.

Heike Walter, Leiterin der Schule am See in Satow, ist Vorsitzende der Schulleitervereinigung in MV.

Elternrat: Land muss mehr Personal bereitstellen

„Wenn Zwölfjährige andere Kinder mit Messern bedrohen und ihnen Geld abnehmen, ist die Grenze des Tolerierbaren längst überschritten“, sagt Elternratschef Czerwinski. Jede Schule in MV brauche daher Schulsozialarbeiter, an Schulen mit besonderen Gewaltproblemen müssten Sicherheitsdienste eine zeitweilige Option sein.

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„Wir haben am Beispiel der Rütli-Schule in Berlin gesehen, welche Veränderung möglich ist, wenn ausreichend Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.“ Die Schule war 2006 nach Gewaltexzessen bundesweit in die Schlagzeilen geraten, heute gilt sie als Vorzeigeschule in Berlin.

Heike Walter, Vorsitzende der Schulleitervereinigung MV, sieht die gesamte Gesellschaft in der Pflicht: Schule sei ein Spiegelbild der Gesellschaft. Wie Konflikte ausgetragen werden, lernen Kinder insbesondere von den Eltern. Auch sie spricht sich für mehr Personal aus – mehr Sozialarbeiter, aber auch ausreichend Lehrer.

OZ



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