So zornig hat man diesen gutmütigen, rumpeligen, stets um Ausgleich bemühten Entertainer mit dem gemütlichen Habitus kaum jemals erlebt. „Ich bin echt sprachlos, wütend, aber vor allem extrem traurig“, schrieb Moderator Elton (53) – bürgerlich Alexander Duszat – bei Instagram. Nach allem, was man weiß, muss man sagen: zu Recht. Denn so geht man nicht mit verdienten Mitarbeitern um.

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Am Mittwoch gab der Sender bekannt gegeben, dass Elton nach mehr als zwei Jahrzehnten den Sender verlässt und Matthias Opdenhövel (53) die Show „Schlag den Star“ wieder übernehmen werde. „Eine bessere Staffelübergabe kann man sich nicht wünschen“, freute sich der neue Senderchef Hannes Hiller gar. Dem ist heftig zu widersprechen. Denn Elton selbst erfuhr erst auf Nachfrage seines Agenten vom Ende seiner ProSieben-Laufbahn. Bei Instagram machte er seinem Zorn in ungewöhnlich deutlichen Worten Luft: „Um eins klarzustellen: Ich gebe diese wundervolle Sendung nicht freiwillig ab“, schrieb er. „Der Senderchef von ProSieben hielt es nicht für nötig, mich mal anzurufen und zu fragen, was Sache ist oder um eine Lösung zu finden.“

"Die sind doch alle gaga": Moderator Elton (M.) 2020 in einer Ausgabe der Pro7-Show "Schlag den Star" mit Sänger Gil Ofarim (l.) und Boulevardsternchen Pietro Lombardi.

“Die sind doch alle gaga”: Moderator Elton (M.) 2020 in einer Ausgabe der Pro7-Show “Schlag den Star” mit Sänger Gil Ofarim (l.) und Boulevardsternchen Pietro Lombardi.

Fernsehjahre sind wie Hundejahre

Fernsehjahre sind wie Hundejahre. Insofern hat Elton eine echte Ewigkeit bei seinem Haussender ProSieben verbracht. 2001 trat er erstmals als „Showpraktikant“ in Stefan Raabs „tv total“ in Erscheinung. Wir erinnern uns kurz: Es gab weder Youtube noch Instagram, und Netflix verschickte noch DVDs per Post. Es folgte eine stabile Karriere als Spaßmacher und Sympathieträger, die nach dem Abgang von Raab 2015 in eine beachtliche Sololaufbahn als Moderator mündete. Die Art und Weise, wie ihm ProSieben nun 23 Jahren den Stuhl vor die Tür stellte, ist unwürdig.

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Offenbar ist man bei ProSieben unzufrieden damit, dass Elton – als freier Moderator – inzwischen bei RTL einen Nachbau seiner ProSieben-Show „Schlag den Star“ namens „Schlag den Besten“ moderiert und auch mit einer XL-Version seiner Kultrubrik „Blamieren oder Kassieren“ bei der Konkurrenz auftritt. Schönheitsfehler der Angelegenheit: Beide Formate sind zuerst ProSieben angeboten worden – und dort winkte man ab. Jetzt als beleidigte Leberwurst einen verdienten Recken abzustrafen, ist schäbig. „Nicht mal eine Abschiedsshow war mir nach 23 Jahren ProSieben gegönnt“, schreibt Elton bei Instagram. „Ohne Worte!!!“

„Da zeigt sich die Branche von ihrer hässlichen Seite“

Zahlreiche Kollegen solidarisierten sich mit dem geschassten Moderator. „Dass man nach 23 Jahren Zusammenarbeit so mit dir umgeht, hast du definitiv nicht verdient“, schrieb Moderator Kai Pflaume unter dem Hashtag #wermachtdennsowas. Auch Sonya Kraus („Mein Schatz! Die sind doch alle gaga!“), Schauspieler Armin Rohde („Ohne Dich werde ich die Sendung nicht mehr schauen. Das ist DEIN Format“), Sophia Thomalla („Geht absolut gar nicht“) und Schauspielerin Josephine Preuß („Unfassbar… da zeigt sich die Branche von ihrer hässlichen Seite“) sekundierten. Die entscheidende Frage stellte TV-Hundetrainer Martin Rütter: „Warum fällt es sooooo vielen Entscheidern sooo schwer, klar zu kommunizieren?“

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Tatsächlich sind ausgerechnet Medienunternehmen, deren Kerngeschäft die Kommunikation ist, legendär schlecht darin, nach innen und außen fair und offen mit Menschen umzugehen. Immer wieder zeigt sich das Fernsehen bei Personalentscheidungen von seiner „hässlichen Seite“. Gewiss gibt es im harten Entertainmentbusiness keine Gewohnheitsrechte, und Mitleid wird man in einem Millionengeschäft auch kaum erwarten dürfen – Fairness aber schon.

Gewiss wird Elton weich fallen

Immer mal wieder versuchen neue Fernsehchefs, sich mit einer spektakulären Personalentscheidung von ihren Vorgängern abzugrenzen. Der frühere RTL-Chef Henning Tewes etwa entließ einst Langzeit-Zugpferd Dieter Bohlen. Er passe nicht mehr zum neuen RTL-Profil. Inzwischen ist Tewes Geschichte. Und Bohlen wieder an Bord. Der neue ProSieben-Chef Hiller tut sich mit der Personalie Elton keinen Gefallen. Es wäre höchst albern, sollte tatsächlich Eltons Nebentätigkeiten bei RTL den Ausschlag gegeben haben. Denn neben RTL war der Mann als freier Mitarbeiter auch in zahlreichen anderen Sendern im Einsatz: Im Ersten (, „Wer weiß denn sowas?“, „Unser Lied für Lissabon“), im Kinderkanal („Elton!“), im ZDF (Außenwettemoderator bei „Wetten, dass…?“) oder im NDR („Die Superpauker“).

Er weiß sowas: Bernhard Hoëcker (li.) mit seinen Mitstreitern Moderator Kai Pflaume und Mitkandidat Elton in der Quizshow „Wer weiß denn sowas?“. Nach Kiel kommt Hoecker solo.

Er weiß sowas: Bernhard Hoëcker (li.) mit seinen Mitstreitern Moderator Kai Pflaume und Mitkandidat Elton in der Quizshow „Wer weiß denn sowas?“. Nach Kiel kommt Hoecker solo.

Gewiss wird Elton weich fallen. Sein früherer Chef Stefan Raab hat gerade im Verbund mit dem früheren ProSieben-Chef Daniel Rosemann eine TV-Offensive gestartet, die sich am Besten mit dem Motto „Back to the roots“ charakterisieren lässt: Mit einem dritten Boxkampf gegen Regina Halmich kehrt Raab im Herbst einmalig vor die Kamera zurück, um für seine neuen TV-Unternehmungen zu werben. Dazu gehört nach einem Bericht des Medienmagazins DWDL.de auch der Versuch, den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest zu einem multilateralen Mehr-Sender-Projekt mit ARD, ZDF, ProSieben und Sat.1 auszubauen, um ihn wieder zu einem nationalen Event zu machen. Die Verhandlungen laufen. Gewiss würde sich in diesem Kontext ein warmes Plätzchen für Elton finden lassen. Und seine RTL-Shows hat er ja auch noch.

Es ist das Ende einer TV-Ära

Dennoch endet mit seinem erzwungenen Abgang bei ProSieben eine Ära. Elton hat Sternstunden der Sendergeschichte begleitet, von Lena Meyer-Landruts ESC-Karriere bis zu den großen Raab-Sportevents wie der „Wok-WM“ oder dem „Turmspringen“. Wenn Assistentin Corinna ihm das rote „Blamieren oder Kassieren“-Jackett überstreifte, hatte das analoge Fernsehen für Momente noch einmal diese vereinigende Zauberwirkung, die immer rarer wird. Unvergessen auch jener Moment, als Raab vor Jahren in „tv total“ den üblichen Satz „Ist Elton da?“ sagte – und aus den Kulissen trat dieses eine Mal nicht etwa „Elton“, sondern der echte Elton John.

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„Wir sind komplett unterschiedliche Typen": Stefan Raab und Elton (M.) in der Pro7-Show "TV total Turmspringen 2015" in der Olympiahalle. München mit Moderator Frank Buschmann.

„Wir sind komplett unterschiedliche Typen”: Stefan Raab und Elton (M.) in der Pro7-Show “TV total Turmspringen 2015” in der Olympiahalle. München mit Moderator Frank Buschmann.

Er seine keine Kunstfigur, hat Elton mal in einem Interview gesagt: „Elton und Alexander haargenau dieselben Jungs. Mein Spitzname hat sich einfach als Rufname durchgesetzt. Eigentlich nennen mich alle Elton – bis auf meine Mama und meine Frau, wenn sie sauer ist.“ Es sei auch im Windschatten von Raab nie ein Problem gewesen, „eine eigene Marke und Persönlichkeit“ zu entwickeln: „Wir sind ja komplett unterschiedliche Typen. Der eine ein witziger Tausendsassa, Musikgenie und Sexsymbol. Der andere Stefan. Wir waren nie Konkurrenten.“

So viel ist sicher: ProSieben wird ein ganzes Stück ärmer ohne diesen Mann.





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