Berlin. Ein Jahr ist das Deutschlandticket nun alt – und die Glückwünsche zum Geburtstag fallen gemischt aus. Gute 11 Millionen Menschen fahren damit, da hatten seine Erfinder auf deutlich mehr gehofft. Nur 17 Prozent sind ermäßigte Jobtickets, vielleicht auch, weil viele Firmen bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht für das neue Abo geworben haben.

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Eine teure Subvention für Vorortbewohner

Das ist auch verständlich. Denn das Deutschlandticket in seiner jetzigen Form ist vor allem eines: eine teure Subvention für Vorstadtbewohner, die schon vorher mit Bus und Bahn in die Metropolen gependelt sind. Viele von ihnen konnten sich auch dreistellige Monatskartenpreise leisten – und freuen sich jetzt über das Schnäppchen. Was das Deutschlandticket nicht ist: ein funktionierender Anreiz, vom Auto umzusteigen. Nur 8 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer hatten vorher überhaupt kein Abo für den Öffentlichen Nahverkehr.

ARCHIV - 12.06.2020, Mecklenburg-Vorpommern, Karow: Ein Lokführer steuert einen Triebwagen der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (ODEG) auf der Fahrt von Parchim nach Plau am See durch den verlassenen Bahnhof von Karow. Die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG) fährt auf der Südbahnstrecke von Parchim nach Plau am See. Von der Prignitz in Brandenburg an die Mecklenburgische Seenplatte zu fahren, ist per Bahn derzeit nicht möglich. (zu dpa: «Die Bahn kommt - oder nicht? Der Netzausbau stockt») Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Eine Reise durch das Land der Triebwagen

Das 9-Euro-Ticket treibt die Menschen in die Regionalzüge, auf die oft unbeachteten Nebenflüsse des Eisenbahnsystems. Sind sie dafür bereit? Was müsste passieren, um den öffentlichen Verkehr wirklich attraktiv zu machen? Eine Reise mit literarischer Zugbegleitung.

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Auch ein Anreiz für Menschen auf dem platten oder auch hügeligen Land, günstig voranzukommen, ist das Deutschlandticket aktuell nicht. Denn das Angebot wurde eben nicht verändert, im Gegenteil: Wegen der Einnahmeausfälle und auch wegen des massiven Fahrermangels fahren in einigen Regionen noch weniger Busse und Züge als ohnehin schon. Nach wie vor mangelt es an digitalen Rufbus-Lösungen, die günstig und flexibel auch bislang schlecht angebundene Siedlungen bedienen könnten.

Am Preis liegt es nicht

Und den Flickenteppich der Verkehrsverbünde mit ihren Sonderregelungen und teuren Verwaltungsstrukturen gibt es obendrein noch.

Das Deutschlandticket trägt an all diesen Punkten keine Schuld. Sie zeigen nur: Am Preis allein liegt es nicht. Das Abo kann also ruhig etwas teurer werden – denn Geld für die Verkehrswende wird dringend benötigt.



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