Naschendorf. Es hat sich einiges getan auf dem alten Drei-Seiten-Hof im Zentrum von Naschendorf in der Gemeinde Upahl. In den vergangenen vier Jahren wurden zwei der drei Gebäude komplett saniert, die alte Scheune durch ein dreistöckiges Holzhaus ersetzt.

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Doch was steckt hinter den aufwendig sanierten Fassaden der Gebäude? „Ganz so einfach zu erklären ist das nicht“, sagt Günther van Ravenzwaay, der zusammen mit seiner Familie das Projekt „Feldgang“ ins Leben gerufen hat und betreibt.

Eines von mehreren Zimmern, die zu mieten sind.

Eines von mehreren Zimmern, die zu mieten sind.

Naschendorfer haben Verträge mit 24 Winzereien

„Es geht im Prinzip um Transformation und Nachhaltigkeit, wir wollen zeigen, was möglich ist.“ Klingt kompliziert. „Ist es gar nicht“, sagt der 68-Jährige, der gelernter Landwirt ist und viele Jahre als Strategieberater unter anderem für Lebensmittelkonzerne gearbeitet hat.

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„Wir bieten Räume an für Seminare, die Leute können hier übernachten, es gibt Platz für Weinverkostungen, Familienfeiern, einen kleinen Hofladen. Und wir betreiben auf rund 20 Hektar, die zum Hof gehören, eine eigene kleine Landwirtschaft unter ökologischen Gesichtspunkten.“ Ein beachtliches Weinlager, laut dem 68-Jährigen beziehen sie aus 24 Winzereien ihre Produkte, die ins Portfolio der ökologischen Landwirtschaft passen, befindet sich in einem der Häuser.

Feldgang in Naschendorf

Auf dem Hof werden regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt, dazu gehören auch Workshops. Der nächste findet am Sonnabend, 13. April, statt. „Wir nutzen Fermentiertes und Eingewecktes aus dem Füllhorn des vergangenen Sommers und dem Frischen aus unseren Gärten und der Flur“, heißt es in der Ankündigung. „Wir kochen in der Tradition und den Werten der italienischen Küche.“

Los geht es um 14 Uhr mit „Gärtner und Koch inkl. Wasser, Softdrinks, Kaffee und Abendessen.“ Teilnehmerbeitrag pro Person: 145 Euro.  

Ausstattung der Häuser von Greve aus Grevesmühlen

Bei einem Blick in die Unterkünfte wird deutlich, die Zimmer sind schlicht eingerichtet, durchweg mit hochwertigen Materialien ausgestattet. Die Firma Greve aus Grevesmühlen, die weltweit für ihre Spezialanfertigungen in Sachen Möbel und Einrichtungen bekannt ist, zeichnet dafür verantwortlich. Holz und Lehm finden sich in den Gebäuden wieder. Radios und Fernsehgeräte gibt es nicht, dafür überall WLAN.

Wer Günther van Ravenzwaay eine Weile zuhört, der versteht, dass es hier nicht nur um einen Rückzugspunkt für Menschen geht, die zur Ruhe kommen wollen. „Jeder kann für sich entscheiden, ob er hier mitarbeiten möchte als Praktikant, die Ruhe genießen oder etwas lernen will über unsere Art, das Leben anzugehen.“

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Der Dachboden des Haupthauses ist ein Seminarraum.

Der Dachboden des Haupthauses ist ein Seminarraum.

Nachhaltige Landwirtschaft mit Tierzucht und Ackerbau

Hinter dem Haupthaus befindet sich der Garten des Hofes, direkt daneben der Stall mit den Schweinen und Rindern. Auch Fleisch- und Gemüseproduktion unterliegen der Philosophie des „Feldgang“-Konzeptes.

„Das gilt auch für die Verarbeitung der Produkte. Es hat eine Weile gedauert, bis wir einen Fleischer gefunden hatten, der eben keine Zusatzstoffe benutzt, um zum Beispiel die Wurst haltbar zu machen“, erklärt der 68-Jährige. „Zurück zu den Wurzeln – wir müssen uns auf das besinnen, worum es bei der Herstellung von Lebensmitteln wirklich geht, nämlich darum, vernünftig und nachhaltig zu wirtschaften.“

Blick in den Rinderstall.

Blick in den Rinderstall.

Von Schleswig-Holstein nach Nordwestmecklenburg

Dass die Familie, die zuvor in der Nähe von Hamburg gelebt hat, ausgerechnet in Nordwestmecklenburg gelandet ist, sei reiner Zufall gewesen, betont der 68-Jährige. „Wir haben uns einige Höfe angesehen, aber hier hat endlich alles gepasst.“

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Der Garten liegt direkt hinter dem Hof, es gibt noch zwei große Gewächshäuser, die in einem anderen Ort angemietet worden sind.

Der Garten liegt direkt hinter dem Hof, es gibt noch zwei große Gewächshäuser, die in einem anderen Ort angemietet worden sind.

Bevor sie ihr Projekt in Angriff genommen haben, haben sie im Dorf eine Umfrage gestartet, was die Naschendorfer davon halten würden. „Das Ergebnis war überraschend positiv. Es ist wichtig, dass die Leute verstehen, dass hier nicht irgendwelche Träumer einziehen, deshalb erklären wir, worum es geht.“ Und weil Dorfgemeinschaft nur funktioniert, wenn die Türen offenstehen, stellt der 68-Jährige regelmäßig ein paar Tische auf den Hof und lädt die Nachbarn ein. „Jeder bringt etwas mit, dann sitzen wir zusammen und reden. So einfach ist das.“

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Dass es noch Zeit braucht, bis das ganze Projekt wirtschaftlich ins Laufen kommt, das weiß der 68-Jährige. Der Start allerdings lief gut. Die ersten großen Unternehmen – unter anderem aus der Energiebranche und ein Whisky-Produzent – haben bereits in Naschendorf Veranstaltungen durchgeführt. Der Kindergarten, der nur wenige Meter entfernt ist, schaut auch regelmäßig vorbei. „Es muss sich noch herumsprechen, was hier alles möglich ist“, sagt Günther van Ravenzwaay. „Und möglich ist alles, solange die Gäste unser Konzept akzeptieren.“



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