Immerhin hat der letzte Abend die deutsche Medaillenbilanz bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom noch einmal kräftig aufpoliert. Vor allem Weitspringerin Malaika Mihambo untermauerte ihre Gold-Ambitionen für die Olympischen Spiele in Paris mit ihrem 7,22-Meter-Satz zur Weltjahresbestleistung. Insgesamt blieb die deutsche Medaillenausbeute durchwachsen. Elf Medaillen, einmal Gold für ebenjene Überfliegerin Mihambo, immerhin keine Nullnummer wie bei der jüngsten WM, als das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) erstmals ohne Medaille blieb. Doch was bedeuten die elf Plaketten aus Edelmetall wirklich mit Blick auf den Jahreshöhepunkt in Paris? Ein Überblick.

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Weitsprung: Malaika Mihambo – Gold

Malaika Mihambo hat in beeindruckender Manier gezeigt, dass sie die Topfavoritin auf Gold in Paris ist. Ihr Sprung auf 7,22 Meter sind Jahresweltbestleistung und der zweitbeste Sprung überhaupt in der Karriere der 30 Jahre alten Heidelbergerin mit väterlichen Wurzeln auf Sansibar. Einzige Sorge: Ist die Olympiasiegerin und zweifache Weltmeisterin möglicherweise zu früh in Topform?

Sprang bei der EM zu Gold: Malaika Mihambo.

Sprang bei der EM zu Gold: Malaika Mihambo.

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Halbmarathon Team Frauen – Silber

Die Silbermedaille der deutschen Frauen im Halbmarathon lässt nur bedingt Schlüsse für Paris zu, da dann die volle Distanz auf dem Programm steht. Zudem gibt es dort keine Teamwertung. Für den olympischen Marathon wiederum ist Deutschlands Toplangstrecklerin Melat Kejeta schon qualifiziert. Die Form der gebürtigen Äthiopierin stimmt, wie die Teammedaille beweist. Edelmetall in Paris ist jedoch nicht zu erwarten.

Melat Yisak Kejeta, Domenika Mayer, Esther Pfeiffer, Fabienne Königstein und Katharina Steinruck jubeln über Silber.

Melat Yisak Kejeta, Domenika Mayer, Esther Pfeiffer, Fabienne Königstein und Katharina Steinruck jubeln über Silber.

3000m Hindernis: Gesa Felicitas Krause – Silber

Gesa Krause hat nur zehn Monate nach der Geburt ihrer Tochter Lola mit Silber mächtig aufhorchen lassen. Die Hessin aus dem Lahn-Dill-Kreis ist bereits zweimal Europameisterin geworden, hat zudem zweimal WM-Gold gewonnen. Mit ihrer Bestleistung in diesem Jahr – erzielt im April – steht sie weltweit aktuell jedoch nur auf Platz neun. Ihre Zeit bei der EM würde weltweit für Platz 13 reichen.

Durfte sich am Ende über die Silbermedaille freuen: Das deutsche Hindernis-Ass Gesa Felicitas Krause.

Durfte sich am Ende über die Silbermedaille freuen: Das deutsche Hindernis-Ass Gesa Felicitas Krause.

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Speerwurf: Julian Weber – Silber

Das schon sicher geglaubte Gold musste der 29-Jährige im letzten Versuch noch dem Tschechen Jakub Vadlejch überlassen. Zu den Olympiafavoriten gehört der Mainzer angesichts von Platz 3 in der Jahresbestenliste hinter dem deutschen Kollegen Max Dehning und ebenjenem Vadlejch weiterhin. Dann sollte er den Speer jedoch irgendwo in den Bereich seiner Bestleistung (89,54 Meter), von der er in Rom gut dreieinhalb Meter entfernt war, werfen.

Julian Weber musste sich im Speerwurf nur dem Tschechen Jakub Vadlejch beugen.

Julian Weber musste sich im Speerwurf nur dem Tschechen Jakub Vadlejch beugen.

Kugelstoßen: Yemisi Ogunleye – Bronze

Die Mannheimerin brach den Bann und sorgte für die erste deutsche Medaille in Rom. Ihre Weite von 18,62 Metern reicht zwar nicht für höhere Ansprüche. Im März hatte die 25-Jährige bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Glasgow die Kugel jedoch bereits auf 20,19 Meter gestoßen, was damals für Silber und aktuell noch für Platz drei in der Weltjahresbestenliste reicht. Eine Medaille in Paris? Möglich.

Gewann im Kugelstoßen die erste Medaille für Deutschland bei der Leichtathletik-EM 2024: Yemisi Ogunleye.

Gewann im Kugelstoßen die erste Medaille für Deutschland bei der Leichtathletik-EM 2024: Yemisi Ogunleye.

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Halbmarathon: Amanal Petros – Bronze / Halbmarathon Team – Bronze

Für Amanal Petros und das deutsche Team gilt wie für Melat Kejeta und die Frauen: Die Bronzemedaillen im Einzel und im Team im Halbmarathon lassen nur bedingt Schlüsse auf Paris zu, weil dort die volle Distanz gelaufen wird. Über die klassischen 42,195 Kilometer dominieren Kenianer und Äthiopier die Jahresbestenliste. Petros, der in Eritrea geboren wurde, hat immerhin das Olympia-Ticket bereits sicher.

Auch die Männer schafften es im Halbmarathon aufs Treppchen. Simon Boch, Samuel Fitwi Sibhatu, Richard Ringer, Hendrik Pfeiffer, Amanal Petros und Filimon Abraham holten Bronze.

Auch die Männer schafften es im Halbmarathon aufs Treppchen. Simon Boch, Samuel Fitwi Sibhatu, Richard Ringer, Hendrik Pfeiffer, Amanal Petros und Filimon Abraham holten Bronze.

3000m Hindernis: Karl Bebendorf – Bronze

Der Dresdner feierte in Rom seine erste internationale Medaille. Im globalen Vergleich reicht seine EM-Zeit von 8:14,41 Minuten aktuell für Rang 16. Die Weltspitze ist gut zehn Sekunden schneller unterwegs. Die Ansage des Fans von Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo, der sich selbst in Anlehnung an den Portugiesen (“CR7″) „KB7″ nennt, nach der Medaille: „Jetzt verabschiede ich mich erstmal in Urlaub und dann sehen wir uns bei Olympia in Paris wieder.“

Holte bei der EM seine erste internationale Medaille: Hindernisläufer Karl Bebendorf.

Holte bei der EM seine erste internationale Medaille: Hindernisläufer Karl Bebendorf.

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4×100-Meter-Staffel Männer – Bronze

In Europa reichen die 38,52 Sekunden, die Kevin Kranz, der Einzel-Fünfte Owen Ansah, Deniz Almas und Lucas Ansah-Peprah in Rom für die 4×100-Meter brauchten, für Bronze. Weltweit landet das deutsche Quartett damit in diesem Jahr auf Platz 18. Wichtig für Paris: Die Wechsel müssen sauberer laufen, dann dürfte der Zielstrich noch schneller erreicht und vielleicht ein paar Plätze gutgemacht werden.

Posieren nach dem Gewinn der Bronzemedaille in der Staffel: Kevin Kranz, Owen Ansah, Deniz Almas  und Lucas Ansah-Peprah.

Posieren nach dem Gewinn der Bronzemedaille in der Staffel: Kevin Kranz, Owen Ansah, Deniz Almas und Lucas Ansah-Peprah.

4×400-Meter-Staffel Männer – Bronze

3:00,82 Minuten brauchten Manuel Sanders, der Einzel-Siebte Jean Paul Bredau, Marc Koch und Hürden-Spezialist Emil Agyekum für die vier Stadionrunden, blieben damit nur eine Hundertstel hinter Italien. Von der Jahresweltbestleistung ist das dennoch zweieinhalb Sekunden entfernt. Für eine Medaille müsste in Paris demnach schon sehr viel zusammenkommen.

Emil Agyemkum, Jean Paul Bredau, Marc Koch und Manuel Sanders liefen auf Platz drei.

Emil Agyemkum, Jean Paul Bredau, Marc Koch und Manuel Sanders liefen auf Platz drei.

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Stabhochsprung: Oleg Zernikel – Bronze

Bei den Flugshows von Stabhochsprung-Alleinunterhalter Armand „Mondo“ Duplantis, der auch in Rom locker triumphierte, bleibt für die Konkurrenz nur der Titel „Best of the Rest“ – normalerweise wird das auch in Paris so sein. EM-Bronze mit 5,82 Metern bedeutet die erste Medaille für den 29 Jahre alten Zernikel. Der Landauer mit Wurzeln in Kasachstan müsste bei Olympia jedoch wohl mindestens in den Bereich seiner Bestleistung (5,87 Meter) springen, um hinter Duplantis eine Medaillenchance zu haben. Doch selbst mit 5,87 Metern hätte er in diesem Jahr noch sieben Athleten vor sich, die bereits höher gesprungen sind.

Mit seinem Sprung über 5,82 Meter landete Oleg Zernikel auf Platz drei.

Mit seinem Sprung über 5,82 Meter landete Oleg Zernikel auf Platz drei.

Elf Medaillen sind das in Summe, ein Aufwärtstrend ist mit Blick auf Paris immerhin erkennbar. „Wir haben eine ganz gute Basis, müssen aber auch feststellen, dass wir in gewissen Bereichen nicht performt haben“, sagte DLV-Sportvorstand Jörg Bügner selbstkritisch. Er kann vor allem auf zwei Athleten hoffen: Mihambo und Zehnkämpfer Leo Neugebauer, der die EM ausließ und dafür in den USA einen deutschen Rekord (8961 Punkte) aufstellte, der ihn mit Abstand an die Spitze der Weltjahresbestenliste katapultierte.



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