Kommentar
Die Debatte über die Zukunft der Industrie ist wirklich nötig
Ein Hochofen auf dem Werksgelände von ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt: Das Unternehmen arbeitet daran, wettbewerbsfähig zu bleiben und trotzdem klimaneutral zu werden.
Quelle: Patrick Pleul/dpa
Jetzt erwischt es auch Olaf Scholz: BDI-Präsident Russwurm wirft der Ampel-Koalition vor, der Wirtschaft „zwei verlorene Jahre“ beschert zu haben. Und dem SPD-Kanzler selbst hält er vor, Problemanalysen der Wirtschaft einfach abzukanzeln. Wer genauer hinschaut, sieht aber einen durchaus konzilianten Industriepräsidenten.
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Deutlich wird das bei den energieintensiven Industrien: Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem nicht die Deindustrialisierung Deutschlands beschworen wird – einschließlich des Horrorszenarios reihenweise schließender Fabriken. Russwurm rückt nun gerade, dass das nicht alle gleichermaßen trifft – aber einige womöglich auch treffen muss. Das genannte Ammoniak etwa ist ein Allerweltsprodukt, das künftig hervorragend von dort importiert werden kann, wo günstiger Solarstrom eine billige und grüne Erzeugung ermöglicht.
Dass Russwurm diese Debatte aufmacht, ist ein Lichtblick
Dazu gehören allerdings strategische Entscheidungen. Welche Industrie soll bleiben, auf dass Deutschland bei internationalen Krisen Versorgungsengpässe erspart bleiben? Und wie kann es finanziert werden, wenn Deutschland deshalb Industrien hält, die international nicht wettbewerbsfähig sind. Oder es noch werden müssen, so wie die hochsubventionierte Chipproduktion?
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Dass Russwurm diese Debatte aufmacht, ist ein Lichtblick: Zumindest beim Industrieverband mag man zwar nicht auf schrille Überschriften verzichten, aber eine sachliche Debatte über Wirtschaftspolitik ist nicht nur nötig, sondern auch möglich. Und vielleicht ist es ja ganz gut, diese Fragen nicht hinter den verschlossenen Türen des Kanzleramts, sondern in der Öffentlichkeit zu diskutieren.