Gastbeitrag von Jochen Pimpertz: Der Rente fehlen 34 Milliarden Euro: Die Beitragszahler blechen für Heils Wahlgeschenk
Die Bundesregierung möchte das Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent halten. Das wird teuer. Rechnete die Ampel noch im Herbst mit einem Beitragssatz von rund 21 Prozent für das Jahr 2035, braucht es dann wohl mehr als 22 Prozent – Tendenz steigend.
Alles bleibt, wie es ist, so die Pläne von Arbeitsminister Heil: Bis zum Ende der 2030er Jahre sollen sich Rentner auf ein stabiles Rentenniveau von 48 Prozent verlassen können. Das bedeutet: Wer 45 Jahre gearbeitet und durchschnittlich verdient hat, soll 48 Prozent des durchschnittlichen Arbeitnehmerverdienstes als Rente bekommen. Weil es immer mehr Rentner gibt und immer weniger Beitragszahler, wird das aber teuer. Die Bundesregierung veranschlagte in ihrem Rentenversicherungsbericht eigentlich ein Rentenniveau von 45,4 Prozent im Jahr 2035 – bei einem steigenden Beitragssatz von dann 21,1 Prozent.
Was die neuen Pläne für den Beitragszahler bedeuten, lässt sich mit einer einfachen Überschlagsrechnung schätzen. Denn steigen die Ausgaben im gleichen Verhältnis wie das Rentenniveau, wären im Jahr 2035 rund 631 Milliarden Euro statt der bislang erwarteten 597 Milliarden Euro fällig – eine Lücke von gut 34 Milliarden Euro.
Beitragssatz müsste auf über 22 Prozent steigen
Heute übernehmen die Beitragszahler 77 Prozent der Rentenausgaben, den Rest steuert der Bund bei. Bleibt es dabei, müssten sie 2035 also 26,3 Milliarden zusätzlich stemmen, der Bund acht Milliarden. Dazu bräuchte es einen noch höheren Beitragssatz von dann 22,3 Prozent statt “nur” 21,1 Prozent. Zur Erinnerung: Aktuell liegt er noch bei 18,6 Prozent. Höhere Beiträge werden aber nicht erst 2035 fällig. Denn ursprünglich sollte das Rentenniveau bereits ab 2027 unter die 48-Prozent-Marke fallen.
Darauf will die Bundesregierung eine Antwort geben. Die „Stiftung Generationenkapital“ soll ein Vermögen am Kapitalmarkt anlegen und die jährlichen Erträge an die Rentenkasse überweisen. Damit sollen Beitragseinnahmen ersetzt werden, der Beitragssatzanstieg ließe sich bremsen.
Für die Kapitaldeckung bräuchte es hohe Milliardensummen
Auch hier lässt sich der Bedarf überschlagen: Möchte die Bundesregierung nach 2030 die Beitragssätze auf 22 Prozent begrenzen, würde der Beitragssatz 2035 erstmals drüber liegen. Dann müsste die Stiftung Einnahmen aus 0,3 Beitragssatzpunkten ersetzen, das wären immerhin 6,7 Milliarden Euro. Um den ursprünglich erwarteten Beitragssatz von 21,1 Prozent zu halten, wären sogar 26,3 Milliarden Euro nötig. Weil der Beitragssatz ohne Generationenkapital in den Folgejahren weiter steigen würde, sind danach noch höhere Summen fällig.
Dafür bräuchte es im Jahr 2035 bei einer Rendite von drei Prozent 223 Milliarden Euro. Für einen Beitragssatz von 21,1 Prozent wären sogar 877 Milliarden Euro nötig. Und weil danach noch höhere Erträge fließen müssen, um den zu Beitragssatz stabilisieren, steigt der Kapitalbedarf weiter. In diesem Jahr will die Bundesregierung erstmals 12,5 Milliarden an die Stiftung überweisen. Bleibt es dabei, wären 2035 gerade mal 177 Milliarden Euro im Depot – selbst wenn bis dahin kein Geld an die Rentenkasse fließt. Wer mit höheren Renditen rechnet, sollte bedenken: Renditechancen sind riskanter als sichere Anlagen. Das Kapital muss aber erhalten bleiben, damit Erträge regelmäßig fließen können.
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