Kommentar zum Tarifkonflikt

Die Bahn will testen, wie weit Weselsky geht

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL).

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL).

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Frankfurt am Main. Nebelkerze? Taktik­spielchen? Der Konflikt zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) und der Deutschen Bahn nervt langsam – und zwar gewaltig. DB-Personalchef Martin Seiler hat am Freitag einen „neuen“ Vorschlag für die Wieder­aufnahme der Verhandlungen gemacht. Am Montag will er sich mit GDL-Chef Claus Weselsky wieder an einen Tisch setzen. Das „Angebot“ ist im monatelangen Hickhack verhandlungs­taktisch der nächste logische Schritt: Oberlokführer Weselsky hat nach dem 35-Stunden-Streik, der am Freitag beendet wurde, mit der Dauerwelle gedroht: partiellen, kleineren Arbeits­niederlegungen mit verkürzter Vorwarnfrist.

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Da kann sich das Bahn­management nicht totstellen. Denn es muss allein schon wegen der öffentlichen Reputation zumindest so tun, als wolle man die Wellenstreiks, die für Fahrgäste äußerst unangenehm werden können, verhindern. Allerdings wird die Einladung zugleich konditioniert mit dem Hinweis, dass man auf Basis des Moderatoren­vorschlags verhandeln wolle.

Weselsky kann das nicht akzeptieren

Klar ist, dass Weselsky dies nicht akzeptieren kann. Denn im Moderatoren­papier steht vor allem, dass die Wochen­arbeitszeit auf 36 Stunden verkürzt werden soll. Weselskys wichtigste Forderung ist aber: 35 Stunden. Postwendend hat die Lokführer­gewerkschaft denn auch das Angebot zurückgewiesen und von einer „Nebelkerze“ gesprochen.

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Was das alles soll? Die Bahn will offenbar den Druck auf Weselsky erhöhen und testen, wie weit er bereit ist zu gehen. Mit ihrem Angebot erreicht sie so das Gegenteil von dem, was sie vorgibt zu tun: Die GDL wird zur Dauerwelle gezwungen. Das alles wäre legitim, zumal es hier um eine extrem wichtige Weichen­stellung in puncto Arbeitszeit geht, und zwar über den Staatskonzern hinaus: um einen ersten Pflock für die 35-Stunden-Woche im öffentlichen Dienst einzurammen.

Nicht akzeptabel aber ist, dass bei diesem Taktieren die Fahrgäste in Geiselhaft, wie es kürzlich eine Experte formulierte, genommen werden. Für Insider ist klar, dass es eine Lösung nur mit den 35 Stunden geben kann. Die GDL wird alles mobilisieren und Streikkasse notfalls bis zum letzten Cent plündern, um das durchzusetzen – mit Dauer­wellen­streiks über Wochen hinweg. Im Interesse ihrer Kunden darf die Bahn es so weit nicht kommen lassen.



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