Die „René will Rendite“-Kolumne: Die Auswahl der besten Aktien reicht bei der Geldanlage nicht aus
Finanzratgeber sind voll mit Tipps, was man für den Vermögensaufbau tun soll. Dabei ist es genauso wichtig, welche Dinge man nicht macht.
Nehmen wir Tennis: Vereinfacht gesagt können Spieler auf zwei Arten punkten. Entweder mit starken Schlägen, die der Gegner nicht erreichen kann. Oder durch Fehler des Gegners. Durch eine kleine Unkonzentriertheit schlägt er den Ball ins Netz oder ins Aus. Asse und Volleys sehen zwar spektakulär aus. Oft sind es aber die so genannten „unforced errors“, die das Spiel entscheiden. Es gewinnt derjenige Spieler, der weniger unnötige Fehler macht.
Bei der Geldanlage ist das Vermeiden von Fehlern ähnlich wichtig für den Erfolg. Erfolgreich Vermögen aufbauen oder vorhandenes Vermögen bewahren ist nicht nur eine Frage des „Was tun?“, sondern auch eine Frage von „Was nicht tun?“, „Was unterlassen?“, „Was beenden?“
Gerd Kommer nannte es in einem Blog-Beitrag das „Via Negativa-Prinzip“. „Via Negativa“ heißt soviel wie „der negative Weg“ oder „der Weg des Vermeidens“. Kommer schreibt: „Das Via-Negativa-Prinzip besagt im Wesentlichen, dass der kumulative finanzielle und auch sonstige Erfolg in unserem Leben – so wie er sich zu einem bestimmten Lebensalter darstellt – eben nicht nur davon bestimmt wird, was wir bis zu diesem Zeitpunkt Schlaues, Richtiges und Gutes getan haben, sondern genauso- oder vielleicht sogar mehr – davon, was wir Dummes, Falsches und Schlechtes unterlassen oder beendet haben.“ Schön brachte es auch einmal der amerikanische Statistiker, ehemalige Berufspokerspieler und Ratgeberbuch-Autor Nate Silver auf den Punkt: „Die 20 wirklich dummen Entscheidungen, die wir in unserem Leben treffen, schaden uns mehr, als die 20 Prozent wirklich smarten Entscheidungen uns helfen.“
Über den Autor Clemens Schömann-Finck
Clemens Schömann-Finck ist Finanz-Experte und steht hinter dem Youtube-Kanal “René will Rendite”. In seiner Kolumne bei FOCUS Online beleuchtet er aktuelle Themen rund um Börse und Geldanlage. Abonnieren Sie hier seinen Newsletter für mehr Finanz-Infos.
Erfolg an der Börse ist ein Marathon
Erfolgreiches Investieren ist eben meist weniger das Ergebnis von einzelnen klugen Entscheidungen, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Es reicht nicht, einmal richtig gelegen zu haben. Die Börse führt den Anleger fortlaufend in Versuchung. Überall warten scheinbare Chancen darauf, ergriffen zu werden: Aktien und Trends locken mit hohen Renditen. Die Gewinne aus der einer richtigen Entscheidung können so schnell wieder weg sein, und aus einem Depot im Plus wird ein Depot im Minus.
Es erfordert Disziplin und Stärke, hier immer wieder „Nein“ zu sagen und seinem Weg treu zu bleiben. Erfolgreicher Vermögensaufbau hängt nicht nur von der Investment-Rendite ab, also von der Entscheidung, wie wir investieren wollen, sondern auch von der Investoren-Rendite. Hiermit ist unser Verhalten als Anleger gemeint. Lassen wir uns verführen und haben wir unsere Gefühle nicht im Griff, gefährden wir damit den Erfolg.
Zu den wichtigsten Fehlern, die beim Investieren zu vermeiden sind, gehören zum Beispiel
- Gier und Panik seine Entscheidungen bestimmen lassen
- Kursprognosen oder andere Prognosen von „Experten“ oder von sich selbst zur Grundlage der eigenen Investmententscheidungen machen
- Auf aktuelle Trendthemen zu setzen
- Aktientipps zu vertrauen
- Klumpenrisiken in seinem Depot zu ignorieren
- Sich von hohe Renditeversprechen verführen zu lassen
- Sein eignes Gespür zu überschätzen (overconfidence bias, hindsight bias)
Doch über das Vermeiden von Fehlern ist häufig wenig zu lesen. In Zeitschriften, Börsen-Portalen und Social Media-Posts geht es fast immer um „Gewinne machen“ und „reich werden“ und weniger um „wie verhindere ich, dass ich Geld verliere oder ärmer werde?“.
Es gilt: Wer das Via-Negativa-Prinzip ernst nimmt und in seinen monetären Entscheidungen umsetzt, wird damit seinen finanziellen Erfolg erhöhen. Oder, um es in den Worten von Warren Buffett zu sagen: „Du musst nur ein paar Dinge richtig in deinem Leben machen, solange du nicht zu viele Dinge falsch machst.“
Mehr vom EXPERTS Circle
Können Augenfarben wirklich Charaktereigenschaften zugeschrieben werden? Augenarzt Rainer Wiltfang erklärt den Iris-Code und welche Zusammenhänge es zwischen Charakter und Augenfarbe geben könnte.
Der gesellschaftliche iranische Widerstand gegen das Mullah-Regime hatte große Hoffnung in die feministische Außenpolitik von Annalena Baerbock gesetzt. Doch bislang kämpfen die mutigen Demonstrantinnen im Iran allein und opfern im Sinne der Freiheit sogar ihr Augenlicht.
Mehr kostenloses Börsenwissen
Informationen dazu, wie Du ein einfaches und gutes Depot zusammenstellen kannst, gibt es in meinem kostenlosen PDF mit wertvollem Börsenwissen. Du erhältst es als Dankeschön, wenn Du meinen wöchentlichen Gratis-Newsletter abonnierst. Hier bestellen
Der „René will Rendite“-Newsletter erscheint einmal wöchentlich und analysiert kurzweilig und verständlich die Lage an den Finanzmärkten. Namhafte Experten steuern immer wieder Gastbeiträge zu. Außerdem erhalten Sie wertvolle Tipps für Ihre Geldanlage sowie regelmäßig die attraktivsten Konto- und Depotangebote.
Häufig gestellte Fragen zu diesem Thema
Auch wenn das kaum zu glauben ist: Die Wahl der Steuerklassen hat unterm Strich keinerlei Auswirkungen darauf, wie hoch die Steuerlast ausfällt. Durch die Steuerklasse wird lediglich der Lohnsteuerabzug festgelegt. Also das, was der Arbeitgeber dem Finanzamt vorab vom …
Judith Engst
Wirtschaftsjournalistin und Buchautorin
Ehepaare (oder eingetragene gleichgeschlechtliche Lebenspartner) können sich getrennt oder zusammen zur Einkommenssteuer veranlagen lassen. Bei einer Zusammenveranlagung profitieren die beiden vom so genannten Ehegatten-Splitting, und das geht so: …
Judith Engst
Wirtschaftsjournalistin und Buchautorin
Arbeitnehmer können durch Werbungskosten Steuern sparen, also durch Kosten, die dem Broterwerb dienen (daher der Name „Werbungskosten“). Dazu gehören beispielsweise Pendelfahrten zur Arbeit, selbst bezahlte Fortbildungen, Dienstreisen, Fachbücher, …
Judith Engst
Wirtschaftsjournalistin und Buchautorin
Krankheitskosten einzeln nachzuweisen, das lohnt sich in den wenigsten Fällen, denn die Hürden sind hoch und das Finanzamt zieht von diesen Kosten vorher noch die „zumutbare Belastung“ ab. Da bleibt dann oft kaum eine Steuerersparnis übrig. Wer aber …
Judith Engst
Wirtschaftsjournalistin und Buchautorin
Informiert sein, verstehen, die richtigen Entscheidungen treffenHier bekommen Sie Hintergründe zu aktuellen Finanz-Nachrichten. Jeden Freitag als Newsletter.
* Mit einem * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder