Bevor wir in diesem Text zur deutschen Politik und dem Islamismus kommen, eine Vorbemerkung zu den Vorkommnissen an amerikanischen Elite-Universitäten. Schließlich passiert nicht selten in Deutschland mit Zeitverzug Ähnliches.
An der New Yorker Universität oder der Columbia Universität in Los Angeles agieren immer mehr weiße, amerikanische, nicht palästinensische Studenten offen antisemitisch. Etliche konvertieren demonstrativ zum Islam.
An diesem Donnerstag hat ein besorgter israelischer Staatspräsident Isaac Herzog zu dem weltweit wachsenden Antisemitismus die Erklärung abgegeben: „Fürchtet euch nicht. Bleibt stolz. Kämpft für Eure Freiheit. Israel sorgt für euch.“
Es gibt nicht nur linken Antisemitismus
Es gibt einen linken Antisemitismus. Es gibt ihn schon lange. 1976 haben RAF-Terroristen in einer entführten Lufthansa-Maschine zum ersten Mal seit Auschwitz Juden von Nicht-Juden „selektiert“.
Jetzt werden an US-Universitäten Juden vom Campus ferngehalten, also auch wieder: „selektiert“. Von weißen Wohlstands-Amerikanern, deren Eltern genug Geld haben, um ihnen die teuersten Studienplätze der Welt zu bezahlen. Es gibt also nicht nur einen linken Antisemitismus, sondern auch einen reichen Antisemitismus, der im Gewand einer elitären Bildung daherkommt.
Und weil es stets heißt, Bildung helfe, auch gegen Totalitarismen aller Art: an diesen angeblichen Elite-Unis zeigt sich gerade das Gegenteil. Bildung kann auch falsch sein und gefährlich sogar. Wie formuliert es Michael Wolffsohn: „Bildung ersetzt nicht Herzensbildung.“
„Woke“ Studiengänge wie „Postcolonial Studies“ sind nicht nur eine linke Marotte, die folgenlos bleibt. Sie versorgen Studenten mit einer Ideologie, die sie dann auf die Straßen tragen und in den öffentlichen Diskurs. In der deutschen Kunstszene ist dieses Denken schon an der Tagesordnung.
Bei Nancy Faeser herrscht Funkstille
Und irgendwann sitzen sie dann, wie Kohla Hübsch, in einer deutschen Talkshow und verharmlosen Kalifat und Scharia – womit Frau Hübsch allen integrierten Moslems in Deutschland ins Gesicht schlägt. Allen, die für einen Reform-Islam kämpfen und deshalb von den Hardlinern mit dem Tod bedroht werden, weshalb sie 24/7 unter Polizeischutz stehen.
Den kahlrasierten Antisemitismus der alten und neuen Rechten kennt man, der Preppy-Antisemitismus der linken „Rich Kids“ ist neu. Und bislang unadressiert – wann gibt die Bertelsmann-Stiftung dazu eine Studie in Auftrag?
Die Hizb ut-Tahrir, die für einen Auge um Auge-Islam steht, ist seit 21 Jahren verboten. Deren Nachfolge-Organisationen treiben ihr Unwesen schon lange – und vor einem halben Jahr hat der nordrhein-westfälische Innenminister seine Kollegin im Bundes-Berlin sehr freundlich gebeten, diese doch gleichfalls zu verbieten.
Seitdem Herbert Reul dieses Schreiben abschickte, herrscht bei Nancy Faeser diesbezügliche Funkstille. Bis auf ihr „schwer zu ertragen“ als Reaktion zu der Kalifat-Demo von Hamburg.
Habeck bringt rechtsextreme Demos ins Spiel
Vizekanzler Robert Habeck hat, befragt von Markus Lanz, nun festgehalten, dass eine Veranstaltung, auf der das Kalifat als „die Lösung“ vorgeschlagen wird, „nicht mehr auf dem Boden des Grundgesetzes“ stehe.
Bei der Hamburger Demo passiere „nichts anderes“ als bei rechtsextremen Demonstrationen – „die Infragestellung der Republik“. Verurteilt hat das auch die Grünen-Spitze, Omid Nouripour war einer der ersten.
Man fragt sich, weshalb Habeck im Zusammenhang mit dem Kalifat rechtsextreme Demos ins Spiel bringt. Beides steht doch für sich, man benötigt nicht den Rechtsradikalismus, um ein hartes Vorgehen gegen den Islamismus zu rechtfertigen.
Eine passende Antwort dazu hat der Extremismus-Experte Ahmad Mansour, FOCUS-online-Lesern als Autor vertraut, gegeben: Man solle doch keinen „Wettlauf“ zwischen Islamismus und Rechtsradikalismus inszenieren.
Eine Mahnung an eine Parolen-Politik
Im Übrigen seien anti-islamistische Warnungen, auch seine, „seit Jahren“ von der Politik ignoriert worden. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, „ernst zu machen“ – oder in Deutschland werde es in rund zehn Jahren Bewegungen geben, „die diese Gesellschaft leider komplett destabilisieren können“.
Eine Mahnung auch an eine Parolen-Politik, die rhetorisch die Backen aufbläst, um das dann in der realen Welt folgenlos bleiben zu lassen.
Ali Ertan Toprak, dessen Eltern 1970 aus der Türkei nach Hamburg kamen, schrieb jetzt in der Zeit ein für die sogenannte deutsche Mehrheitsgesellschaft beschämendes Stück über „falsche Toleranz“ mit der erschreckenden Überschrift: „Die Polizei rät: Mund halten.“ Aus Furcht, der „Islamophobie“ verdächtigt zu werden.
Toprak formuliert das Naheliegende: „Die Islamisten fordern: Kalifat ist die Lösung. Dagegen müssten doch die Massen protestieren, so wie nach dem rechtsradikalen Geheimtreffen von Potsdam. Leider bleibt es erschreckend ruhig.“
Womöglich ändert sich das – in Städten wie Hamburg wird für diesen Samstag zu anti-islamistischen Gegendemonstrationen aufgerufen. Mal sehen, wie viele dorthin gehen.
Islamischer Totalitarismus an deutschen Schulen ein weißer Fleck
Zur Ermunterung: In einer Erhebung des Kriminologischen Instituts Niedersachsen unter muslimischen Schülern der neunten Klasse, also 14/15-Jährigen, gibt die Hälfte von ihnen an, nur der Islam könne die Probleme der Zeit lösen. Das sagen sie, nachdem sie neun Jahre auf deutschen Schulen unterrichtet worden sind. Dazu kann man vielleicht sagen:
Zur deutschen Leitkultur gehört das anti-nationalsozialistische Bekenntnis des „Nie wieder.“ Das haben deutsche Bildungsinstitutionen gut hingekriegt. Der islamische Totalitarismus ist bislang an deutschen Schulen, anders kann man diese Untersuchung kaum interpretieren, hingegen ein weißer Fleck geblieben. Folgt man Toprak und anderen muslimischen Warnern, aus falsch verstandener Toleranz.
Wenig Mut macht eine Studie der Universität Münster unter angehenden islamischen Religionslehrern. Demnach sieht mehr als jeder Dritte von ihnen – 37,3 Prozent der Befragten – die Juden als Feinde an. Ganz wie es der Koran nahelegt.
Zurückgeführt wird das in der Studie auf den großen Einfluss der türkischen Religionsbehörde Dyanet, die über die Ditib die Ansichten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nach Deutschland trägt. Offenbar auch in deutsche Universitäten.
Islamisten bedrohen vor allem untere Bevölkerungsschichten
Womöglich wird aber, sehen wir es konstruktiv, auch die Kalifat-Demo von Hamburg zu einer Wendemarke. Man kann das gerade in der SPD beobachten.
Drei Tage nach der Islamisten-Demo kommt der rot-grüne Senat jetzt mit der Ankündigung eines Kopftuchverbots an Schulen um die Ecke – nachdem man acht (!) Jahre darüber folgenlos debattiert hatte. Mitte Mai soll das jetzt beschlossen werden. Immerhin – so etwas haben sie in Nordrhein-Westfalen unter CDU-Führung noch nicht hingekriegt.
Aber aus der Ruhrgebietsstadt Duisburg, einer alten Arbeitermetropole, meldet sich der sozialdemokratische Oberbürgermeister Sören Link mit der Forderung nach Vereinsverboten für Islamisten zu Wort.
Kaum ein Zufall: Islamisten bedrohen vor allem untere Bevölkerungsschichten, die im Ruhrgebiet die ersten waren, die für eine Arbeits-Integration muslimischer Zuwanderer sorgten.
Sie wissen aus eigener Erfahrung genau, was es bedeutet, wenn Stadtteile „kippen“. Wer hingegen reich ist, kann sich neben einem politisch korrekten Multikulturalismus auch noch einen Zaun leisten.
Worüber wir nochmal nachdenken sollten
Die Hamburger Kalifat-Demo als möglicher „Game-Changer“ – die mehr als 1000 Demonstranten wurden nicht erkennungsdienstlich behandelt, man kennt sie nicht. Ihre Rädelsführer aber sprechen gut Deutsch und haben wohl oft den deutschen Pass.
Man hätte gern gewusst, wie viele von ihnen die Kinder von Migranten sind, die sich mit irgendeinem Aufenthaltstitel jenseits des Asylrechts einen Verbleib in Deutschland über Jahre sichern konnten. Nach dem neuen Ampel-Einbürgerungsrecht reichen dafür jetzt fünf, in manchen Fällen sogar schon drei Jahre.
Darüber sollte man vielleicht doch noch einmal nachdenken.