„Die Antwort darauf habe ich jetzt noch nicht“, gab Klara Bühl offen zu. Die 23 Jahre alte Offensivspielerin hatte mit ihrem Doppelpack einen entscheidenden Anteil daran, dass das deutsche Nationalteam der Frauen nicht mit einer Niederlage in die EM-Qualifikation gestartet ist, sondern sich beim 3:2 (1:2) in Österreich über einen Sieg freuen konnte. Großer Jubel wollte bei Bühl und ihren Teamkolleginnen allerdings nicht aufkommen – denn die ersten 30 Minuten der Partie in Linz lag den DFB-Frauen so schwer im Magen, dass nicht nur Bühl keine Erklärungen hatte.
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Die deutschen Frauen hatten sich von Österreich regelrecht überrumpeln lassen, fanden kaum in Zweikämpfe und konnten beinahe froh sein, dass die ÖFB-Kickerinnen nach einer halben Stunde lediglich mit 2:0 führten. „Wir haben die Anfangsphase verschlafen“, haderte auch Giulia Gwinn, in Abwesenheit der verletzten Alexandra Popp erstmals als DFB-Kapitänin angetreten, im ARD-Interview. Nicht nur die Rechtsverteidigerin hatte Puls – auch Bundestrainer Horst Hrubesch. „Wir haben vor dem Spiel klar gesagt, dass wir uns hier nicht abkochen lassen. Mehr wie sagen kann man es ja nicht“, grantelte der 72-Jährige und bestätigte damit, was Bühl („Ich glaube, da werden wir uns etwas anhören müssen“) schon vermutet hatte. Das Trainerteam habe „klar darauf hingewiesen, was kommen wird“, so Hrubesch weiter.
Dennoch konnten die DFB-Frauen die Gegentore durch Eileen Campbell in der neunten und 16. Minute nicht verhindern – bei beiden Gegentoren war die deutsche Abwehr nicht der Rede wert. Mit dem 0:2 konnte Deutschland sich noch gut bedient fühlen. Man müsse „schneller spielen, klarer spielen, direkter spielen“, monierte Hrubesch, während Bühl treffend feststellte: „Wir haben es uns heute selbst schwer gemacht. die ersten 30 Minuten waren wirklich gar nichts.“ Es seien „viel zu viele Spielerinnen nicht auf der Höhe“ gewesen.
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Bühl: „Dieser Sieg war unglaublich wichtig“
Dann aber ging laut Gwinn „ein Ruck“ durch die deutschen Reihen. „Uns war allen klar, dass wir aufwachen müssen“, stellte die Spielführerin fest, die fortan ein anderes Auftreten ihres Teams sah. „Die letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit, das war unser wahres Gesicht.“ Das lobte auch Hrubesch, dem die Janusköpfigkeit seines Teams ansonsten spürbar gegen den Strich ging: Man müsse seinen Spielerinnen zugute halten, dass sie zurückgekommen seien: „Sie hatten die Qualitäten und wir hätten es zum Schluss auch klarer entscheiden können.“
Bühl hatte kurz vor der Pause mit dem 1:2 den Anschluss hergestellt (39.) und nach Wiederanpfiff eine schöne Kombination der nun deutlich besseren und konzentrierteren deutschen Elf zum Ausgleich vollendet. Ein äußerst schmeichelhafter Elfmeter nach einem Kontakt zwischen Österreichs Torhüterin Manuela Zinsberger und Laura Freigang bescherte dem DFB die Chance zum 3:2, die sich Gwinn vom Strafstoßpunkt nicht nehmen ließ (64.). „Es ist schön, dass wir die Qualität haben, wieder ins Spiel zurückzufinden, aber normalerweise wollen wir von Anfang an unseren Stempel aufdrücken“, bilanzierte Bühl und befand: „Dieser Sieg war unglaublich wichtig.“