Eigentlich klingt alles nach einem guten Plan. Kurz vor der Rente wandert ein Seniorenpaar nach Mallorca aus. Die Insel lockt mit gutem Essen, viel Sonne und niedrigen Lebenshaltungskosten. Außerdem leben viele deutsche Familien auf der Insel. Beste Voraussetzungen für Rentner also, um den Lebensabend selbst mit einer niedrigen Rente günstig und lebenswert zu verbringen.
Knapp 2000 Rentner haben sich bereits den Traum vom Lebensabend auf Mallorca erfüllt. Doch gleichzeitig brechen viele von ihnen in Deutschland oft alle Zelte ab. Versicherungen werden gekündigt, Immobilien verkauft und der Wohnsitz abgemeldet. Ein großer Fehler, wie sich später oft herausstellt.
Wenn das Schicksal und die Krankheit zuschlagen…
Mit vollen Koffern und dem Hausrat zieht das Ehepaar nach Spanien. Die Sprache beherrschen sie nicht, auch die Behörden meiden sie. Zu kompliziert, zu unverständlich, nicht nötig. Doch das sei ein Fehler, berichtet Roland Werner, Gründer der Hilfsorganisation Herztat. Der Verein kümmert sich um Senioren, die sich auf der Ferieninsel einsam fühlen oder auch zurück nach Deutschland wollen. Denn was viele Senioren nicht bedenken, sind Krankheiten und auch das Schicksal.
Wird beispielsweise einer der Partner krank, steigen die Kosten für Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche schnell an. Denn viele Auswanderer denken gar nicht daran, sich auf Mallorca anzumelden oder gar eine Krankenversicherung abzuschließen. Oft haben sie sogar ihre Krankenversicherung in Deutschland gekündigt.
Die Ersparnisse können dadurch schnell aufgebraucht sein. Stirbt dann auch noch der Partner, bleibt der Hinterbliebene einsam, verlassen und verarmt zurück. Auch finanziell ein Desaster, denn die eigene Altersrente und die Witwenrente reichen oft nicht aus, um die Miete zu bezahlen.
Viele schämen sich für ihre Lage. Freunde vor Ort und Kontakte brechen ab und die Bedürftigen sagen immer wieder private Treffen aus Geldsorgen ab, da das Budget einfach keinen Kaffee oder Bier erlaubt. Diese Situation erlebten viele Rentner auf Mallorca, so Werner. “Einige von ihnen befinden sich bereits in einer Notsituation und verwahrlosen regelrecht.”
Das sollten Rentner tun, bevor Sie auswandern
Wer seinen Ruhestand nicht in Deutschland verbringen möchte, sollte sich so früh wie möglich um die Auswanderung kümmern. Wie einfach oder kompliziert der Start in ein neues Leben ist, hängt vor allem vom Zielland ab. Am einfachsten ist es für Rentner, die in Europa bleiben.
Ruheständler sollten sich umfassend über das Land informieren, in dem sie sich niederlassen wollen. Dazu gehören Klima, Kultur, Lebenshaltungskosten, Gesundheitsversorgung, Sicherheit und Sprache.
Gesundheitsversorgung ist besonders wichtig
Wer in Europa bleibt, kann weiterhin Beiträge an die gesetzliche Krankenkasse zahlen und hat Anspruch auf Leistungen. Allerdings erhält man nur die Leistungen, auf die auch einheimische Versicherte Anspruch haben. Mitunter muss man daher mit einer schlechteren Versorgung als in Deutschland rechnen. Beispielsweise müssen Patienten in Spanien fast alle Zahnarztkosten selbst tragen. Genauere Informationen gibt die eigene Krankenkasse. Wer im Krankheitsfall nach Deutschland zurückkehren möchte, sollte eine Auslandsreisekrankenversicherung abschließen. Diese übernimmt die Kosten für den Rücktransport.
FOCUS online rät: Die Gesundheitsversorgung ist gerade im Alter ein entscheidender Faktor. Prüfen Sie die Qualität und Verfügbarkeit der medizinischen Einrichtungen im Zielland. Auswanderer sollten prüfen, wie ihre Krankenversicherung im Ausland funktioniert oder ob eine zusätzliche Auslandsversicherung notwendig ist.
Wenn Sie außerhalb Europas ein neues Zuhause gefunden haben, benötigen Sie eine internationale Krankenversicherung oder eine Versicherung vor Ort. Das kann zum Beispiel auf den Philippinen eine günstige Alternative sein. Wer eine Rückkehr nach Deutschland nicht ausschließt, sollte eine Anwartschaftsversicherung abschließen. Sonst kann es passieren, dass die alte Krankenkasse einen nach der Rückkehr nicht mehr aufnimmt.
Notfallplan unbedingt einplanen
Auch wenn alles gut geplant ist, kann es Situationen geben, in denen eine Rückkehr in das Heimatland die beste oder einzige Option ist, sei es aufgrund ernster gesundheitlicher Probleme, politischer Unruhen oder familiärer Notfälle.
Ältere Auswanderer sollten einen klaren Plan haben, wie eine solche Rückkehr ablaufen könnte. Dazu gehören Überlegungen zur Finanzierung der Rückreise, zum Transport von Haustieren oder persönlichen Gegenständen und zur vorübergehenden Unterbringung im Heimatland. Außerdem ist es ratsam, wichtige Dokumente wie Pässe, Geburtsurkunden und medizinische Unterlagen so zu organisieren, dass sie im Notfall schnell verfügbar sind.