Tesla bleibt in Grünheide? Dann bleiben die Wald­be­set­ze­r*in­nen auch – und bekommen Solidarität. Doch es gibt auch Freunde des Musk-Unternehmens.

junge Frau mit Pferdeschwanz und Pappschild mit einem durchgestrichenen

Demo am 10. März: Der E-Autobauer soll verschwinden Foto: dpa

GRÜNHEIDE taz | Grünheide ist ein neuer Hotspot des Klimaprotestes geworden. Etwa eintausend Menschen versammeln sich am Sonntagmittag am Bahnhof Fangschleuse im brandenburgischen Grünheide, um gegen Tesla zu demonstrieren. Laut den Demonstrierenden gefährdet das zum Firmenuniversum von Elon Musk gehörende US-Unternehmen sowohl die Wasserqualität als auch die Wasserversorgung in der ohnehin trockenen Region. Statt „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, ruft man hier: „weil ihr uns das Wasser klaut“. Mit Lautsprecherwagen, Trillerpfeifen und Transparenten läuft die Demo gegen 14:45 Uhr los in Richtung des Rathaus Grünheide.

Dass der Protest gegen Tesla in Grünheide allerdings auch polarisiert, zeigt eine Gegendemonstration mit dem Motto „Tesla bleibt!“. Dazu aufgerufen hatte die örtliche Gruppe der SPD. Etwa 30 Menschen stehen abgeschirmt von der Polizei vor der Pension Heidewirt am Peetzsee. Die Sprüche, die sie den Protestierenden zurufen, reichen von „Tesla muss bleiben“ bis „Arbeitsscheue Bande“. Die Beamten, die sich schützend vor den kleinen Gegenprotest gestellt haben, filmen die vorbeiziehenden Demonstrant*innen.

Nach einem Brandanschlag auf einen Strommast in der vergangenen Woche, der die Energieversorgung des Unternehmens abschnitt, zu dem sich die linksextreme „Vulkangruppe“ bekannte, ist die Stimmung in Grünheide an diesem Sonntag allgemein unruhig. Ein Redebeitrag des Vorsitzenden des Nabu Brandenburg, der sich von der Aktion entschieden distanziert, erntet Buhrufe. Auch die Mitbegründerin und Sprecherin der Bür­ge­r*in­nen­in­itia­ti­ve Grünheide Manu Hoyer bezeichnete die Aktion im taz-Interview als unvereinbar mit dem eigenen Anspruch der Initiative, friedlich zu protestieren.

Die Sprecherin des Bündnisses „Tesla den Hahn abdrehen“, Lou Winters, bezeichnet die Demonstration trotz allem als erfolgreich. „Wir freuen uns, dass über tausend Menschen gekommen sind. Insbesondere für die Waldbesetzung hier in Grünheide, die unbedingt erhalten werden muss.“ Von dem Gegenprotest ließ sich das Bündnis nicht beeindrucken: „Ich denke, es war gut sichtbar, dass wir einfach mehr sind“, so Winters.

Wald bleibt beschützt

Die Umweltaktivist*innen, die den Wald auf dem Gebiet besetzen, das für die Erweiterung des Teslawerks gerodet werden soll, wollen ihre Baumhäuser nicht ohne Weiteres verlassen. Bis zum 15. März ist das Dorf in den Wipfeln noch ganz offiziell genehmigt. Eine Sprecherin der Initiative „Tesla-stoppen“ sagt: „Wir bleiben so lange, bis wir sicher sind, dass der Wald und das Wasser nicht mehr an Tesla verkauft werden.“

Die Demonstration ist ein Teil der Protesttour „Wasser. Land. Gerechtigkeit“ der französischen Umweltbewegung Les Soulèvements de la Terre (Die Erhebungen der Erde). Die Gruppe engagiert sich unter anderem gegen den Bau von Wasserspeichern für die landwirtschaftliche Großindustrie und Wasserprivatisierung.

Zehn von zwölf Stopps ihrer Tour lagen in Deutschland, darunter das Rheinland, die Lausitz, Franken und Berlin. Für den Protest gegen Tesla sei das ein wichtiges Zeichen. „Uns ist es wichtig, uns international mit Wasserkämpfen zu solidarisieren und gleichzeitig zu zeigen, dass es auch hier nicht nur um ein lokales Problem geht“, so Lou Winters.



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