Rendsburg. Wenn die Feuerwehren im Kreis Rendsburg-Eckernförde mit potentiell gefährlichen Stoffen konfrontiert werden, holen sie den Löschzug Gefahrgut (LZ-G) dazu. Als „grüne Männchen“ sind sie in ihren Schutzanzügen bekannt. Die Truppe hat nun einen neuen Chef: Jörg Damm wurde für die nächsten sechs Jahre ins Amt gewählt. Der 42-Jährige hat das Feuerwehr-Gen vom Vater und Großvater geerbt und gehört seit seinem 18. Lebensjahr zur aktiven Truppe in seiner Heimatgemeinde Fockbek. Was trotz der teils gefährlichen Einsätze der Reiz am LZ-G ist, verrät der Oberbrandmeister im Interview.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Herr Damm, was macht der Löschzug Gefahrgut und wie lange sind Sie schon dabei?

Jörg Damm: Ich bin jetzt schon seit 24 Jahren dabei und wir werden immer dann gerufen, wenn es irgendwo im Kreisgebiet Einsätze mit gefährlichen – zum Beispiel chemischen – Stoffen gibt. Dann unterstützen wir die freiwilligen Feuerwehren vor Ort mit unserer Expertise und unserer Ausrüstung. Allein im vergangenen Jahr sind wir 80 Mal ausgerückt. Dazu zählten zum Beispiel Einsätze, bei denen ein Kanister mit unklarem Granulat in einem Knick gefunden wurde, oder wenn in Kellern und auf Dachböden Gefäße mit womöglich giftigen Flüssigkeiten gemeldet werden. Kurz gesagt: Immer dann, wenn sich die örtliche Feuerwehr beim Umgang mit Gefahrgut nicht sicher ist, werden wir gerufen.

LZ-G-Chef: „Die anspruchsvolle Ausrüstung zu beherrschen hat seinen Reiz“

Was ist das Besondere am LZ-G?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Vor allem die gelebte Kameradschaft. Ein Beispiel dazu: Nach einem Einsatz kommen viele von uns am nächsten Tag noch einmal zurück, um unseren beiden hauptamtlichen Gerätewarten dabei zu helfen, die Ausrüstung wieder einsatzbereit zu machen. Und auch die Technik spielt eine große Rolle im LZ-G. Vieles von dem Material, was wir im neuen Feuerwehrzentrum in Rendsburg-Süd vorhalten, gibt es bei den Wehren vor Ort so nicht. Diese teils sehr anspruchsvolle Ausrüstung zu beherrschen, hat für viele unserer Leute seinen Reiz.

Dekontamination im Löschzug Gefahrgut – hier bei einer Übung in Mielkendorf.

Dekontamination im Löschzug Gefahrgut – hier bei einer Übung in Mielkendorf.

Woher kommen Ihre Leute?

Unsere Frauen und Männer kommen aus vielen Feuerwehren im ganzen Kreis, auch wenn die meisten aus einem etwa 15-Kilometer-Umkreis von Rendsburg stammen. Dadurch haben wir einen kurzen Draht zu den einzelnen Feuerwehren und kennen uns gegenseitig gut. Wir haben Mitglieder zwischen 18 und fast 60 Jahren mit allen möglichen Berufen und Hintergründen und ich kann nur sagen: Wir passen aufeinander auf.

Dem Löschzug Gefahrgut fehlen in Rendsburg-Eckernförde Mitglieder

Reicht das Personal für den LZ-G und seine Aufgaben?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Nicht ganz. Mit aktuell 74 Kameradinnen und Kameraden reicht das eigentlich nicht. Unsere Sollstärke liegt bei 96 Mitgliedern, sodass das Team am Ende für zwei vollständige Züge ausreicht. Mein Vorgänger Lars Wichmann hat da in den vergangenen Jahren schon sehr viel erreicht. Die Truppe ist in den zurückliegenden zehn Jahren um etwa ein Drittel gewachsen. Diesen Weg möchte ich gerne fortsetzen.

Wie kommt man denn als Feuerwehrmann zu Ihrer Truppe?

Zunächst muss man 18 Jahre alt sein und die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger in seiner jeweiligen Feuerwehr hinter sich haben. Um dann im LZ-G Mitglied zu werden, ist noch ein zweiwöchiger Gefahrgutlehrgang nötig. Den kann man entweder am Stück in der Feuerwehrschule des Landes oder in mehreren Modulen hier im Kreis absolvieren. Anschließend können sich unsere Mitglieder – je nach Interesse – für weitere Spezialgebiete weiterbilden.

Von Dekontamination bis Drohnensteuerung: Es gibt viel Spezialwissen im LZ-G

Was sind diese Spezialgebiete zum Beispiel?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Wir haben zum Beispiel Leute, die sich mit Dekontamination auskennen. Andere können die sensible Messtechnik in unseren Spezialfahrzeugen bedienen, steuern Drohnen oder unser Einsatzboot. Für jedes unserer Mitglieder ist aber klar: Man bleibt in seiner Heimatfeuerwehr vor Ort aktiv und kann seine Erfahrung eben auch dort einbringen. Vom LZ-G und den bei uns aktiven Mitgliedern haben also auch die Wehren vor Ort etwas.

Wie gut ist Ihre Truppe auf ihre Einsätze vorbereitet beziehungsweise dafür ausgerüstet? Haben Sie alles, was Sie brauchen?

Wir haben hier schon eine sehr gute Basis. Das muss man sagen. Natürlich könnte es immer noch mehr Ausrüstung sein, aber der Kreis hat da in den vergangenen Jahren schon viel beschafft. Allein, dass wir seit vergangenem Jahr im neuen Feuerwehrzentrum eine neue Heimat bekommen haben, ist schon ein Meilenstein. Auch das Land hat zuletzt wieder mehr in den Katastrophenschutz investiert. So haben wir mit Mitteln aus Kiel ein neues 250-KVA-Notstromaggregat bekommen. Unsere Planung, die wir mit dem Kreis abstimmen, blickt auf zehn Jahre im Voraus. Wir wissen also schon, wann wir mit welchen neuen Fahrzeugen rechnen können. Das erleichtert die Arbeit für alle Beteiligten.

Lesen Sie auch

Lauern im Kreis besondere Gefahren?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Wir haben zwar aktuell keinen sogenannten Störfallbetrieb, von dem ein besonders Risiko ausgeht, im Kreis. Aber möglicherweise kommt das bald. Und auch die Gefahrstoffe, die auf dem Nord-Ostsee-Kanal transportiert werden, muss man im Hinterkopf haben. Zuletzt waren es aber auch Waldbrände, bei denen wir die örtlichen Einsatzkräfte mit unserer Drohnentechnik unterstützt haben.

Interview: Paul Wagner

KN



Source link www.kn-online.de