Am vergangenen Dienstag tat es noch mal so richtig weh. Jeder Fan von Bundesligist Borussia Mönchengladbach dürfte sich an diesem Abend zum wiederholten Mal in den Allerwertesten gebissen haben, als im TV zu sehen war, wie wenig dem abstiegsbedrohten Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern im Halbfinale bei Drittligist Saarbrücken reichte, um durch den 2:0-Erfolg ins DFB-Pokal-Endspiel einzuziehen.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Rund 50 .000 Pfälzer erleben am 25. Mai in Berlin nun das, was sich die Anhänger der Elf vom Niederrhein so sehnlichst gewünscht hatten – doch ihr Team scheiterte im Viertelfinale kläglich mit 1:2 an Saarbrücken und verschenkte damit das Duell gegen Kaiserslautern um den Finaleinzug. Die Pleite im Nachholspiel, der peinliche Patzer bei der Regenschlacht, war der bisherige Tiefpunkt einer weiteren Seuchensaison der Borussia, die sogar mit einem GAU enden könnte: dem ersten Bundesliga-Abstieg seit 2007.

Aktuell liegt die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane (28 Punkte) auf Platz 13 – der Vorsprung auf Mainz, und damit auf Relegationsrang 16, sowie dem 1. FC Köln (17.) schmolz am Samstag allerdings auf fünf, bzw. sechs, Punkte. Der Trend ist bedenklich. Seit fünf Pflichtspielen wartet Gladbach auf einen Sieg, holte aus zehn Rückrundenpartien erst einen Dreier. Die vergangenen Auftritte im Derby gegen Köln (3:3) und beim 0:3 gegen Freiburg waren erschütternd. Eine spielerische Weiterentwicklung ist nicht erkennbar, die nächste tabellarische Verschlechterung schon vor dem Duell am Sonntag (17.30 Uhr, DAZN) beim VfL Wolfsburg absehbar.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

„Man muss schon aufpassen, denn im Abstiegskampf ist Qualität keine Garantie.“

Lars Stindl

2020 qualifizierte sich die Borussia zum vierten Mal für die Champions League – danach ging es kontinuierlich bergab: Achter, Zehnter, Zehnter lauteten die Platzierungen in den vergangenen drei Jahren. Zu wenig für die Ansprüche und vor allem auch die Ausgaben des Vereins. „Man muss schon aufpassen, denn im Abstiegskampf ist Qualität keine Garantie, da geht es um andere Dinge“, sagt der ehemalige Kapitän Lars Stindl in „Eine Halbzeit mit…“, dem Podcast des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Auch er macht sich Sorgen um seinen Ex-Klub, der ihm noch immer „sehr, sehr am Herzen liegt“. Bei der Pokal-Pleite in Saarbrücken saß er im strömenden Regen auf der Tribüne und verzweifelte wie so viele Gladbacher Anhänger. „Seitdem ist viel kaputtgegangen“, so Stindl.

Doch nicht nur die sportliche Talfahrt ist dramatisch. Innerhalb des Klubs läuft seit dem Abgang von Sportchef Max Eberl im Januar 2022 vieles schief. Vor allem dessen Nachfolger Roland Virkus ist extrem umstritten: zu blass, zu schlecht vernetzt, zu unkritisch, schwierig im Umgang – so die Vorwürfe. Mit dem neuen Sportdirektor Nils Schmadtke soll Virkus kaum eine Bindung haben, auch das Verhältnis zu Seoane ist überschaubar. Die Gesamtgemengelage im jahrelang so ruhigen Verein ist angespannt, andere behaupten sogar: hochexplosiv.

Im Sommer steht der nächste Umbruch innerhalb des Kaders bevor, möglicherweise mit einem neuen Trainer, möglicherweise mit einer neuen sportlichen Leitung. Dass das Dreigestirn Seoane/Virkus/Schmadtke auch zur neuen Saison noch da ist, ist derzeit schwer vorstellbar.Immerhin hat Borussia seine Führungsebene erneuert, Vizepräsident Rainer Bonhof (statt Rolf Königs) stieg zum Boss auf und holte mit Ex-NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft eine prominente Frau dazu. Doch auch dieser Akt stieß vielen Fans sauer auf, weil er ohne Ankündigung vor der Mitgliederversammlung und somit in Eigenregie durchgezogen wurde.

Seoanes Stuhl wackelt gehörig – kommt jetzt Favre zurück?

Es brennt also an allen Ecken rund um den Borussia-Park. Seoane wäre nach Adi Hütter und Daniel Farke der dritte Coach, der nach nur einer Saison gehen müsste – falls es ihn nicht sogar schon vorher erwischt. Denn sollte auch das Spiel in Wolfsburg sowie das Borussen-Duell in der Woche darauf gegen den BVB verloren werden, könnte die Klubführung womöglich vorzeitig reagieren.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Der Name Lucien Favre geistert bereits durch die Stadt. Als dieser 2011 übernahm, war Borussia Letzter. Der Schweizer rettete den Klub über die Relegation und führte ihn anschließend viermal in Folge nach Europa. Momentan sind Elversberg und Fürth aber deutlich näher als Manchester und Barcelona.



Source link www.ostsee-zeitung.de