Diese Woche wenden wir uns an die Träumer dort draußen. An die tiefblauäugigen Stehaufmännchen und -weibchen, die Windmühlenflügelfechter, Kreuzdurchdrücker, Kopfhochhalter, an all die unbeugsamen Unglückspilze, die nicht müde werden, den Fels der Zuversicht wieder und wieder den Berg hinaufzuwälzen. Was wäre die Welt ohne sie!
Wir wenden uns an Menschen wie den wackeren Friedhelm Funkel, der als Trainer gerade mit dem dritten Underdog im DFB-Pokalfinale stand und es unter einem infernalisch roten Himmel ein drittes Mal verlor. An den 85-jährigen Francis Ford Coppola, der Weinberge in tadelloser Sonnenlage verkauft hat, um seinen 28. Film zu finanzieren – der, wie aus Cannes zu hören war, nicht mal gut geworden ist. An Stefan Severin aus Berlin, der in Jauchs letzter Sendung vor der Sommerpause an der 500-Euro-Frage scheiterte, mit leeren Händen nach Hause kroch, aber im “Nuller-Special der Verlierer” wieder antreten wird, sobald in fünf oder in zwanzig Jahren genügend Null-Euro-Loser gefunden sind. Danke, Leute, weitermachen, Aufgeben ist keine Option. Mag der Rest der Welt auch finden: Die dritte Frau ist mir davongelaufen, der achte Job macht wieder keinen Spaß, der Lottogewinn ist immer noch nicht in Sicht – leck mich, Leben, bleib ich eben auf dem Sofa sitzen und bocke, bis der Schmarrn hier vorüber ist. Ganz anders die Träumer. Glaube, Liebe, Hoffnung nichtsdestotrotz. Womit wir bei Bounce-back-Boris wären.
Aus dem Bonner General-Anzeiger vom Montag: “Besuch im Wohnmobilpark: Boris Becker in Rottbitze Bad Honnef.” Moment, das war die falsche Meldung. Aus der Bild: “Becker-Überraschung in Cannes: Verlobung mit Lilian perfekt!” Ist das nicht zum Heulen schön? Gewiss, es ist nach Barbara Feltus und Lilly Kerssenberg erst Beckers dritter Anlauf, worüber Zsa Zsa Gabor und Joschka Fischer jetzt laut lachen würden. Addiert man jedoch die wilden Ehen hinzu, so fängt es mit Bénédictine Courtin an, geht mit Karen Schultz weiter und hört mit Angela Ermakova, Sabrina Setlur, Patrice Farameh, Carolin Rocher und Alessandra Meyer-Wölden noch lange nicht auf. Hier endlich ist ein Mann, der an die Ewigkeit der Liebe glaubt, und zwar immer, immer wieder. Der “17-jährigste Leimener”, er hat sich von den privaten Enttäuschungen, beruflichen Totalpleiten, versteigerten Pokalen, verlorenen Insolvenzverfahren und 231 Tagen im britischen Knast nicht unterkriegen lassen. Er glaubt immer noch daran, dass das Glück eine Möglichkeit ist. Er ist heute der 56-jährigste Träumer der Welt.
Für die Ehe mit der zauberhaften Lilian de Carvalho Monteiro wünschen wir ihm nur das Beste. Möge sie diesmal von Dauer sein. Und falls es doch schiefgeht: Die Frau, die einem Boris das Licht der Hoffnung ausbläst, ist noch lange nicht in Sicht.