Entwicklungschef im Interview: BMW verrät, welche Fahrzeuge den Kunden nach 2035 angeboten werden

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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik

    Aber keine Sorge:
    Gentechnish verändert

    sind die

Während VW in seiner Elektro-Transformation stolpert und nach staatlicher Unterstützung ruft, laufen bei BMW sowohl die Elektro-Sparte als auch die traditionellen Verbrennungsmotoren gut. Woran liegt das? FOCUS Online hat mit dem Entwicklungsvorstand Frank Weber gesprochen.

In Wolfsburg herrscht Panik: Die Transformation zur reinen Elektro-Marke läuft schleppend, die elektrischen ID-Modelle sind noch nicht annähernd so erfolgreich wie einst Golf und Co. Im Interview mit dem „Spiegel“ fordert Betriebsratschefin Daniela Cavallo nun mehr staatliche Öko-Planwirtschaft : Das Verbrenner-Verbot der EU müsse unbedingt bestehen bleiben und der Steuerzahler weiter die Emobilität fördern. Bei BMW schlägt man andere Töne an. Die Entscheidungen Richtung Emobilität erfolgten leise, aber konsequent: Benzin- und Dieselmotoren lässt man künftig in Österreich in Großbritannien fertigen, jede Modellreihe wird elektrifiziert, ganz neue Elektro-Plattformen kommen dazu. Während es Tesla bei seiner Fabrik in Grünheide mit militanten Klima-Schützern zu tun bekommt, startet BMW seine neue Batterie-Fabrik in Straßkirchen reibungslos und mit der überwiegenden Unterstützung der Anwohner. Das hat nicht nur mit Lokalpatriotismus zu tun, sondern auch – ganz ähnlich übrigens wie bei der neuen Northvolt-Batteriefabrik in Dithmarschen – mit jahrelanger Überzeugungsarbeit und der Einbeziehung betroffener Gemeinden.

VW fordert Subventionen und Verbote – BMW setzt auf Technologieoffenheit

Gleichzeitig hat VW-Chef Oliver Zipse seit Jahren immer wieder klar gemacht: BMW plant keinen festen Termin zum Verbrenner-Aus, sondern werde die etablierte Technik so lange anbieten, „wie es einen Markt dafür gibt“. Für diese Technologieoffenheit muss Zipse von der Elektroauto-Lobby viel Häme einstecken. Doch sowohl die Verkaufszahlen als auch die reihenweisen Pleiten vieler Elektro-Startups bestärken BMW gerade eher in dieser „Augenmaß“-Strategie. Aber birgt die nicht auch Risiken?

Frank Weber ist bei BMW als Entwicklungsvorstand für die kommenden Fahrzeuggenerationen verantwortlich. Als solcher ist er Vater einer Reihe von Elektromodellen, die ab 2025 als neue Klasse auf den Markt kommen werden – das wichtigste BMW-Projekt der letzten zwei Jahrzehnte. FOCUS online hat mit dem Technik-Lenker der bayrischen Kultmarke gesprochen.

FOCUS online: Nach einer frühen Investition in den Elektroantrieb mit dem i3 im Jahr 2013 änderte BMW seine Strategie und ist elf Jahre später eine der Marken, die immer noch keine modulare Plattform für Elektroautos hat. Sie wird kommen (die Architektur der Neuen Klasse), aber sie ist noch nicht da. Warum so spät?

Frank Weber: Wenn wir uns die Automobilindustrie ansehen, stellen wir fest, dass wir in sehr speziellen Zeiten leben. Und zwar so sehr, dass wir nicht nur nicht wissen, was in den nächsten drei Jahren passieren wird. Wir sind uns nicht einmal sicher, wie es am Ende des Jahres aussehen wird. Fast alle Kunden, die zu unseren Händlern kommen, sind unsicher, welche Art von Antrieb für sie am besten geeignet ist. Selbst die so genannten „Early Adopters“ fragen sich, ob sie die richtigen Voraussetzungen für den Kauf eines 100-prozentigen Elektroautos haben werden. Wir sehen auch, dass einige Kunden einen Schritt zurücktreten, ihre Elektroautos verkaufen und Plug-in-Hybride kaufen, weil sie erkannt haben, dass die Infrastruktur noch nicht bereit ist und dass die größere elektrische Reichweite des neuesten PHEV neue Möglichkeiten eröffnet. Auch die Ungewissheit der Förderprogramme trägt zu diesem Dilemma bei, das die Produktplanung eines jeden Automobilherstellers erschwert. Deshalb ist die Investition in die Flexibilität des Antriebsstrangs für BMW so wichtig.

Hat BMW mit dieser Umkehrung der Prioritäten den Markt enttäuscht?

Frank Weber: Vor zwei Jahren hörte und las ich Kommentare, dass die Leute darauf warteten, dass BMW sich früher auf Elektroautos mit eigenen Plattformen festlegen würde. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass man zuerst beurteilen muss, ob die Voraussetzungen für diese „All-in“-Strategie bei Elektroautos gegeben sind. Gibt es genügend Ökostrom? Gibt es genügend nachhaltige Rohstoffe? Wie sieht es mit einer Ladeinfrastruktur für alle aus? Und gibt es Recycling-Systeme für alle Materialien? Die Antwort auf all diese Fragen lautet: „Nein“. Daher hat sich die von uns festgelegte Strategie als die richtigste erwiesen und uns einen Vorteil verschafft. Und deshalb sagen mir die Händler, wenn ich sie besuche, dass die Wahlmöglichkeit für die Verbraucher zwischen verschiedenen Antriebsarten von grundlegender Bedeutung ist. Der Kunde entscheidet sich für das Modell und dann für den Antrieb.

Wird sich dies mit der Ankunft der neuen Klasse ändern?

Frank Weber: Ja und nein. Ja, weil wir mit der Architektur der Neuen Klasse beginnen werden, Elektrofahrzeuge in großen Mengen zu produzieren. Und nein, weil wir weiterhin Benzin-, Diesel- und Plug-in-Hybridfahrzeuge verkaufen werden. Unser Ziel ist es, weiterhin die besten Motoren in jeder Kategorie anzubieten, und das erfordert kontinuierliche Investitionen, abgesehen davon, dass es in vielen Regionen der Welt auch nach 2035 noch Verbrennungsmotoren geben wird. Wir wollen nicht, dass unsere Autos mit Elektromotoren diejenigen mit moderner Antriebstechnik und die Verbrennungsmotoren die alten Motoren mit veralteter Technik sind.

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BMW investiert weiter in neue Diesel-, Benzin- und Hybridantriebe

Das bedeutet, dass BMW weiterhin in Verbrennungsmotoren investieren wird, im Gegensatz zu anderen Herstellern, die bereits angekündigt haben, nicht mehr in diesen Bereich zu investieren?

Frank Weber: Auf jeden Fall. Wir werden weiterhin investieren und Benzin-, Diesel- und Plug-in-Hybridmotoren entwickeln. Vor allem, weil es nicht nur darum geht, dass es in Europa neue, strengere Grenzwerte für den Schadstoffausstoß gibt. Es ist ein globaler Prozess.

Warum haben Sie zuerst die Konzeptlimousine der Neuen Klasse gezeigt und dann den Crossover, wenn letzterer doch zuerst auf den Markt kommt?

Frank Weber: Wir werden in diesem Jahr mit der Produktion der Vorserienfahrzeuge beginnen und im Jahr 2025 wird die Serienproduktion anlaufen, zunächst in Ungarn, dann in München und dann im Rest der Welt.  Die Entscheidung, mit dem Crossover zu beginnen, ist deshalb strategisch, weil heute die Hälfte des weltweiten BMW-Absatzes auf X-Fahrzeuge entfällt. Das bedeutet, dass es Regionen gibt, in denen sie bis zu 2/3 ausmachen und diese Modelle in ihrem Segment führend sind. Aber beide Konzepte sind von unserem Slogan „the ultimate driving machine“ inspiriert, was bedeutet, dass unsere Elektroautos auch die am besten zu fahrenden Autos auf der Straße sein werden.

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Hat das etwas mit den allgemeinen Steuerrechnern der Fahrzeuge zu tun?

Frank Weber: Das neue Fahrdynamik-Steuergerät ist eines der wichtigsten Elemente, wahrscheinlich sogar das Wichtigste. Es ist schwierig, ein so komplexes Steuergerät zu bauen, das die gesamte DNA der BMW-Fahrdynamik der letzten drei Jahrzehnte enthält. Lenkung, 4×4, ABS, Hinterachslenkung, Bremsen… alles haben wir „in house“ entwickelt, alle Algorithmen in dieses Steuergerät integriert, wie es keine andere Marke kann.

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Können Sie bestätigen, dass die M-Elektroautos an jedem Rad einen Elektromotor haben werden?

Frank Weber: Ja, der zukünftige elektrische M3 zum Beispiel. Und mit Beschleunigungs- und Rekuperationsfunktionen an jedem Rad, mit einer Gesamtleistung von fast einem Megawatt (Anmerkung: mehr als 1300 PS), kann man sich vorstellen, dass es etwas ganz Besonderes sein wird. Selbst ich war überrascht, als ich die Prototypen getestet habe. Unsere Ingenieure in der M-Division waren besorgt über diesen Übergang zur E-Mobilität, weil sie zum Beispiel befürchteten, sehr wichtige Elemente zu verlieren, die die Authentizität von BMW M ausmachen; zum Beispiel der Verbrennungsmotor und das Getriebe. Inzwischen haben sie aber erkannt, dass es mit diesen sehr präzisen und leistungsfähigen Steuergeräten möglich ist, die dynamische Kompetenz unserer Fahrzeuge auf ein noch höheres Niveau zu heben als mit Verbrennungsmotoren.

Rauben Ihnen Tesla (das bereits zwei Millionen Elektroautos pro Jahr produziert) und die Chinesen (die von einer Bedrohung zur Realität geworden sind) den Schlaf?

Frank Weber: Bei BMW wächst der Absatz von Elektroautos bis 2023 um 75 Prozent, und wir sind Marktführer bei Premium-Elektroautos. Im Fall von Tesla und den Chinesen sehen wir die Preise der Elektroautos, die sie verkaufen und wir verstehen, dass dies keine nachhaltigen Praktiken sind (weil Elektroautos immer noch teurer in der Produktion sind und ihnen die Möglichkeit verwehren, profitabel zu sein). Wir haben uns nicht auf diesen Preiskampf eingelassen und werden es auch nicht tun. Wenn wir uns den gesamten deutschen Markt im Januar anschauen, sehen wir, dass der BMW i4 die meistverkaufte Elektro-Limousine war, hinter drei SUVs, was zeigt, dass unsere Strategie richtig ist. Was die Marken betrifft, die ihre Preise radikal gesenkt haben, so wird sich dies in ihren Finanzberichten widerspiegeln.

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„Raubt Ihnen Tesla manchmal den Schlaf?“

Sie erwähnten die Gewinne der Elektroautos. Werden die Modelle der Neuen Klasse die gleichen Gewinnspannen ermöglichen wie die mit Verbrennungsmotoren?

Frank Weber: Wir wollen auf dem gleichen Niveau sein. Wir haben eine 50-prozentige Kostensenkung beim Elektroantrieb (Motoren, Batterie, Leistungselektronik) erreicht, was uns wettbewerbsfähigere Preise ermöglicht, ja, aber immer noch teurer als entsprechende Benzin-/Diesel-Derivate. Aber wir müssen berücksichtigen, dass die Kosten pro Kilometer eines Elektroautos viel niedriger sind, und das ist es, was den Diesel in Europa jahrzehntelang erfolgreich gemacht hat.

Bedeutet dies, dass der Preis der Energie, die das Fahrzeug in Bewegung setzt, das Hauptkaufmotiv der Europäer ist?

Frank Weber: Zweifellos. Der einzelne Faktor, der den größten Einfluss auf die Zunahme oder Abnahme des Marktanteils von Elektrofahrzeugen hat, ist der Preis von Benzin/Diesel, nicht die Umweltbelange, nicht die Rohstoffkosten und auch nicht irgendein anderer Faktor.

„Preis von Benzin und Diesel wird der entscheidende Faktor“

Wer sind angesichts des aktuellen Wandels der Kundenwerte und des Angebots auf dem Automobilmarkt derzeit Ihre Hauptkonkurrenten?

Frank Weber: Der Kunde vergleicht keine Unternehmen, er vergleicht direkt die Produkte. Das bedeutet, dass der i4 mit einem Tesla Model 3 konkurrieren muss und ein 3er Benziner muss besser sein als ein Toyota Hybrid und überlegen genug, um die Preiserhöhung für ein Premium-Produkt zu rechtfertigen. Das bedeutet, dass alles für uns in diesen neuen Zeiten komplexer wird.

Inzwischen haben BMW und andere Autohersteller begonnen, auch Software zu produzieren. Tesla war eine Art Softwareunternehmen, das auch Autos baut. Haben Sie das Gefühl, dass nach der Markteinführung der Modelle der Neuen Klasse die beiden Bereiche in Ihrem Unternehmen auf der gleichen Stufe stehen werden?

Frank Weber: Ja, das glaube ich. Und ich kann Ihnen sagen, dass wir neben Tesla der einzige Autohersteller der Welt sind, der eine Flotte von sechs Millionen Fahrzeugen hat, die over-the-Air aktualisiert werden können. Ich spreche nicht von Aktualisierungen der oberflächlichen Infotainment-Ebenen, die wir ebenfalls aktualisieren, sondern von Aktualisierungen der Fahrerassistenzsysteme des Fahrzeugs. Und bei BMW haben wir noch nie den geplanten Produktionsstart eines neuen Modells aus Gründen verschoben, die mit der Software oder der Batterie zusammenhängen. Es gibt einige unserer Wettbewerber, die das nicht von sich behaupten können.

BMW legt großen Wert darauf zu betonen, wie wichtig die Kreislaufwirtschaft ist und dass sie die Zukunft sein wird. Was ist der entscheidende Aspekt, der bei dieser Herausforderung den Unterschied ausmachen wird?

Frank Weber: Die Batteriefrage ist von grundlegender Bedeutung. Wenn wir an die 600 Kilogramm einer großen Batterie denken, sind 80 bis 90 Prozent wertvolle Materialien, und von dieser Menge können 95 Prozent recycelt werden. Wenn dieses Problem nicht technisch gelöst wird, bleibt alles andere übrig und hat eine viel geringere Auswirkung auf den gesamten Fahrzeugproduktionszyklus, die Wertschöpfungskette und die Umwelt.

Das Interview führte Joaquim Oliveira; press-inform

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