München – Der Bundestrainer ist momentan bei jedem Bayern-Spiel anwesend, obwohl er tatsächlich nicht zugegen ist. Julian Nagelsmann wird die Münchner, nicht nur die DFB-Nationalspieler des FC Bayern, noch lange begleiten. Wie ein Schattentrainer, der weiter im Amt hätte sein können – und sich derzeit am Ende der dritten Saison seines 2021 geschlossenen Fünfjahresvertrages (!) befinden würde. Doch nach dem Zillertal-Zerwürfnis Ende März 2023 begann der Zickzack-Trainerkurs.
Nagelsmann verlängert beim DFB bis zur WM 2026
Und so ging es im Stadion An der Alten Försterei viel um den jungen Nagelsmann (36). Dabei war es “Opfer” Thomas Tuchel, womöglich zu früh als Täter von den Kommissaren der Führungsebene auserkoren und noch bis Saisonende auf Freigang, der das 5:1 bei Union Berlin lässig herbei-coachte. Und das am Tag nach der Vertragsverlängerung von Nagelsmann beim DFB bis zur WM 2026.
Für die Bayern eine Niederlage. Eine, die für Max Eberl, den neuen Sportvorstand, schon vor seiner Amtszeit feststand. “Irgendwann hast du gemerkt: Okay, der Stachel von damals sitzt noch tief, die Trennung ist noch frisch”, sagte er bei Sky und erklärte: “Deswegen hat es mich nicht überrascht, sondern es war seine Entscheidung für den DFB.”
Eberl über Trainerentscheidung beim Bayern: “Die Zeit drängt”
Eine Rückkehr nach nur 16 Monaten an die Säbener Straße wäre “zu früh” gewesen, so Eberl, “das ist dann zu akzeptieren. Ich würde es jetzt nicht als Absage bezeichnen.” Die Hoheit über die Wortwahl ist nicht nur in der Politik ein hohes Gut. Dabei hatte sich Nagelsmann zu den Bayern nicht geäußert.
Xabi Alonso, die 1A-Wunschlösung bleibt beim neuen Meister Bayer Leverkusen. Sebastian Hoeneß verlängerte beim Sensationsdritten VfB Stuttgart und Nagelsmann erteilte dem Werben seines Ex eine Abfuhr. Der Druck auf Eberl steigt von Tag zu Tag, zumal der 50-Jährige selbst von einer Deadline bis Ende April – warum eigentlich? – gesprochen hatte. “Die Zeit drängt”, sagte Eberl in Köpenick, “aber wir wollen es auch so sauber und gründlich wie notwendig tun. Wir haben eine Liste. Wir sind jetzt sehr final und werden hoffentlich bald was verkündigen können.”
FC Bayern: Zidane fällt bei der Trainersuche wohl raus
Zügig und richtig – Eberl wird daran gemessen werden. Ist er vielleicht längst mit einem Coach klar? Also alles nur ein Bluff oder macht sich doch schon Panik breit? Im Interview mit Sky wurden die Qualifizierungen und Fremdsprachenkenntnisse des Neuen abgeklopft. Englisch in Wort und Schrift? Yes. Deutsch? “Der Trainer muss nicht Deutsch sprechen, aber Englisch”, sagte Eberl.
Nicht so top also für ZZ, für Frankreichs Legende Zinedine Zidane (51). “Ich weiß nicht, ob er Englisch spricht”, antwortete Eberl auf den ehemaligen Coach von Real Madrid angesprochen, worauf sich Sky-Experte Lothar Matthäus einschaltete. “Wenn er es nicht weiß, hat er auch nicht mit ihm gesprochen.” Eberl gestand: “Lothar hat es gemerkt. Wenn wir uns nicht unterhalten können, wäre es doof.” Da hilft Zidane nicht mal ein Englisch-Crashkurs. Perdu.
Emery rückt ins Bayern-Visier
Ralf Rangnick (65), der österreichische Nationaltrainer, kann erwiesenermaßen Deutsch, dazu Schwäbisch. Und sehr passabel Englisch. Aber kann er auch Bayern? Roberto De Zerbi (44) von Brighton ist Italiener und parliert nicht so passabel Englisch. Weil er aber Pep-Fußball coachen kann, bleibt er auf der Liste. Allerdings nicht als Favorit. Der heißt Unai Emery (52), seit November 2022 bei Aston Villa. Ein Baske, ein Spanier (ob er das auch behauptet?), ein Weltmann.
FC Bayern: Matthäus spricht sich für Emery aus
Erinnert stark an Pep Guardiola, den Katalanen, den Spanier (das verneinte er), den Weltmann. Emery hat Villa wachgeküsst, liegt auf Rang vier der Premier League, erreichte das Halbfinale der Conference League. “Ich würde Emery holen, wenn es kein deutschsprachiger Trainer sein muss. Er hat sehr viel Erfahrung und internationale Titel (drei Europa-League-Titel mit dem FC Sevilla, einer mit Villarreal, d.Red.) vorzuweisen”, sagte DFB-Rekordnationalspieler Matthäus.
Und die Sprache? Matthäus: “Emery spricht perfektes Englisch, würde einen neuen Wind reinbringen und wäre ein neues Gesicht für die Bundesliga. Ich glaube, das würde den Bayern guttun. Wenn es ein deutschsprachiger Trainer sein soll, ist Ralf Rangnick der Favorit.”