Wenige Menschen haben im 21. Jahrhundert bisher so großen Einfluss auf die Popmusik gehabt wie Jack Antonoff (39). Am bekanntesten ist er für seine Arbeit mit Popgrößen wie Taylor Swift (34), Lana Del Rey (38), The 1975 oder Lorde (27). Acht seiner zehn Grammys wurden dem Musikproduzenten für Alben anderer Künstler verliehen, darunter dreimal “Produzent des Jahres”.
Aber Jack Antonoff ist nicht nur der Mann im Hintergrund: Großen internationalen Erfolg hatte er in den 2010er-Jahren mit seiner Band fun. (“Some Nights” und “We Are Young”). Mit seinem Bandprojekt Bleachers bringt der 39-Jährige nun am 8. März das insgesamt vierte Studioalbum raus, “Bleachers”.
Auch privat läuft es bei Jack Antonoff rund: Im vergangenen Sommer heiratete der Musiker die Schauspielerin Margaret Qualley (29), die auch im Musikvideo zur Single “Tiny Moves” aus dem Album zu sehen ist. Sein Privatleben hat auch das neue Album durchaus inspiriert, wie Antonoff im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news sagt. Zudem gewährt er Einblicke in den kreativen Prozess in der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und reflektiert über seine vielseitige Karriere als Produzent, Musiker und Kollaborateur.
Glückwunsch zum neuen Album “Bleachers”. Warum der Eigenname? Macht man das nicht eigentlich beim Debütalbum?
Jack Antonoff: Es ist seltsam, ich weiß nicht genau warum. Ich habe mich einfach danach gefühlt. Ich hatte dieses super lebendige und neue Gefühl, aber dachte gleichzeitig auch an den Weg, der als Band hinter uns liegt. Es war einfach der richtige Moment, es zu tun.
Denken Sie, es hatte was mit dem Zeitraum, in dem Sie das Album produziert haben, zu tun? Es war ja eine besondere Zeit für Sie: Sie haben vergangenes Jahr geheiratet und Ihre Band wird immer bekannter.
Antonoff: Ich glaube schon. Es ist lustig: Wenn ich Alben produziere, denke ich nicht darüber nach, warum ich bestimmte Dinge tue. Ich mache einfach das, was sich in dem Moment richtig anfühlt. Wenn ich dann anschließend darüber spreche, lerne ich oft sehr viel über meinen Prozess. Denn wenn ich etwas nicht sehr gut kenne, dann fühle ich mich nicht besonders danach, es zu tun. Es sind nur die Dinge, die ich noch nicht kenne, die mich reizen. In diesem Album kamen viele Dinge zusammen, vor allem die Tiefe von Beziehungen – sei es in der Band oder in meinem Privatleben. Das Album ist die reinste Form dessen, wo ich gerade stehe.
Was waren die Themen oder Emotionen, die sie beim Schreiben am meisten beeinflusst haben?
Antonoff: Ich denke, dass meine Musik immer sehr ernst war und dass die Welt in letzter Zeit immer ernster geworden ist – zumindest die Art und Weise, wie wir sie öffentlich und kulturell diskutieren. Irgendwie wollte ich mit dem Album erreichen, dass es sich so anfühlt, als säße man mit mir in einem Raum oder als würde man wirklich mit meiner Band abhängen.
Welcher Song auf dem Album bedeutet Ihnen besonders viel?
Antonoff: Das ändert sich dauernd. Jeder Track ist wie ein Puzzlestück. Wenn ich sie schreibe, bedeuten sie mir alle gleich viel, es gibt kein Puzzlestück, das wichtiger ist als ein anderes. Man braucht jedes Stück, um das Bild komplett zu machen. Aber jetzt im Nachhinein habe ich immer wieder Tracks, die mir mehr bedeuten. Im Moment ist “Jesus is Dead”. Der Song fühlt sich fast wie ein Gespräch an, als würde der Hörer Zeit mit mir verbringen. So etwas zu erschaffen, ist nicht einfach.
Sie gelten als die Mastermind hinter erfolgreichen Alben von Künstlerinnen wie Taylor Swift, Lana Del Rey und vielen weiteren. Gehen Sie da anders vor als beim Schreiben eigener Songs?
Antonoff: Es ist seltsam, weil mein Körper das Gleiche tut. Ich habe dazu eine gute Analogie: Wenn ich für jemanden produziere, ist er ein Ballon und ich halte die Schnur in der Hand. Wenn ich Musik für Bleachers schreibe, bin ich der Ballon und jemand anderes hält die Schnur. Dieses Gefühl, sich völlig in seinen eigenen Geschichten zu verlieren, bringt manchmal die besten Songs hervor.
Was ist das Geheimnis Ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit mit anderen Künstlern? Wie schaffen Sie es, einen Raum zu gestalten, der die Kreativität, Verletzlichkeit und Intimität in anderen hervorbringt, die nötig sind, um solche Songs zu schreiben?
Antonoff: Man muss erkennen, dass man es nicht kontrollieren kann. Man kann nicht einfach ins Studio gehen, Ideen haben und sofort einen Song schreiben – auch wenn man das manchmal verzweifelt möchte. Man will es kontrollieren können, aber das geht einfach nicht. Je mehr man sich bewusst macht, dass man es nicht kontrollieren kann, desto besser läuft es. Es passiert einfach oder nicht.
Sie haben an jedem von Taylor Swifts Alben seit 2014 mitgearbeitet. Im April veröffentlicht sie ihr nächstes Album, “The Tortured Poets Department”. Wie sah der Schreibprozess aus?
Antonoff: Ich spreche lieber nicht darüber, bevor es draußen ist. Ich möchte, dass Menschen die Musik hören können, bevor sie zu viel darüber wissen. Also: Meine Lippen sind versiegelt. (lacht)
In welcher Rolle fühlen Sie sich eigentlich wohler: Der Mann hinter den Kulissen, der für berühmte Artists produziert oder der Rockstar im Rampenlicht auf der Bühne?
Antonoff: In beiden. Das war schon immer so. Ich habe immer beides gemacht, es ist beides ein Teil von mir. Musikschreiben ist ein großer Teil meiner DNA, genauso wie Singen und Performen. Aber eben auch, meinen Freunden dabei zu helfen, ihre Musik zu schreiben.
Gibt es einen Künstler oder eine Künstlerin, mit der Sie noch nicht das Vergnügen hatten, zu kollaborieren, die auf ihrer Wunschliste steht?
Antonoff: Es ist schwer, sich das vorzustellen. Oft kann ich das erst, wenn ich jemanden kennenlerne und weiß, wohin er gehen will. Bei jemandem, den ich nicht kenne, ist es schwer, sich das auszumalen. Wenn ich nicht weiß, wohin jemand gehen will, kann ich mich nur schwer inspirieren lassen.
Gab es schon einmal eine Situation, wo Sie mit einem Künstler kollaborieren wollten, aber es am Ende mit der Person einfach nicht gepasst hat?
Antonoff: Ja. Mit jemandem zusammenarbeiten zu können, ist wirklich selten. Ich habe das Glück, dass ich in meinem Leben ein paar Leute gefunden habe, mit denen ich das wirklich machen kann. Diese langen kollaborativen Beziehungen sind sehr seltsam, und sie sind nicht normal, das mache ich mir immer bewusst. Ich sehe es fast so wie Angeln: Man sitzt da und wartet und kann nicht kontrollieren, wenn man einen Fisch fängt. Am Ende ist es egal, wie erfolgreich Musik ist oder wie viele Menschen sie hören, sie entsteht immer an einem magischen Ort.
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