Ahlbeck. Muss die Eisenbahnbrücke am Ahlbecker Jägersberg bald gesperrt werden? Droht sogar der Abriss? Diese Fragen stellen sich gegenwärtig die Anwohner, die täglich die Brücke nutzen, um schnell und sicher ins Seebad zu gelangen.

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Weil die vor über 100 Jahren gebaute Brücke massive Schäden aufweist, muss die Gemeinde nun handeln. „Ihre Lebensdauer ist längst überschritten“, sagt Heringsdorfs Bauamtsleiter Andreas Hartwig bei einem Vor-Ort-Termin. Um die 50 Ahlbecker – die meisten davon Anwohner – sind gekommen und gewillt, für ihre Brücke zu kämpfen.

Netze schützen vor herabfallenden Betonteilen

Unter der Brücke sind bereits Netze gespannt, um ein Herabfallen von Betonteilen auf das Gleis der Usedomer Bäderbahn zu verhindern. Die Brüstungsmauern sind verschlissen. Heißt für die Gemeinde: Sperrung, Sanierung oder Neubau?

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Eine Sanierung ist aus Sicht der Verwaltung technisch schwierig und unwirtschaftlich, so Hartwig. „Wenn wir die Brücke sanieren wollen, müssen wir bis zum Gewölbe alles abnehmen. Das Gewölbe muss von unten instandgesetzt werden, um dann die Konstruktion wieder aufzubauen“, sagt Baumann. Dem Bauwerk setze zudem die Feuchtigkeit zu.

Um die 50 Ahlbecker waren zum Vor-Ort-Termin auf die Eisenbahnbrücke am Jägersberg gekommen.

Um die 50 Ahlbecker waren zum Vor-Ort-Termin auf die Eisenbahnbrücke am Jägersberg gekommen.

Hilma Albrecht geht mit ihrem Hund mindestens dreimal pro Tag über die Brücke. „Sie ist unsere Lebensader ins Seebad. Am Jägersberg wohnen um die 300 Menschen. Sie wären dann quasi vom Ort abgeschnitten“, sagt die Ahlbeckerin, die seit über 50 Jahren nahe der Brücke wohnt.

„Brückenfreunde“ wollen wieder Durchfahrt für Pkw

„Abgeschnitten“ stimmt nicht ganz, denn die Anwohner können über die Straße Jägersberg und den Gothenweg ins Seebad gelangen. Das sind allerdings etwa 500 Meter Umweg. „Die Straße ist außerdem gefährlich, weil es keinen Fußgängerweg gibt“, sagt Hilma Albrecht.

Die „Brückenfreunde“, wie sie Gemeindevertreter Tobias Wessoly (HGV/UWG) nennt, wollen sich nicht nur für den Erhalt der Brücke einsetzen, sondern auch für eine Öffnung für den Autoverkehr. Gegenwärtig versperren Poller die Zufahrt, sodass nur Fußgänger und Radfahrer das Gleis oberirdisch queren können. Wessoly könnte sich an dieser Stelle bei einem Neubau eine historische Eisenbahnbrücke vorstellen, die zum Aushängeschild von Ahlbeck wird.

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Die Frage von Dunja Schimmel, was ein Neubau oder eine Sanierung kosten würden, kann Andreas Hartwig nicht beantworten. „Wir sind erst am Anfang. Entscheidend ist, was wir wollen und was wir uns leisten können“, sagt der Bauamtsleiter. Gegenwärtig würde im Kaiserbäder-Etat dafür auch kein Geld zur Verfügung stehen. Im Haushalt von 2024 sind für die Brücke gerade einmal 30 000 Euro für Planungskosten eingestellt.

Der Standort der maroden Eisenbahnbrücke in Ahlbeck am Jägersberg.

Der Standort der maroden Eisenbahnbrücke in Ahlbeck am Jägersberg.

Bis zum Sommer erwartet die Gemeinde eine Zuarbeit vom Greifswalder Büro. „Bei der Maßnahme müssen wir drei Planungsprozesse abarbeiten – den Variantenvergleich in der Vorplanung, die Entwurfsplanung und die Ausschreibung“, sagt Baumann.

Für Ahlbecker Jugenddorf wäre Schließung eine Katastrophe

Von der Brücke profitieren neben den Anwohnern und den Naherholern, die über das Bauwerk gehen und im angrenzenden Wald Ruhe und Erholung suchen, auch die kleinen Besucher des Jugenddorfes Ahlbeck. Das Djo-Bildungswerk Berlin betreibt seit 1996 die Jugend- und Begegnungsstätte auf dem Jägersberg.

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„Weil unsere Kinder und Jugendlichen entweder mit dem Zug oder mit dem Bus anreisen, nutzen sie für die Strecke bis zum Jugenddorf die wenig befahrene Straße über die Brücke. Sollte die Brücke künftig geschlossen werden, wird der Weg nicht nur weiter, sondern auch gefährlicher“, schreibt Djo-Geschäftsführer Stephan Rudat in einem Brief an die Gemeinde. Für das Jugenddorf mit jährlich 2800 Übernachtungen „wäre eine Brückenschließung nicht nur eine Katastrophe, sie wäre auch eine Entscheidung gegen die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen“.

Gemeindevertreter Wessoly verspricht, weiter im Dialog mit der Gemeinde zu bleiben. Während die Anwohner um eine wichtige Zuwegung ins Seebad bangen, dürften alle Hobbyfotografen um ihre „Bühne“ fürchten, wenn wieder der historische Dampfzug auf Usedom über die Gleise rollt. „Dann stehen sie alle mit ihren Fotoapparaten auf der Brücke“, sagt Hilma Albrecht. Mal sehen, wie lange noch!

OZ



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