Der stellvertretende Leiter eines Zentrums für Antisemitismus wird Beauftragter für Antisemitismus an einer Universität – eigentlich sollte das eine willkommene Nachricht sein. Eigentlich. Die Bekanntgabe des Historikers Uffa Jensen für ebenjene Position aber sorgte für harsche Kritik.
Grund dafür ist vor allem sein Verständnis von Judenfeindlichkeit. Jensen gehört zu den Erstunterzeichnern der Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus, die sich als Alternative zur deutlich breiteten Antisemitismus-Definition der Internationalen Allianz zum Holocausgedanken (IHRA) versteht. Erstere begreift Kritik am Staat Israel und Antizionismus seltener als Judenfeindlichkeit.
Der Zentralrat der Juden, der die IHRA-Definition vertritt – genau wie 43 Länder, darunter Deutschland, und zahlreiche nichtstaatliche Organisationen –, nannte die Ernennung Jensens eine »große Enttäuschung«. Bereits im Januar kritisierte Remko Leemhuis, Direktor des American Jewish Committee (AJC) Berlin, dass Jensen den islamischen Judenhass nicht ausreichend berücksichtige.
Die TU Berlin wies die Kritik zurück. Jensen sei ein renommierter Antisemitismusforscher und habe sich sein akademisches Leben lang mit deutsch-jüdischer Geschichte beschäftigt. Er werde ein Team von jüdischen und nichtjüdischen TU-Angehörigen zusammenstellen, dass ihn bei seiner Arbeit unterstützen werde.
Uffa Jensen, 1969 geboren, promovierte zur Geschichte des Antisemitismus und arbeitet seit 2017 am Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung. Zuletzt forschte er zu antisemitischen Bildern. 2022 erschien von ihm das Buch »Ein antisemitischer Doppelmord«.
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