München – “Herzkasperlzelt muaß bleim”, “der einzige Grund, überhaupt auf die Wiesn zu gehen!”, “eine Heimat für so viele wundervolle Menschen!”. Online hat sich übers Wochenende schon mal ein ordentlicher Proteststurm aufgeblasen, Hunderte Münchner organisieren sich dort, um das Herzkasperlzelt zu retten.

Die “SZ” hatte am Karfreitag berichtet, dass das Kulturzelt von Fraunhofer-Wirt Josef “Beppi” Bachmaier auf der Oidn Wiesn vor dem Aus steht, weil Festhalle-Bayernland-Wirt Peter Schöniger im Bewerbungsverfahren mehr Punkte bekommen habe. Inzwischen haben mehrere Rathaus-Quellen der AZ den Bericht bestätigt. Nach AZ-Informationen hat sich Schöniger in der Öko-Bewertung seines Konzepts deutlich von Bachmaier abgesetzt (während dieser, wenig überraschend, mit seinem viel gerühmten Kulturprogramm punkten konnte).

Beppi Bachmaier vor seinem Fraunhofer-Wirtshaus.
Beppi Bachmaier vor seinem Fraunhofer-Wirtshaus.
© AZ-Archiv
Beppi Bachmaier vor seinem Fraunhofer-Wirtshaus.

von AZ-Archiv

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Besonders die große Zahl an neuen und alten Volksmusik-Kapellen ist bei den Münchnern beliebt. Im Herzkasperlzelt wird immer viel getanzt. Auch das Kindertheater am Vormittag ist bei Münchner Familien ein Renner.

Oide Wiesn in München: So könnte das Herzkasperlzelt doch bleiben 

Aber hat der Stadtrat überhaupt Handlungsspielraum, wenn das Bewerbungsverfahren abgeschlossen ist und Schöniger mehr Punkte bekommen hat? Möglicherweise ja. Aus Rathaus-Kreisen hieß es am Ostermontag, dass der Stadtrat doch noch Möglichkeiten haben könnte – weil Schöniger ja die Festhalle Bayernland hat. In einem solchen Fall könnte der Stadtrat unter Umständen politisch entscheiden, dass kein zweiter Standort an den Punkte-Sieger fällt.

Spannend könnte die Debatte so oder so noch werden. Weil sich der Proteststurm vom Wochenende noch vergrößern dürfte – schließlich lieben viele Münchner ihr Herzkasperlzelt. Aber auch, weil nicht ausgemacht ist, wie sich die Rathaus-Fraktionen verhalten, falls es wirklich zum Schwur kommen sollte. Den Grünen steht Bachmaier kulturell nahe – aber können sie sich wirklich gegen einen Bewerbungsgewinner stellen, der gerade mit seiner ökologischen Ausrichtung gepunktet hat? Darum wird es nun erstmal intern gehen.

Vom Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) heißt es am Montag auf AZ-Anfrage “kein Kommentar” zur Angelegenheit. Er müsse sich mit der Causa noch befassen. Der Entschluss werde schließlich im Mai gefällt. Die Sprecherin von Dieter Reiter (SPD) teilt mit, der OB äußere sich nicht zu “Gerüchten”.

Herzkasperlzelt vor dem Aus: In der AZ spricht Wirt Beppi Bachmaier

Beppi Bachmaier selbst muss jetzt den Mai abwarten, wie er sagt. “Bis dahin wird es noch einige schlaflose Nächte geben”, sagt er im Gespräch mit der AZ. Jetzt sei nicht nur der Stadtrat gefragt, sondern auch das Kulturreferat, findet er. “Das, was wir auf der Oidn Wiesn machen, ist nicht mit dem Programm auf der großen Wiesn vergleichbar. In den Zelten dort gibt es zwei, drei Kapellen. Bei uns sind es über 50 Gruppen. Alleine das müsste man eigentlich etwas anders bewerten”, meint der Wirt.

Er hofft also auf Unterstützung und schließlich einen positiven Bescheid, dass es auch auf der Oidn Wiesn 2024 beim traditionellen Kulturprogramm bleibt. “Es war nach der Jubiläumswiesn 2010 der Wunsch der Münchner, dass es mit der Oidn Wiesn weiter geht. Es wäre schade, wenn sie sich nun durch so eine Entscheidung an die große Wiesn annähert”, findet er.

Traurig wäre Bachmaier in jedem Fall, wenn es das Herzkasperlzelt 2024 nicht mehr geben würde. Pragmatisch gibt er zu: “Mei, dann is halt so. Aber ich habe die Arbeit immer sehr gerne gemacht und würde gerne weitermachen”, so der Wirt. Wie es also mit der Oidn Wiesn weitergeht, entscheidet sich voraussichtlich am 7. Mai in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses des Stadtrats.





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