Hornstrandir. Das Reich der Polarfüchse heißt auf Island Hornstrandir. Die Halbinsel gehört zu den Westfjorden. Die Polarfüchse sind hier erstaunlich zutraulich. Kein Wunder, im Naturreservat stehen sie unter Schutz – während sie in anderen Teilen Landes gejagt werden dürfen. Bereits die Anreise ist ein Abenteuer, denn Hornstrandir erreicht man nur mit einer kleineren Fähre. Das Boot startet in Ísafjörður, der Hauptstadt der Westfjord-Region. Dort gibt es bunte Holzhäuser, die Fischhändler im 18. und 19. Jahrhundert erbauten. So beginnt die Zeitreise.

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Wellen schaukeln das Boot heftig durch. Die Gischt spritzt. Es geht vorbei an Eismassen und schroffen Klippen. Mit etwas Glück zeigen sich während der einstündigen Überfahrt Robben, Papageientaucher und manchmal sogar Wale. Noch weiter im Norden käme nur noch Grönland.

Früher lebten die Bewohnerinnen und Bewohner von Hornstrandir überwiegend vom Walfang. Landwirtschaft war hier kaum möglich. Nachdem die Jagd auf Wale verboten war, stiegen viele Fischer auf Hering um. Doch dann gab es an anderen Orten bessere Fangplätze und irgendwann vielerorts bessere Arbeit. Die letzten Menschen verschwanden in den 1950er-Jahren. Strenge Winter, die schroffe Natur und harte Lebensbedingungen vertrieben sie.

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Hornstrandir ist heute eine der einsamsten Gegenden Islands

Die alte Walfabrik beim Fischerdorf Hesteyri gehört zu den stillen Zeugen der alten Zeit. Ein schmaler Pfad entlang der Küste führt dorthin – einfach dem Schild Richtung Stekkeyri folgen.

Mittlerweile sind die Tanks verrostet, und das Backsteingebäude ist weitgehend zerfallen. Nur der Schornstein ragt noch in die Höhe. Für Fotografie-Fans auf der Suche nach Lost Places ein wunderbarer Ort. Die Natur erobert sich alles mächtig zurück.

Bis heute führt keine Straße auf die Halbinsel

Auch der alte Friedhof beim Anlegesteg ist von Blumen überwuchert. Früher gab es hier eine Kirche. Da Baumaterialien wie Holz auf Island rar sind, wurde das Gebäude kurzerhand abgebaut. Nun steht die kleine Kirche, an die hier nur noch eine Glocke und Gedenktafel erinnern, in einer Nachbargemeinde.

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Seit 1975 ist das Gebiet ein Naturreservat. Neben Polarfüchsen locken zahlreiche Vögel und viel Landschaft Wandernde sowie Fotografinnen und Fotografen auf die Halbinsel. Auf der Ostseite gibt es eine Klippe, die über 500 Meter hoch ist. Dort tummeln sich etwa Eissturmvögel, Trottellummen und noch mehr Papageientaucher.

Wandernde können die Region ausschließlich im Sommer besuchen. Mittlerweile kommen ganze Gruppen für Tagestouren. Doch schon ein paar Meter weiter ist da wieder diese wohltuende Ruhe und Einsamkeit.

Isländer im Schlauchboot auf dem Weg zu ihrem Sommerhaus.

Isländer im Schlauchboot auf dem Weg zu ihrem Sommerhaus.

Gefühlt steht man mitten in einer schönen Postkarte. Bächlein fließen saftig-grüne Hügel hinunter, während das schmalblättrige Wollgras im Wind tanzt – so sieht es aus, das Land der Trolle und Elfen.

Egal, wohin der Blick schweift, überall ist diese Weite, die für Island typisch ist. Dennoch ist Hornstrandir begrenzt – durch das Moor Skorarheiði und zwei Gletscherfjorde abgeschnitten. Bis heute führt keine Straße auf die Halbinsel. Nur noch wenige Einheimische haben hier ein Sommerhaus.

Individuelle Touren müssen gut geplant werden

Wer Island abseits der Touristenströme der Ringstraße und des Golden Circles erleben will, ist auf Hornstrandir genau richtig. Doch das Potenzial spricht sich immer mehr herum.

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Das zeigt sich schon bei der Anreise: Früher mussten Besuchende in ein Schlauchboot umsteigen, um in kleinen Gruppen an den Strand von Hesteyri gefahren zu werden. Seit einiger Zeit gibt es dort einen schwimmenden Steg – so können Tagestouris viel komfortabler die kleine Fähre verlassen und sich der Wildnis nähern.

Als das Boot auf die Küste zufährt, kommen einige Leute mit Schubkarren angelaufen. Die Fähre bringt im Sommer nicht nur Besuchende, sondern auch Lebensmittel. Die Zutaten werden im ehemaligen Arzthaus verarbeitet und serviert. Denn „Old Doctor’s House“ ist mittlerweile ein kleines Café, eine Pension für Sommerurlaubende und ein Info-Point für Wandernde.

Neben den Tagestouris gibt es auch Wandernde, die an organisierten Mehrtagestouren teilnehmen. Wer die Region auf eigene Faust erkundigen will, sollte seine Tour vorab genau planen. Wandernde dürfen die markierten Wege nicht verlassen. Und jeder muss seinen Müll wieder mitnehmen. So versucht die isländische Umweltbehörde die Wildnis zu bewahren und den Wildtieren ihre Ruhe zu lassen.

Eine unbeirrbare Polarfuchsfamilie

Bei der alten Walfabrik lebt eine Polarfuchsfamilie. Als eine Gruppe mit Tagestouris dort auftaucht, lassen sich die Tiere bei ihrer Futtersuche nicht beirren. Die einzigen einheimischen Landsäugetiere Islands ernähren sich von Vogeleiern, Küken, Beeren, Algen und manchmal von kleinen Fischen. Sogar als einige Touris begeistert lautstark ihre Kameras zücken, setzt die Fuchsfamilie ihren Streifzug fort.

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Die Polarfüchse sind an die Umgebung im Land aus Feuer und Eis perfekt angepasst. Im Sommer ist ihr Fell grau-braun. Erst im Winter verfärbt es sich und wird weiß wie der Schnee. Sie sollen einst von Grönland gekommen sein.

Auf Hornstrandir dürfen Polarfüchse anders als im Rest Islands nicht gejagt werden.

Auf Hornstrandir dürfen Polarfüchse anders als im Rest Islands nicht gejagt werden.

Im angrenzenden Fjord schaut plötzlich eine Robbe neugierig aus dem Wasser und taucht nach einiger Zeit wieder ab. Vermutlich ahnen die Tiere, dass die Gruppe bald wieder abreist. Spätestens im Winter gehört Hornstrandir den Wildtieren wieder ganz alleine.

Was du für deine Reise nach Hornstrandir wissen musst

Anreise: Nach Ísafjörður gelangen Urlaubende mit dem Auto oder Flugzeug. Von dort starten Ausflugsboote nach Hornstrandir – etwa zum Fischerort Hesteyri. Alternativ legen Boote in Bolungarvík ab. Unbedingt einige Tage im Voraus buchen – die Plätze sind begrenzt. (Mehr dazu hier).

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Einreise: Deutsche brauchen einen Reisepass oder Personalausweis, aber kein Visum.

Reisezeit: Von Juni bis August sind Touren nach Hornstrandir möglich. Die Westfjorde kann man ganz jährlich besuchen – im Winter sollte man unbedingt mit Schnee rechnen.

Aktivitäten: Die meisten Wanderrouten gelten als anspruchsvoll. Wandernde sollten eine gute Kondition haben und die richtige Ausrüstung mitnehmen.

Ausrüstung: Vor Ort gibt es kaum Mobilfunknetz – also eine Wanderkarte mitnehmen oder vorab herunterladen. Und für den Notfall ein Satelliten-Kommunikationsgerät einpacken. Auch im Sommer kann es kalt werden – Handschuhe, Mütze, Schal, Regenjacke nicht vergessen.

Unterkunft: Wer mehrere Tage bleiben will, kann auf den ausgewiesenen Campingplätzen im Naturreservat schlafen oder ein Zimmer in „Old Doctor’s House“ buchen – unbedingt vorher reservieren.

Währung: Ein Euro entspricht rund 150 isländischen Kronen (Stand: 30. April).

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rr/RND/dpa



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