Mehr als fünf Tage nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke in Baltimore behindern
widrige Bedingungen die Bergungsarbeiten. Wegen des schlechten Wetters
und der Trümmer habe man bislang keine Taucher zurück ins Wasser
schicken können, sagte der Gouverneur des US-Bundesstaats Maryland,
Wes Moore, dem US-Sender CNN. Es handele sich um eine
“unglaublich komplizierte Situation” – es seien aber erste Fortschritte zu verzeichnen. 

So konnte nach Behördenangaben ein erstes, 200 Tonnen
schweres Teil der eingestürzten Brücke beseitigt werden. “Das ist der erste von vielen, vielen, vielen Schritten nach
vorn”, sagte der Verkehrsminister von Maryland, Paul Wiedefeld.

Ein Containerschiff hatte vergangene Woche einen Stützpfeiler der Francis-Scott-Key-Brücke gerammt und die mehr als 2,5 Kilometer lange,
vierspurige Autobahnbrücke zum Einsturz gebracht. Mehrere Menschen kamen
ums Leben. 

Zwei tote Arbeiter geborgen

Die Leichen zweier Männer wurden bereits aus einem
Pick-up-Truck in sieben Meter Wassertiefe geborgen
, nach vier Vermissten
wird immer noch gesucht. Die Behörden gehen davon aus, dass die Männer
tot sind. Den Angaben nach handelt es sich um Bauarbeiter
lateinamerikanischer Herkunft, die zum Unglückszeitpunkt auf der Brücke
Schlaglöcher ausbesserten.

Seit der Kollision blockiert das
Stahlgerippe der Brücke die Fahrt aus dem Hafen von Baltimore, auch
das havarierte Schiff Dali befindet sich noch am Unfallort. Bei der Räumung müssen unter anderem die gewaltigen Stahlträger der zerstörten Brücke
durchtrennt und mithilfe von Lastkränen aus dem Weg gehievt werden. So
soll zunächst ein provisorischer Kanal entstehen, über den weitere Boote
für Bergungs- und Aufräumarbeiten an die Unfallstelle gelangen können.

Hafen noch längere Zeit unbenutzbar

Im Einsatz waren sieben Schwimmkräne, darunter einer, der bis zu 1.000
Tonnen heben kann. Hinzu kamen zehn Schlepper, neun Lastkähne, acht
Bergungsschiffe und fünf Boote der Küstenwache.

Nach
Angaben der zuständigen Behörden dürfte es längere Zeit dauern, bis der
Hafen von Baltimore wieder erreichbar ist. “Ein Schiff, das fast so
groß ist wie der Eiffelturm, steckt im Kanal fest und die Key Bridge
liegt darauf”, sagte Gouverneur Moore bei CNN. “Es wird also ein
langer Weg werden.”

Die Brücke wurde vor dem Einsturz durchschnittlich von 30.000 Fahrzeugen
pro Tag genutzt. Ihr Ausfall und die Blockade des Hafens durch die
Trümmer beeinträchtigt nicht nur Tausende Hafenangestellte, sondern
dürfte sich auch für Verbraucher bemerkbar machen, weil sich
Schiffslieferungen verspäten. Im Hafen von Baltimore werden besonders viele Autos und Agrarprodukte umgeschlagen.



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