Die Diskussionen um Zuwanderung in Deutschland sind ein viel diskutiertes Thema, doch ein Phänomen rückt immer mehr in den Fokus: die Abwanderung. Wie das Statistische Bundesamt berichtet, haben im Jahr 2022 etwa 1,2 Millionen Menschen Deutschland verlassen, darunter waren 268.167 deutsche Staatsbürger.
Dieser Trend ist besorgniserregend, denn er wirkt sich auf verschiedene Bereiche der Gesellschaft aus, wie etwa auf den Arbeitsmarkt und soziale Strukturen. Doch was motiviert Menschen, ihre Heimat zu verlassen, und was zieht sie ins Ausland? Und wie ergeht es denjenigen, die hierher kommen, um zu arbeiten und zu leben?
Auswanderer-Paar ist zwischen zwei Ländern zerrissen
Janine Brück, eine 31-jährige Rückkehrerin aus Norwegen, spiegelt die Zwiespältigkeit vieler wider, die nach einem Aufenthalt im Ausland nach Deutschland zurückkehren. Das berichtet die „Welt“ . Trotz der Vorteile eines ruhigen Lebens und eines höheren Einkommens in Norwegen, vermisste sie Familie und Freunde.
Gleichzeitig empfand sie die politische Entwicklung in Deutschland als erschreckend. „Manchmal frage ich mich, warum ich eigentlich zurück in Deutschland bin“, teilt Brück ihre Gedanken. In ihrer Heimat angekommen, fiel ihr auf, dass die Gesellschaft politisch nach rechts gerückt sei und die Situation auf dem Wohnungsmarkt sich verschlechtert habe.
In Norwegen ohne finanzielle Sorgen
Mit ihrem Mann Marcel verbrachte sie zwei Jahre in Norwegen, wo sie sich zunächst in dem kleinen Dorf Kolvereid niederließ und später in das Fischerörtchen Nyksund zog. In Deutschland hatte sie nie Geld sparen können, in Norwegen hingegen ermöglichte ihr ein höheres Einkommensniveau, finanzielle Rücklagen zu bilden.
„Wir hatten auf einmal Geld, das wir sparen konnten – das hatten wir in Deutschland nie“, erklärt Brück. Ihr Gehalt als Krankenpflegerin und das Einkommen ihres Mannes in einer Werft, kombiniert mit vergleichsweise geringen Mietkosten, führten zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben.
Doch trotz der finanziellen Verbesserung fühlte sie sich in Norwegen nicht heimisch und fand es schwierig, Zugang zur norwegischen Gesellschaft zu finden. „Die Norweger sind ein sehr verschlossenes Volk, es ist schwer als Außenstehender reinzukommen“, sagt sie über die Herausforderungen der Integration.
Wohin wandern Deutsche meistens aus?
Ein Blick auf die Destinationen, in die Deutsche auswandern, zeigt, dass die meisten nicht weit weg ziehen. Laut „Frankfurter Rundschau“ ist die Schweiz mit über 20.000 Auswanderern das beliebteste Ziel, gefolgt von Österreich und den USA. Es zeichnet sich ein Muster ab: Auswanderer sind oft jung und hochqualifiziert, sie suchen nach besseren Berufschancen oder einem anderen Lebensstil.
Eine von der „Frankfurter Rundschau“ zitierte Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigt, dass die meisten Auswanderer aus Deutschland zwischen 25 und 39 Jahren alt sind und über einen Hochschulabschluss verfügen. Berufliche Gründe stehen bei vielen an erster Stelle, aber auch die Suche nach einem anderen Lebensstil ist ein wichtiger Beweggrund, das Land zu verlassen.
Einwandernde Fachkräfte in Deutschland
Auf der anderen Seite des Spektrums stehen die Fachkräfte, die nach Deutschland kommen. „Der Spiegel „ berichtet über eine Umfrage von InterNations, einem Netzwerk für im Ausland lebende Akademiker, die nicht gerade schmeichelhafte Ergebnisse für Deutschland aufzeigt. Mit Blick auf den “Expat Basics Index“ belegt Deutschland den letzten Platz unter 52 Ländern hinsichtlich der Bedingungen für ausländische Fachkräfte.
Die Teilnehmer der InterNations-Umfrage, die größtenteils einen akademischen Abschluss haben, berichten von Herausforderungen, die sie bei der Wohnungssuche und der Organisation von alltäglichen Dingen wie Internetanschluss oder Bankkonto in Deutschland erleben.