August Hanning, der ehemalige Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), warnte in einem Interview mit dem britischen „Telegraph“ vor der unterschätzten Bedrohung durch Russland. Deutschland, geprägt von einer naiven Pazifismus-Haltung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, müsse sich der Realität des Konflikts stellen, so Hanning.
Er warnte davor, dass viele Deutsche noch nicht erkannt hätten, dass „wir in einem Konflikt mit Russland sind – das wurde unterschätzt“, zitiert die britische Zeitung. Hanning erklärte, dass es auch in Deutschland eine Sympathie für Russland gebe, insbesondere in Ostdeutschland und in bestimmten Elementen der politischen Extreme, sowohl links als auch rechts.
Hanning warnt eindringlich vor russischem Konflikt mit der NATO
Die russische Konfliktpartei, so Hanning laut „The Telegraph“, sei in einem Konflikt mit der NATO, und Deutschland sei Teil dieses Konflikts. Die Warnungen des ehemaligen Geheimdienstchefs kommen, nachdem russische Staatsmedien ein Gespräch zwischen hochrangigen deutschen Militäroffizieren veröffentlichten, das Details über britische Truppen in der Ukraine offenlegte.
Die Sicherheitsmängel Deutschlands gingen jedoch über die Kommunikation hinaus, erklärte der pensionierte Geheimdienstchef. Er verwies auf die Abschaffung der Wehrpflicht und die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung der Armee und der Geheimdienste. Hanning kritisierte zudem, dass die deutschen Geheimdienste durch eine „übermäßige Bürokratie“ eingeschränkt seien.
Hanning sieht Scholz’ „Zeitenwende“-Rede als dringenden Weckruf
Hanning erwähnte die „Zeitenwende“-Rede von Kanzler Olaf Scholz im Februar 2022 als „Weckruf“. Die Rede wurde von einer Aufstockung des Verteidigungshaushalts begleitet, die Deutschland einen der höchsten Militäretats in Europa einbrachte. Dennoch, so Hanning gegenüber „The Telegraph“, gebe es viele Menschen in Deutschland, „die noch nicht aufgewacht sind.“