Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in den Praxen ist weiter gestiegen. Ende vergangenen Jahres waren 187.441 Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit einer Zulassung zur Versorgung von gesetzlich Versicherten tätig. Das geht aus einer Auswertung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Damit waren es 2.143 mehr als Ende 2022. Erstmals gab es jedoch mehr als 60.000 Medizinerinnen und Mediziner in Teilzeit.

Bei den Hausarztpraxen zeigte sich erstmals seit mehreren Jahren kein Rückgang mehr. Zum Stichtag 31. Dezember 2023 gab es demnach laut Bundesarztregister 51.389 Hausärztinnen und Hausärzte und damit 75 mehr als Ende 2022. Zehn Jahre zuvor waren es aber noch 52.262 Hausärztinnen und Hausärzte gewesen.

“Die Praxis vor Ort ist ein Faktor der sozialen Stabilität”, sagte KBV-Chef Andreas Gassen. Wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) richtigerweise davon spreche, die ambulante Versorgung stärken zu wollen, dann müsse es darum gehen, die Rahmenbedingungen für die Praxen zu verbessern und nicht, sie in ein immer starreres Regelwerk zu zwingen. Die niedergelassen Haus- und Fachärzte seien mit einer Milliarde Patientenkontakten im Jahr das Rückgrat der Versorgung.

Insgesamt wuchs die Zahl der Ärztinnen und Ärzte im Vergleich zu Ende 2022 leicht um 0,7 Prozent auf nun 153.726. Darunter waren 49.217 angestellte Ärztinnen und Ärzte, denen die Praxis nicht selbst gehört. Die Zahl der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten stieg den neuen Daten zufolge um 3,4 Prozent auf 33.715. Der Teilzeit-Anteil liegt im Schnitt aller Fachgruppen bei 35,8 Prozent. Vor diesem Hintergrund bleibe die Ressource Zeit knapp, erläuterte die KBV.

Der Anstieg des Durchschnittsalters flaute in den vergangenen Jahren ab, wie es in der Auswertung heißt. Wie 2022 lag der Schnitt Ende 2023 bei 54,1 Jahren. Im Jahr 2001 hatte er noch bei knapp unter 50 Jahren gelegen. Den höchsten Altersschnitt gibt es aktuell bei ärztlichen Psychotherapeuten mit gut 60 Jahren, bei Hausärzten liegt er bei gut 55 Jahren.

Dichtes Netz an Praxen nicht gesichert

Es entscheiden sich auch immer mehr Frauen für eine Praxis. Psychotherapeutinnen und Ärztinnen kommen zusammengenommen nun auf 51,5 Prozent, nachdem sie 2022 erstmals die 50-Prozent-Marke überschritten hatten.

Lauterbach hatte deutlich gemacht, dass ein dichtes Netz von Hausarztpraxen auf längere Sicht nicht gesichert sei. In vielen Bereichen auf dem Land und in ärmeren Stadtteilen werde es künftig nicht möglich sein, einen Hausarzt zu finden. Um dem entgegenzuwirken, soll ein Gesetz bessere Arbeitsbedingungen schaffen. Unter anderem sollen für Hausärzte Vergütungsobergrenzen wegfallen. In Regionen mit vielen sozial benachteiligten Menschen sollen Gesundheitskioske als leicht zugängliche Beratungsstellen für Behandlung und Prävention entstehen.

KBV-Vize Stephan Hofmeister sagte, im Prinzip sei eine Niederlassung mit einer Praxis eine gute Option, um selbstständig zu arbeiten und auch Familie und Beruf zu vereinbaren. Trotzdem sei die Gefahr eines “Ausblutens” der Versorgung nicht gebannt. Mit den derzeit schlechten Rahmenbedingungen dürfte es schwierig sein, junge Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen. Dazu zählten überbordende Bürokratie und nicht funktionierende Digitalisierung.



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