Einen „ungewöhnlichen und unerwarteten Anstieg“ der Ornithose-Fälle bemerkt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit Dezember 2023 in Deutschland und im europäischen Ausland. Mehr Menschen als sonst haben sich mit der Infektionskrankheit, auch als Papageienkrankheit bekannt, infiziert. Es wurden auch vereinzelt schwere Erkrankungen und Todesfälle bekannt. Was weiß man über die aktuellen Ansteckungen, über den Erreger und die Krankheit? Ein Überblick.
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Papageienkrankheit: Sieben Fragen und Antworten
Ornithose: Wie steckt man sich an?
Eine Ornithose wird durch das Bakterium Chlamydophila psittaci ausgelöst. Erreger sind vor allem in Vögeln zu finden: Papageien, Tauben, Möwen und anderen Arten. Menschen können sich durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren anstecken, aber auch beim Einatmen von Kotstaub, etwa bei der Käfigreinigung.
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Infektionen werden daher vor allem beobachtet bei Menschen, die Geflügel züchten; Tierärzten und Tierärztinnen; Haustierbesitzenden und Personen, die sich viel im Garten aufhalten. „Es gibt derzeit keine Anzeichen dafür, dass diese Krankheit durch Menschen verbreitet wird“, hält das Robert Koch-Institut (RKI) in seiner Märzausgabe des epidemiologischen Bulletins fest. „Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Mensch zu Mensch sehr gering.“
Wie ist die Lage in Deutschland?
Der bemerkte Anstieg der Fälle hierzulande befindet sich auf insgesamt niedrigem, aber untypischen Niveau: Im Dezember 2023 wurden in Deutschland fünf bestätigte Fälle gemeldet. Im Januar und Februar dieses Jahres sind sechs weitere dazugekommen. Das sind mehr als üblicherweise zu erwarten: Im Schnitt wurden in Deutschland in den Vorjahren zwischen 11 und 19 Fälle pro Jahr gemeldet und maximal zwei pro Monat.
Das sind aber nur die offiziell erfassten Fälle. Das RKI vermutet, dass Menschen mit einer Ornithose-Infektion nicht in der Statistik auftauchen, da meistens nur schwerer Erkrankte untersucht und speziell auf den Erreger hin getestet werden. Es könnte also mehr Infektionen geben als offiziell bekannt.
Wer erkrankt – und wo?
Das mittlere Alter der neueren elf Fälle hierzulande ist dem RKI zufolge 43,5 Jahre. Die jüngste Person ist 21, die älteste 76 Jahre alt. Sechs Erkrankte sind Frauen – sie sind also statistisch gesehen etwas häufiger betroffen. Neun Erkrankte sind im Krankenhaus behandelt worden – alle hatten eine Lungenentzündung. Niemand ist verstorben. Von zwei Personen ist bekannt, dass sie Kontakt mit Papageien und/oder Hühnern hatten.
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Vier der elf Fälle wurden aus der Region Hannover in Niedersachsen gemeldet. Auch in den Vorjahren gab es hier bereits vermehrt Fälle. In Schleswig-Holstein und Thüringen wurden neuerdings ebenfalls Fälle bemerkt.
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Wie ist die Lage im Ausland?
Auch in den Nachbarländern sei die Zahl der Fälle seit November und Dezember vergangenen Jahres markant gestiegen, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Österreich, Dänemark, Schweden und die Niederlande meldeten eine Häufung der Fälle. Im Ausland gab es auch Todesfälle: In den Niederlanden ist ein Mensch daran gestorben, in Dänemark vier. In Schweden und Dänemark wurde bei mehreren Fällen angegeben, dass Infizierte Kontakt zu Ausscheidungen von Wildvögeln hatten – beispielsweise bei einer Fütterung.
Welche Symptome gibt es?
Eine Ornithose äußert sich im Allgemeinen als leichte grippeähnliche Erkrankung. Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit zählen beispielsweise zu den Symptomen. Infizierte können aber auch schwere und lebensbedrohliche Lungenentzündungen entwickeln. Bei korrekter Diagnose ist eine Ornithose mit Antibiotika behandelbar. Die Krankheit ist in Deutschland meldepflichtig.
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Wieso gibt es plötzlich mehr Fälle?
Die Ursachen für den Anstieg der Fälle sind Gesundheitsbehörden zufolge unbekannt. Es gibt aber Vermutungen, womit das zusammenhängen könnte:
- Das Bakterium könnte verstärkt unter Wild- und Hausvögeln kursieren. Bislang haben die zuständigen Institute allerdings keinen relevanten Anstieg der Fallzahlen bei Vögeln erfasst.
- Mehr Menschen könnten auf Lungenentzündungen getestet werden – und dadurch auch mehr Fälle der Papageienkrankheit entdeckt und erfasst werden. „So könnte die Häufung von Fällen im Raum Hannover auch auf eine höhere Sensibilisierung und mehr Testungen in diesem Gebiet zurückzuführen sein“, heißt es im RKI-Bericht.
Wie schätzen Gesundheitsbehörden die Gefahr ein?
Das Gesundheitsrisiko für Menschen sei nach momentaner Datenlage als gering einzustufen, sagt die WHO. Gesundheitsbehörden beobachtet die Situation aber weiter. Die betroffenen Länder haben ihre epidemiologischen Überwachungsmaßnahmen verstärkt. Auch Proben von Wildvögeln werden untersucht. Das Ziel: mögliche Häufungen von Fällen identifizieren.