53 Milliarden Euro kostet die Errichtung von Ägyptens „Neuer Verwaltungshauptstadt“, die für einen wirtschaftlichen Aufschwung sorgen soll. Kritiker fürchten, dass damit nicht allen geholfen ist.
In der Wüste östlich von Kairo erstreckt sich eine ungewöhnliche Metropole. Wie CNN berichtet, ist die „New Administrative Capital“ (dt. „Neue Verwaltungshauptstadt“), ein Visionärsprojekt von Präsident Abdel Fattah el-Sisi, knapp 50 Kilometer von der alten Hauptstadt Cairo entfernt und wirbt mit dem höchsten Turm Afrikas sowie der größten Kathedrale des Nahen Ostens. Die Großbaustelle, die bereits 2016 ihren Anfang genommen hat, stehe kurz vor dem Abschluss ihrer ersten Phase, so Stadtplaner Khaled Abbas.
Trotz anfänglicher Skepsis zieht allmählich Leben in die Stadt ein. Bislang haben über 1500 Familien den Schritt in die neue Stadt gewagt, und bis Ende 2024 soll sich diese Zahl laut Abbas auf etwa 10.000 erhöhen. Rund 48.000 Regierungsangestellte pendeln bereits täglich in die Stadt, um in den umgezogenen Ministerien zu arbeiten.
Ägypten baut neue Hauptstadt für 53 Milliarden Euro
500 Milliarden Ägyptischen Pfund (circa 10 Milliarden Euro) wurden allein in die erste Bauphase investiert, während das Gesamtprojekt früheren Schätzungen zufolge rund 53 Milliarden Euro kosten könnte. Um die wirtschaftliche Attraktivität zu steigern, setzt die Stadtplanung auf moderne Technologie wie künstliche Intelligenz für das Ressourcenmanagement und eine ausgefeilte Sicherheitsinfrastruktur mit Tausenden von Überwachungskameras.
Laut Abbas soll die komplette Verwaltung des Landes schließlich von der neuen Hauptstadt aus gesteuert werden. Institutionen, internationale Banken und Unternehmen haben sich bereits in der zentral gelegenen Finanzstadt niedergelassen oder planen, dies zu tun.
Bau soll die Wirtschaft ankurbeln – profitieren nur die Reichen?
Doch die Errichtung der neuen Hauptstadt hat auch ihren Preis. Die Ausgaben für das Projekt werden in Zeiten einer wirtschaftlichen Rezession und der anhaltenden Spannungen durch den Krieg in Gaza kritisch beäugt. Zudem vermuten Kritiker, dass eine der zentralen Motivationen hinter der Errichtung der Hauptstadt darin läge, die Regierung von Demonstrationen auf Distanz zu halten.
Eine andere Sorge liegt darin, dass nicht die gesamte Bevölkerung von dem wirtschaftlichen Wachstum profitieren würde. Diese bestätigt sich bereits in der Anbindung der neuen Hauptstadt. Zwar wurden laut dem „Business Insider“ insgesamt 7000 Kilometer an neuen Straßen errichtet, allerdings führen die meisten von ihnen in Kairos Vororte der oberen Mittelschicht.
Den Autobahnen müssen wiederum Grünanlagen und bereits bestehende Wohngebiete Platz machen. Zwar existieren Pläne zur Umsiedelung der Betroffenen in die neue Verwaltungshauptstadt, allerdings fürchten Kritiker, dass die Wohnungen dort sich für viele als unerschwinglich erweisen könnten.