Das große Sanddorn-Sterben in Mecklenburg-Vorpommern wird länger erforscht als anfangs geplant. Das auf drei Jahre bis Ende 2023 angelegte Verbundprojekt mehrerer Institutionen in Deutschland ist um ein Jahr verlängert worden, wie Leiter Frank Hippauf der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin sagte. Beteiligt sind nach seinen Angaben die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei sowie das Julius-Kühn-Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau in Dossenheim bei Heidelberg. Gefördert werde die Forschung durch das Bundeslandwirtschaftsministerium.
Es sei keine klar definierte Krankheit gefunden worden, die als Ursache für das seit etwa zehn Jahren zu beobachtende Sterben der Spezialkultur Sanddorn gelten könne, sagte Hippauf. Das Problem liege vermutlich im Zusammenspiel verschiedener Erreger in Kombination mit Witterungsextremen. Man habe eine Reihe Pilze gefunden, die aber wohl per se im Boden vorhanden seien. Möglicherweise würden sie aber bei einem Extrem wie der Trockenheit der vergangenen Jahre zum Problem. Darauf deuteten die bisherigen Ergebnisse hin.
Auch der regelmäßige Rückschnitt der Sträucher bei der Ernte, Wildverbiss, Bodenbearbeitung mit Verletzung der Wurzeln oder Unkräuter könnten zur Schwächung der Pflanzen beitragen. Die Pionierpflanze Sanddorn, die immer als ausgesprochen robust galt, sei möglicherweise empfindlicher als bisher gedacht. «Es ging viele Jahre gut, weil es gepasst hat, und wenn jetzt sich die Bedingungen ändern, kann es doch geschehen, dass große Flächen eingehen.»
«Das Thema ist komplex, aber das macht auch Mut», sagte der Forscher. «Das lässt hoffen, dass man gegensteuern kann, etwa über die Züchtung robuster Sorten oder die Anbaubedingungen.» So habe das Projekt gezeigt, dass im richtigen Maß bewässerte Sanddorn-Sträucher vitaler und damit vermutlich weniger anfällig gegen Krankheitserreger seien.
Für den kommerziellen Anbau in Mecklenburg-Vorpommern, wo in den 1980er Jahren der Sanddorn als Kulturpflanze in der DDR eingeführt wurde, kommen die Forschungsergebnisse möglicherweise zu spät. Der traditionsreichste Betrieb, die Sanddorn Storchennest GmbH in Ludwigslust (Landkreis Ludwigslust-Parchim) hat infolge des Sterbens im Januar Insolvenz angemeldet, wie Geschäftsführerin Silvia Hinrichs sagte. Einst wuchsen nach ihren Worten auf 120 Hektar rund um Ludwigslust die vitaminreichen Beeren, die für zahlreiche Produkte von Säften bis Kosmetika gefragt sind. 70 seien Hektar komplett abgestorben. Von den verbliebenen 50 Hektar gebe es nur noch auf zehn keine Pflanzen mit Symptomen. Seit zwei Jahren gebe es bereits keine Ernte mehr. Der einst zweite große Anbauer in MV, Forst Schneebecke in Marlow (Landkreis Vorpommern-Rügen) zog sich wegen des Problems 2022 aus dem Sanddorn-Geschäft zurück.
Neben kommerziellen Plantagen sind in den vergangenen Jahren im Nordosten auch wild wachsende Bestände abgestorben. Auch da könne die Trockenheit eine Rolle spielen, vielleicht auch das Alter der Pflanzen, sagte Hippauf. «Viele wurden vor mehr als 30 Jahren zum Küstenschutz gesetzt.» Wolle man es genau wissen, müsse man sich jeden Standort einzeln anschauen. Überhaupt sei eine dauerhafte Forschung zum Sanddorn nötig, wenn der Anbau langfristig in Deutschland erfolgreich sein soll. Allerdings ist es bisher eine Nische. Nur auf wenigen hundert Hektar wird die «Zitrone des Nordens» bundesweit angebaut. Größere Betriebe gibt es in Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
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Das große Sanddorn-Sterben in Mecklenburg-Vorpommern wird länger erforscht als anfangs geplant. Das auf drei Jahre bis Ende 2023 angelegte Verbundprojekt mehrerer Institutionen in Deutschland ist um ein Jahr verlängert worden, wie Leiter Frank Hippauf der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin sagte. Beteiligt sind nach seinen Angaben die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei sowie das Julius-Kühn-Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau in Dossenheim bei Heidelberg. Gefördert werde die Forschung durch das Bundeslandwirtschaftsministerium.