Folgen für die Wirtschaft: Abhörskandal zeigt die ganze Misere bei der Digitalisierung in Deutschland

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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik

    Aber keine Sorge:
    Gentechnish verändert

    sind die

Dienstag, 05.03.2024, 11:30

Russland hat ein internes Gespräch deutscher Luftwaffen-Offiziere veröffentlicht. Warum die Abhör-Affäre um den Taurus-Einsatz sinnbildlich für den Digitalisierungsstand Deutschlands ist und welche Folgen das für unsere Wirtschaft hat, beantwortet Unternehmer Martin Limbeck.



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Welche Auswirkungen hat der Abhörskandal auf das Vertrauen in die Bundesregierung und die Wirtschaft?

Natürlich gibt es bei elektronischer Kommunikation keine hundertprozentige Sicherheit. Doch wie kann es sein, dass ausgerechnet die Bundeswehr für Gespräche mit streng vertraulichem Inhalt auf einen Anbieter wie Webex setzt, der bereits während der Corona-Pandemie in der Kritik stand wegen Sicherheitslücken? 

Dieser Vorfall bestätigt einmal mehr das Bild, dass viele Menschen von unserer Regierung und den Verantwortlichen im Kopf haben: Digitalisierung ist in unserem Land leider immer noch ein Fremdwort. Im Zuge der Pandemie haben viele Unternehmen gute Schritte in Sachen digitaler Kommunikation unternommen. Doch die Lernkurve ist in der Wirtschaft um ein Vielfaches höher. Wir haben selbst kurzzeitig mit Webex gearbeitet – und das Tool dann wieder abgestoßen, weil es weniger funktional war als andere Produkte und es immer wieder Sicherheitsbedenken gab.

Über den Experten

Martin Limbeck ist Gründer der Limbeck® Group, Mehrfachunternehmer, Investor, Wirtschaftssenator (EWS), Mitglied des BVMW Bundeswirtschaftssenats und einer der führenden Experten für Sales und Sales Leadership in Europa. Neben seiner Unternehmertätigkeit hält Martin Limbeck Vorträge und engagiert sich als Botschafter von Kinderlachen e.V. für kranke und hilfsbedürftige Kinder in Deutschland. Sein Wissen aus 30 Jahren Unternehmertum gibt er in seiner Mastermind-Gruppe „Gipfelstürmer“ weiter.

Wie kann es sein, dass sich in der Bundesregierung und im Verteidigungsministerium niemand groß Gedanken darüber macht, wie sicher Kommunikationskanäle sind, während Unternehmen sich tausendfach absichern mit Datenschutz- und Einverständniserklärungen, Firewalls und Co. und IT-Spezialisten beschäftigen, die ständig daran arbeiten, dass Server, Websites, E-Mail-Verkehr und mehr wirklich abgesichert sind? Und ich wage zu bezweifeln, dass das Gespräch zur möglichen Taurus-Lieferung die einzige Konferenz ist, die mitgehört wurde.

Welche Rolle spielt die Bundesregierung bei der Förderung der Digitalisierung in Deutschland und wie wirkt sich dies auf den Mittelstand aus?

Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Die Digitalisierung der Wirtschaft in Deutschland stagniert. Der Digitalisierungsindex beträgt aktuell 108,6 Punkte (ermittelt 2023) im Vergleich zu 110,5 Punkten im Jahr 2022. Nach dem starken Anstieg 2021, begünstigt durch die Pandemie, haben wir jetzt bestenfalls noch eine Seitwärtsbewegung. 

Vor allem kleinere mittelständische Unternehmen haben noch großen Aufholbedarf – und bekommen genau an dieser Stelle von der Regierung Steine in den Weg gelegt. Gerade erst wurden im Bundeshaushalt 2024 die Fördergelder für die Digitalisierung der Verwaltung gestrichen. Statt der geplanten 377 Millionen Euro stehen lediglich noch 3,7 Millionen Euro bereit. Wieder mal ein Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein, der gerade Mittelständlern kaum helfen, sondern wieder etliches an unnötiger Verwaltungsmehrarbeit bedeuten wird. 

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Und wie war das mit der steuerlichen Entlastung durch das Wachstumschancengesetz? Die Investitionsprämie für Unternehmen, die in mehr Energie- und Ressourceneffizienz investieren, soll kommen. So weit, so gut – allerdings frühestens 2025, weil die Anträge noch nicht elektronisch übermittelt werden können und erst mal ein geeignetes Portal gebaut werden muss. Und das vermutlich erst, nachdem per Ausschreibung ein geeigneter Dienstleister dafür gefunden wurde. Das kannst du dir alles nicht ausdenken.

Wie bewerten Sie den aktuellen Digitalisierungsgrad Deutschlands aus Unternehmersicht? 

Ich denke, „ausbaufähig“ ist noch nett formuliert. Laut dem World Competitiveness Center des IMD belegte Deutschland 2023 schon keinen Platz mehr unter den Top 20 im Ranking der digitalen Wettbewerbsfähigkeit. Wir rangieren hinter Ländern wie Saudi-Arabien und Tschechien, während in Dänemark, Singapur oder auch den Niederlanden richtig die Post abgeht. 

Eine der Hauptursachen liegt sicher darin, dass sich die Regierung ebenso wie viele Wirtschaftsverantwortliche viel zu lange auf das verlassen haben, was viele Jahrzehnte gut funktioniert hat. Gerade in Asien schießen technische Innovationen regelrecht aus dem Boden – während bei uns noch viel zu lange der Fokus auf den klassischen Branchen wie dem Automobil- und Maschinenbau lag. Doch wenn du als Unternehmer so denkst und handelst, bist du schneller weg vom Fenster, als du gucken kannst. Du musst dich stetig weiterentwickeln und auch mal Risiken eingehen, anders geht es nicht.

Und was die Gestaltung von digitalen Strukturen angeht, glaube ich kaum, dass es irgendwo komplizierter sein kann als in Deutschland. Gerade wenn es um Gründungen geht oder den Ausbau von bestehenden Unternehmen, werden extrem langwierige, regelrecht innovationsbehindernde Prozesse angestoßen. Und alles muss irgendwie gesetzlich reguliert werden. Ich kann verstehen, warum viele Unternehmer darauf keine Lust mehr haben und ins Ausland gehen.

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Was muss sich Ihrer Ansicht nach ändern, damit die Digitalisierung in Deutschland nicht länger ein Hemmnis ist? 

Natürlich ist es leichter gesagt als getan, dass Deutschland in Sachen Digitalisierung endlich aufholen muss. Das fängt schon im Bildungsministerium an: Es kann nicht sein, dass Schüler, die mit einem Abschluss ins Leben entlassen werden, immer noch kaum digitale Kompetenzen haben. Dass einfachste Dinge wie WLAN, Online-Lernen und Co. an vielen Schulen noch diskutiert und nicht realisiert werden, da es entweder an Ressourcen mangelt oder am nötigen Know-how bei den Lehrkräften. Durch die Pandemie gab es endlich den dringend nötigen Digitalisierungsschubs. Ich habe allerdings den Eindruck, dass sowohl Schulen wie auch einige Unternehmen inzwischen wieder einen Schritt zurück gemacht haben. 

Wissen, Innovationsfähigkeit und Digitalkompetenz sind die entscheidenden Faktoren, auf die es heute und in Zukunft ankommt. Für Unternehmen, für unsere Wirtschaft – und damit auch für unsere Regierung. Und es darf nicht sein, dass mangelnde Ausstattung oder Einsparungen an den falschen Stellen dazu führen, dass wir uns selbst um unsere Wettbewerbsfähigkeit bringen – oder sogar unser Land in Gefahr bringen.

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Fabian Mehring

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Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.





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