Die gebürtige New Yorkerin Mildred Kirschenbaum hat geschafft, was wenige schaffen. Im August wird sie 101 Jahre alt. Tatsächlich ist ihr Alter so außergewöhnlich, dass es ihr zurzeit Probleme beim Buchen von Flügen bereitet. Im Buchungssystem sei sie automatisch als „begleitete Minderjährige“ angezeigt worden, sagt Kirschenbaum dem „Business Insider“.
Es habe eine Weile gedauert, bis ihr Reisebüro herausgefunden habe, dass das System das Geburtsjahr 1923 als Eingabefehler ansah. Automatisch habe es jedes Mal 2023 daraus gemacht.
Dabei wolle sie doch noch so viel reisen, sagt Kirschenbaum. Viele dächten ja, ab einem gewissen Alter müsse man zuhause bleiben und Däumchen drehen. Aber sie schnalle sich einfach „Erwachsenenwindeln“ an und ziehe los.
„Ich bin [vor Kurzem] bis zum Himalaya geflogen!“, sagt Kirschenbaum nicht ohne Begeisterung. Vergangenes Jahr sei sie zudem ins Vereinigte Königreich gereicht, bald nehme sie ein Kreuzfahrt nach Mexiko in Angriff.
Kirschenbaum rät dazu, sich und die Welt nicht zu ernst zu nehmen
Nach 100 Jahren auf dieser Welt beeindruckten sie außergewöhnliche Mitmenschen genauso wenig wie ihre eigene Außergewöhnlichkeit, sagt Kirschenbaum. Expertenmeinungen zur Langlebigkeit etwa ignoriere sie schon lange.
So gehe sie regelmäßig zur „Hackfleischbällchen-Nacht“ in einem örtlichen Restaurant, wo sie die Hackfleisch-Happy-Hour ausgiebig nutze. „Auf die, die mir alles Gute wünschen!“, sage sie beim Anstoßen mit Freunden. „Und die, die es nicht tun, können zur Hölle fahren!“
Überhaupt habe sie einen dunklen und selbstironischen Humor, der ihr so manches Mal den Weg durch das Leben geebnet habe. Als sie vor Kurzem von ihren Followern auf Sozialen Medien gefragt worden sei, was das Geheimnis ihrer hundertjährigen Fitness sei, habe sie daher wahrheitsgemäß geantwortet: „Ich trainiere meinen Mund!“
Kirschenbaum will „nicht mit Reue ins Grab gehen“
Eine Sache allerdings habe ihr langes Leben sie gelehrt, sagt Kirschenbaum „nextavenue.org“. Das Leben sei zu kurz, um Menschen, die man eigentlich liebt, zu lange zu hassen. Ihr mittlerweile verstorbener Ehemann Gerald sei zugleich ihr „bester Freund“ gewesen – obwohl sie sich „jeden Tag der Woche“ stritten.
Dafür hätten sie sich immer an eine einfache Regel gehalten: Vor dem Schlafengehen hätten sie den Streit bedingungslos beigelegt. Schließlich liebten sie einander ja eigentlich und konnten sich ein Leben ohne den anderen nicht vorstellen.
„Wir stritten uns über irgendetwas und sagten als nächstes einfach: ‚Hättest du Lust, später Salat zu essen?‘ Wir schlossen die Tür zum Streit.“ Böse Menschen solle man aus seinem Leben fernhalten. Aber wenn man mit guten Menschen streite, solle man nicht nachtragend sein.
Sonst könne es irgendwann passieren, dass man die falschen Leute aus seinem Leben vertreibe. „Wenn man in der ersten Nacht wütend ist, denkt man in der zweiten Nacht vielleicht schon an Scheidung“, sagt Kirschenbaum. Menschen seien impulsiv, aber für solche Fehler sei das Leben einfach viel zu kurz.