Die Diskussion hatte schon vor dem 2:0-Sieg gegen Ungarn begonnen. Ob er denn bei einer komfortablen Führung alle drei Ersatzspieler des VfB Stuttgart, also Chris Führich, Deniz Undav und Waldemar Anton, einwechseln werde? „Erstmal müssen wir schauen, dass wir das Spiel gut hinbekommen“, antwortete Julian Nagelsmann, „dann können wir über solche Zuckerl sprechen.“

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Die Bonbons, von denen der Bundestrainer sprach, wurden nach der 2:0-Führung im zweiten EM-Gruppenspiel gegen Ungarn verteilt. An Außenstürmer Führich, der in der 72. Minute ins Spiel kam und an Angreifer Undav, der in der 84. auf den Rasen durfte – beide besonders gefeiert von den VfB-Fans unter den Zuschauern. Beim 5:1 gegen Schottland hatte Nagelsmann, ganz empathisch, der Bayern-Legende Thomas Müller deren ganz speziellen Auftritt vor heimischem Publikum als Joker ermöglicht.

Vor dem dritten Gruppenspiel am Sonntag in Frankfurt gegen die Schweiz kann und darf es Nagelsmann allerdings nicht darum gehen, zu überlegen, wer diesmal das Zuckerl für einen Kurzeinsatz erhält. Auf dem Spiel steht: der Gruppensieg und damit ein vermeintlich leichterer Achtelfinal-Gegner, der Zweite der Gruppe C (Dänemark, Slowenien oder Serbien – vorausgesetzt England wird Erster). Im Vergleich zur Gruppe B, gegen dessen Zweiten (wohl Italien oder Spanien) man als Gruppen-Zweiter antreten müsste. „Wir wollen Erster werden, das ist wichtig“, sagte Nagelsmann und erklärte: „Das hat mit dem möglichen Gegner zu tun, auch wenn man da Dinge voraussetzt, die man nicht beeinflussen kann. Es könnte sein, dass der Gegner dann nicht der Riesenbrocken ist. Aber das gibt auch eine Wirkung nach Innen und nach Außen, wenn du die Gruppe als Erster beendest.“

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Verwarnungen werden erst nach dem Viertelfinale gestrichen

Doch es lauert: Gelb-Gefahr. Nagelsmann und sein Trainerteam müssen abwägen: Volles Risiko mit Blick auf Rang eins oder doch einige der Kandidaten schonen, die bei einer weiteren Verwarnung im Achtelfinale gesperrt wären? Zur Erklärung: Bei der EM müssen Spieler nach der zweiten und der vierten Gelben Karte aussetzen, einzelne Verwarnungen werden aber nach dem Viertelfinale gestrichen.

Über welche vier Spieler der Bundestrainer nun nachdenken muss und wie die Alternativen lauten:

Jonathan Tah: Der Leverkusener Innenverteidiger, auf der Wunschliste des FC Bayern, sah im Auftaktspiel gegen die Schotten Gelb. Da der 28-Jährige, obwohl Rechtsfuß, auf der linken Seite der Innenverteidigung spielt, wäre Dortmund-Profi Nico Schlotterbeck (24) als Linksfuß wohl erster Ersatz. Außerdem hat der WM-Teilnehmer von 2022 schon öfter im DFB-Team mit Rüdiger gemeinsam verteidigt.

Antonio Rüdiger: Der Champions-League-Sieger mit Real Madrid sah gegen Ungarn wegen Meckerns Gelb. Ohne den 31-Jährigen würde wohl Stuttgarts Waldemar Anton (27) zum Zuge kommen. Auch wenn der Rechtsfuß erst zwei Länderspiele bestritten hat, dürfte er die Nase im Vergleich mit Robin Koch (27) von Eintracht Frankfurt vorn haben. Einen der beiden Innenverteidiger könnte Nagelsmann gegen die Schweiz von der Last befreien, zu vorsichtig spielen zu müssen.

Maximilian Mittelstädt: Der Linksverteidiger sah bei 2:0-Führung gegen Ungarn in der 89. Minute wegen eines taktischen Fouls eine überflüssige Gelbe Karte. Als Ersatz für den 27 Jahre alten Stuttgart-Profi stünde David Raum (26/Leipzig) parat.

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Robert Andrich: Der Leverkusener gibt den Bodyguard von Toni Kroos. Nachdem der 29-Jährige gegen Schottland in Halbzeit eins Gelb gesehen hatte, brachte Nagelsmann bereits zur Pause Pascal Groß (33/Brighton) – um keinen Platzverweis zu riskieren. Gegen die Schweiz dürfte der ballsichere Groß wohl für Andrich, dessen Spiel sehr physisch ist, auflaufen. Und Groß ist ausgeruht, kam gegen die Ungarn nicht zum Einsatz.

Nagelsmanns Gedankenspiele mit Blick auf die Partie gegen die Schweiz: „Es ist schon wichtig, dass wir möglichst viele Spieler aus der ersten Elf wieder auf dem Platz haben, weil wir die Rollen ja bewusst verteilt haben. Es kann natürlich sein, dass wir ein, zwei Spieler durchwechseln.“ Am gefährdetsten sind die gefährdeten Spieler.



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