Die Spannungen zwischen der vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon und Israel nehmen weiter zu. Im Falle einer israelischen Offensive hat die Hisbollah mit großflächigen Angriffen auf das Nachbarland gedroht. “Der Feind weiß genau, dass wir uns auf das Schlimmste vorbereitet haben (…), und dass kein Ort (…) von unseren Raketen verschont bleiben wird”, sagte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah. 

An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es derzeit fast täglich zu Angriffen. Die israelische Armee hatte zuletzt einen Einsatzplan für eine mögliche Offensive im Libanon genehmigt.

Nasrallah sagte außerdem, wenn Israel dem “Libanon einen Krieg aufzwinge”, werde der “Widerstand ohne Grenzen zurückschlagen”. Israel müsse “an Land, im Wasser und in der Luft” mit der Hisbollah rechnen. Die Miliz sei bereit, ohne Einschränkungen und Regeln zu kämpfen. Zugleich sagte der Hisbollah-Chef, er strebe keinen großangelegten Krieg mit Israel an, “die libanesische Front” sei am Verhandlungstisch stark vertreten.

Die Hisbollah habe im Konflikt mit Israel
bisher nur “einen Teil” ihrer Waffen eingesetzt, sagte Nasrallah. “Wir haben neue Waffen
erhalten”, fügte er hinzu, ohne Details zu nennen. 

Der Konflikt an der
Grenze zwischen Israel und dem Libanon verstärkte sich unterdessen. Der
israelischen Armee zufolge waren aus dem Libanon “rund 15 Geschosse” auf
die Gegend um die Stadt Kirjat Schmona im Norden Israels abgefeuert
worden. Einen Teil habe die Luftabwehr abgefangen. Die Armee habe mit
Artilleriefeuer auf die Abschussrampen reagiert.

Nasrallah droht Zypern

Nasrallah drohte außerdem Zypern und warnte das EU-Mitglied davor, Israels Armee im Kriegsfall seine Flughäfen und Stützpunkte nutzen zu lassen. “Die Öffnung zyprischer Flughäfen und Basen für den israelischen Feind, um den Libanon anzugreifen, würde bedeuten, dass die zyprische Regierung Teil des Krieges ist”, sagte der Hisbollah-Chef. Zyperns Präsident Nikos Christodoulidis, wies seinerseits jegliche Beteiligung seines Landes an Israels Militäreinsätzen zurück. Zypern sei “Teil der Lösung und nicht Teil des Problems”, sagte Christodoulidis. Es sei weder in der Region noch anderswo an militärischen Operationen beteiligt.  

Das israelische Militär hatte nach eigenen Angaben in der Nacht zum Mittwoch Stellungen der Hisbollah-Miliz im Süden des Libanon angegriffen. Libanesische Staatsmedien berichteten von israelischen Angriffen auf mehrere Gebiete im Südlibanon. Die Hisbollah teilte mit, vier ihrer Kämpfer seien getötet worden. Als Vergeltung habe sie “dutzende Katjuscha-Raketen und Artilleriegeschosse” auf eine Kaserne in Kirjat Schmona im Norden Israels abgefeuert.

Drohnenaufnahmen aus Nordisrael

Am Dienstag hatte die Hisbollah Luftaufnahmen veröffentlicht, die unter anderem den Hafen von Haifa und andere wichtige strategische Orte in der Gegend zeigen sollen. Angefertigt worden sein sollen sie mit einer Drohne. Israels Generalstabschef Herzi Halevi spielte anschließend Sorgen über die Kompetenzen des Militärs herunter. “Wir haben natürlich unendlich viel größere Fähigkeiten, von denen der Feind meiner Meinung nach nur wenige kennt”, sagte Halevi. Die Armee bereite sich auch darauf vor, mit den Fähigkeiten der libanesischen Schiitenmiliz umgehen zu können.

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vor mehr als acht Monaten greift die vom Iran unterstützte und mit der Hamas verbündete Hisbollah Israel verstärkt mit Raketen und Drohnen an. Zehntausende Menschen mussten seitdem ihre Häuser im Norden Israels verlassen. Israel reagiert auf den Beschuss verstärkt mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon.



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