Berlin. Ein Titel ist bei dieser EM schon vergeben, und zwar an die Schotten. Auch wenn ihre Fußballmannschaft nach Lage der Dinge wahrscheinlich nicht die Vorrunde übersteht, sind ihre Fans die beliebtesten Schlachtenbummler. Die fast 200.000 Köpfe starke „Tartan Army“ in Deutschland ist laut, trinkfest, selbstironisch, anschlussfähig – und vor allem friedlich. Und sie fühlt sich sogar für das Regenwetter verantwortlich, das sie von der Insel mitgebracht zu haben scheint: In Köln halfen zwei Schottland-Fans einem betagten Mann mit Rollator durch den Regen über das Kopfsteinpflaster, fürsorglich hielten sie ihm einen (natürlich karierten) Regenschirm übers Haupt.

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Als Hochrisikospiele sind hingegen die Partien der Engländer eingestuft. Zur Partie gegen Dänemark am Donnerstag (18 Uhr) werden rund 100.000 Anhänger der „Three Lions“ in Frankfurt am Main erwartet. Laut „The Sun“ sollen aber rund 350.000 englische Fans in Deutschland sein. Es könnte also deutlich voller werden. Ein Sprecher der Polizei Frankfurt sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Es ist als Hochrisikospiel eingestuft. Entsprechend wachsam sind wir. Wir rechnen schon am Mittwochabend mit zahlreichen Fans, die anreisen.“ Man sei aber „gut vorbereitet“ und setze „auf ein stufiges Vorgehen, um auf alle Szenarien vorbereitet zu sein“. In erster Linie wolle die Polizei „deeskalierend und kommunikativ“ wirken. „Sollten wir allerdings Straftaten feststellen, schreiten wir natürlich ein und leiten die notwendigen Verfahren ein“, sagt der Sprecher.

Wenn England auf Serbien trifft, gilt das als Hochrisikospiel.

Wenn England auf Serbien trifft, gilt das als Hochrisikospiel.

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Neben den englischen Fans sind vor allem die Serben unter Beobachtung – etwa 500 gewaltbereite, polizeibekannte serbische Anhänger sollen angereist sein. Am Donnerstagnachmittag (15 Uhr) trifft Serbien in der Münchner Allianz Arena auf Slowenien. Die Polizei München stuft die Partie allerdings nur als sogenanntes „Middle-Risk“-Spiel ein. Das bedeute, dass „besondere Maßnahmen zur Fantrennung umgesetzt werden“, wie ein Polizeisprecher mitteilt. So werden im Stadion Pufferzonen eingerichtet, in der Spitze sollen 2000 Einsatzkräfte im Stadion, in der Fanzone und im Stadtgebiet im Einsatz sein. Erwartet wird eine große Zahl anreisender slowenischer und serbischer Fans ohne Tickets. Aktuell gebe es aber keine Hinweise auf zu erwartende Störungen.

400 szenekundige Polizeibeamte aus allen Teilnehmerländern unterstützen die deutschen Sicherheitskräfte und zeigen vor den Spielen auch in Uniform Präsenz. Das soll eine zusätzliche Abschreckungswirkung entfalten.

Polizei „gut vorbereitet“, hat auch vereinzelte Ausschreitungen „schnell im Griff“

Das Bundesinnenministerium zog am Montag eine positive Bilanz. Die Sicherheitsmaßnahmen griffen, die Polizei sei gut vorbereitet und habe auch eine Lage wie in Gelsenkirchen schnell im Griff gehabt.

Dort kam es am vergangenen Sonntag zu Straßenschlägereien mit Stühlen zwischen serbischen und englischen Fans. Festgenommen wurden sieben serbische Anhänger, eine Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung wurde gestellt. Polizeibekannt war von den Festgenommenen niemand. Berichte, laut denen auch Albaner an der Seite der Briten kämpften, kann die Polizei auf RND-Anfrage nicht bestätigen. Nach jetzigem Stand gebe es keine Kenntnisse darüber, dass Personen albanischer Herkunft beteiligt waren.

Italienische „High-Risk-Fans“ wollten Albaner angreifen

Albanien hatte am Vortag im benachbarten Dortmund gespielt. Dort wäre es im Vorfeld des Spiels gegen Italien beinahe zu einer Eskalation gekommen. Bei der Anreise gingen 50 italienische „High-Risk“-Fans, teilweise mit gefährlichen Gegenständen bewaffnet, auf albanische Fans los. Die Einsatzkräfte verhinderten ein Aufeinandertreffen durch ein schnelles Eingreifen.

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Ebenfalls in Dortmund kam es kurz vor Beginn des Spiels der Türkei gegen Georgien (3:1) am Dienstag zu Prügeleien im Stadion. Beide Fanlager griffen sich über einen Zaun hinweg an, die Polizei musste eingreifen und beruhigte die Lage.

Polizisten beim Spiel zwischen der Türkei und Georgien.

Polizisten beim Spiel zwischen der Türkei und Georgien.

Friedlicher Beginn in Hamburg

Auch von kleineren Teilnehmerländern sind oft Zehntausende Fans aus ganz Europa nach Deutschland gereist. In Dortmund trafen sich Albaner aus England, Deutschland, Italien und anderen Ländern, in München kamen Zehntausende Rumänen aus der Heimat und der Diaspora zusammen und feierten friedlich ihre Mannschaft.

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Auch bei einer riskanten Paarung wie Kroatien gegen Albanien in Hamburg gab es laut Polizei im Vorfeld keinerlei Probleme. „Es gab im Vorfeld des Spiels keine nennenswerten Vorfälle“, sagte ein Sprecher dem RND. „Die Fans feiern gemeinsam. Die albanischen Fans haben sich an den Landungsbrücken getroffen und haben von dort aus einen Fan-Walk zum Stadion gemacht. Die Kroaten haben sich in größeren Gruppen auf der Reeperbahn versammelt und sind größtenteils mit der Bahn angereist.“



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